Fotografie:Vom Warum zum Wie

Fotografie: Ein analoges Pendant zum Papierkorb auf dem Desktop und verschiedene fotografische Perspektiven sehen die Besucher der Ausstellung des "Projektraumes Werner Bauer" im Studio an der Rampe.

Ein analoges Pendant zum Papierkorb auf dem Desktop und verschiedene fotografische Perspektiven sehen die Besucher der Ausstellung des "Projektraumes Werner Bauer" im Studio an der Rampe.

(Foto: Christian Endt)

In der Alten Brennerei ist die Jahresausstellung des "Projektraums Werner Bauer" zu sehen. Darin gibt der Ebersberger Kunstverein Einblick in acht Perspektiven künstlerischer Fotografie

Von Peter Kees, Ebersberg

Was dabei herauskommt, wenn sich kreative Menschen mit einer Kamera beschäftigen, kann man derzeit im ersten Stock der Galerie Alte Brennerei des Ebersberger Kunstvereins bestaunen. Der Fotograf Werner Bauer hat ein Jahr lang acht Künstler und Fotografen begleitet und ihnen Impulse gegeben.

Bauer ist freier Fotograf, lebt in Dachau, arbeitet für Industrie und Werbung, aber auch als Künstler und wurde bereits mit einigen Auszeichnungen versehen. Außerdem unterrichtet Bauer seit mehr als 25 Jahren künstlerische Fotografie. "Not untitled" heißt die Jahresausstellung eines seiner Seminare, die nun in Ebersberg zu sehen ist und acht unterschiedliche fotografische Positionen bietet.

Zum Beispiel die Bilder von Heidi Gerhardinger, auf den ersten Blick Vintage-Fotografie: Alte Schwarz-Weiß-Aufnahmen einer Familie hängen in abgenutzten Rahmen. Auf einem Podest liegt ein abgegriffenes Album, ein Flohmarktfund, den Gerhardinger als Ausgangsmaterial für ihre Kunst verwendet: Sie hat - und zwar nicht am Computer, sondern völlig analog - eine Figur und einen roten, mit weißen Punkten versehenen Sonnenschirm in die Bilder "eingearbeitet". Die Requisiten hat sie auf den Fotos platziert und die so entstandenen Collagen abfotografiert. Das Ergebnis hat entzückenden Charme, eine unbedingt überzeugende eigene Sprache. "In einem fremden Leben" hat sie die Werke betitelt, schließlich taucht ihre Figur in andere Wirklichkeiten ein - und doch ergeben sich Beziehungen.

Neben Gerhardinger stellt Steffi Greil scheinbar historische Wandfliesen aus, es könnte sich um Delfter Kacheln aus Holland handeln, selbst die raue Oberfläche täuscht Tönernes vor. Doch das Mosaik heißt "Andenken aus dem Dachauer Hinterland". Und tatsächlich: Betrachtet man die auf einer Holzfläche gefassten Fliesen genauer, so entpuppen sie sich als Fotografien mit Motiven aus dieser Gegend.

Unter den Teilnehmern des "Projektraums Werner Bauer" ist auch die zweite Vorsitzende des Ebersberger Kunstvereins, Geraldine Frisch. Ihre Fotografie, die übrigens von der Bayrischen Staatsgemäldesammlung angekauft wurde, trägt den Titel "Von dem Gegenüber": Eine Makroaufnahme, die grafisch wirkt, beinahe wie ein Negativ. Frisch bezieht ihre Erfahrungen als Architektin in ihre künstlerische Arbeit mit ein: "Lost Places" interessieren sie, die Aufnahme entstand in einer stillgelegten Papierfabrik. Der Blick aufs Detail von Architektur wird in ihrem fast schwarz-weiß wirkenden Bild zu einer feinen ästhetischen Abstraktion. Ebenfalls von Frisch stammt eine hängende Skulptur: ein aus Draht zusammengebauter Korb, der zerknülltes Papier enthält - und das analoge Pendant zum digitalen Mülleimer auf dem Computer sein soll.

Wenn auch die einzelnen Positionen sehr unterschiedlich sind, ist die Ausstellung insgesamt erstaunlich gut gelungen. Vom Warum zum Wie - das sei die Herangehensweise im Seminar gewesen, erzählt Bauer. Es ging nicht darum, Glänzendes zu produzieren, sondern die Machart, das Material nach der Idee auszusuchen.

Dagmar Stefanie Menke hat zwei großflächige, computerbearbeitete Bilder auf Mesh-Gewebe einander gegenüber gehängt: Sie spielt mit Durchsichtigkeit, mit Licht und lässt die beiden Bilder so verwischen; auch der Ausstellungsraum scheint durch. Außerdem zu sehen: Mathias Brandstätters Fensterscheiben, in denen sich etwas spiegelt (Brandstätter ist der klassische Motiv-Finder), assoziative Fotografien von Birgit Kießling ("Es werde Licht"), Mareen Guskes Lichtzeichnungen und Elisabeth Pfahler-Scharfs in Leuchtkästen präsentierte "Reflexionen", gezeigt in einem eigenen Raum, in dem Musik erklingt. Um Strahlen, Wellen, Denken und Bewusstsein geht es da, ums Abtauchen ins eigene Innere.

Die Ausstellung des "Projektraums Werner Bauer" im Studio an der Rampe in Ebersberg ist noch bis Sonntag, 27. November, zu sehen, geöffnet freitags von 18 bis 20 Uhr und am Wochenende jeweils von 14 bis 18 Uhr.

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