SZ-Talentiade:Die Ratte fest im Blick

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Schützin Viola Spahr zielt auf Tierattrappen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die 15-jährige Viola Spahr aus Forstinning ist mehrfache Deutsche Meisterin im 3-D-Bogenschießen. Deshalb stehen im Garten ihrer Familie keine Blumenkübel, sondern allerlei Tierattrappen.

Von Isabel Meixner, Forstinning

Das nächste Ziel hat Viola Spahr klar vor Augen: die Weltmeisterschaft im 3-D-Bogenschießen Ende August in Ungarn. Vor drei Jahren hat die 15-Jährige erstmals einen Bogen in die Hand genommen, seitdem sammelt sie munter Erfolg um Erfolg. 2012 wurde sie erstmals Deutsche Meisterin in der Halle, 2013 dann im Freien, im vorigen Jahr konnte sie sogar beide Deutschen Meisterschaften der zwei Bogensportverbände in Deutschland gewinnen.

Ihre Ziele: kleine und große Tierattrappen, die in unterschiedlichen Distanzen im Wald aufgestellt werden. Je nachdem, wo man sie mit den Pfeilen trifft, erhält man mal mehr, mal weniger Punkte. Ein Hase ist etwa 15 Meter entfernt, ein Bär oder Hirsch schon 40 bis 50 Meter. In der Steiermark, wo Viola an einem Turnier teilgenommen hat, war ein Mammut aufgestellt - in 70, mal in 100 Metern Entfernung. Das sei dann eher ein Spaßschuss, meint sie.

Was ihr an dem Sport gefällt? "Wir machen es als Familie", erzählt die Jugendliche. Das Bogenschießen ist für sie ein willkommener Kontrast zu ihren sonstigen Hobbys Malen und Computerspielen, schließlich ist man viel im Wald unterwegs. Dort finden sich auf einem Parcours die Tierattrappen, auf die der Turnierteilnehmer bis zu drei Pfeile schießen darf. Der erste Treffer zählt.

Die Konkurrenz in ihrer Altersklasse ist aber noch klein

Auf Mittelaltermärkten ist Viola Spahr erstmals mit Bogenschießen in Kontakt gekommen, kurz nach ihr fingen dann auch ihre Eltern an zu schießen. Mit Mutter Kirsten wähnt sich Viola auf einem Niveau, ihr Vater Oliver sei besser, sagt sie. Nur: Der habe in seiner Klasse deutlich mehr Konkurrenz. Bei der Deutschen Meisterschaft nahmen sieben Jugendliche in ihrem Alter teil, bei der Weltmeisterschaft sind es, Stand heute, immerhin schon zehn - bei derzeit 1500 Anmeldungen, der Großteil davon in der Erwachsenenklasse.

Zwei- bis dreimal pro Woche trainiert die Schülerin. Samstag und Sonntag fährt sie häufig auf Turniere, "bis Oktober ist fast jede Woche etwas", erzählt sie. Im Winter geht es, wenngleich seltener, mit Wettbewerben in der Halle weiter. Die Schule? Viola Spahr besucht die neunte Klasse des Franz-Marc-Gymnasiums Markt Schwaben. Mit Lernen habe sie keine Probleme: "Ich gebe Nachhilfe."

Die 15-Jährige startet für den BC Ismaning. Die Pfeile bastelt sie sich, wie alle Bogenschützen, selbst: Sie werden bestmöglich an den Schützen angepasst. Hat sie ihren Bogen komplett ausgezogen, halten Violas Finger zwei bis drei Sekunden lang dem Zug von 30 Pfund stand. Dann lässt sie den Pfeil auf das anvisierte Ziel sausen.

Eine Ratte aus Plastik dient als eines der Ziele für die Bogenschützin Viola Spahr. Geschossen wird aber auch auf Bälle oder Scheiben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Im Garten stehen verschiedene Ziele, etwa eine Rattenattrappe

Trainiert wird aber vor allem im heimischen Garten. Stand, Auszug, Anker, all diese Abläufe müssen perfekt sitzen, wenn man bei einem Turnier bestehen will. Neben der Terrasse sind verschiedene Ziele aufgebaut, die die Familie regelmäßig ins Visier nimmt: eine Rattenattrappe, ein Ball, eine Zielscheibe. Das Training findet in Eigenregie statt, Vater, Mutter und Tochter ersetzen den Coach und weisen sich gegenseitig auf Technikdefizite hin. "Momentan übe ich nur Schießen", sagt Viola.

Bis zur Weltmeisterschaft will sie noch an ein paar Handicaps arbeiten. "Wenn ich ein paar Mal nicht getroffen habe, werde ich oft leicht genervt", weiß die 15-Jährige. Die Trefferwahrscheinlichkeit erhöhe das nicht gerade. Ihre Ziele für die Zukunft? "Olympisches Schießen reizt mich überhaupt nicht", sagt sie. Dabei wird mit einem Recurve mit Visier geschossen, die Ziele befinden sich in einer festgelegten Distanz.

Viola will das 3-D-Bogenschießen als Hobby beibehalten. Die Atmosphäre, die Emotionen der Teilnehmer, die eigene Anspannung sind für sie das, was ein Turnierwochenende ausmacht. Die Nervosität ist ihr geblieben, trotz ihrer Erfolge. "Und wenn ich an die WM in Ungarn denke, bin ich jetzt schon aufgeregt."

© SZ vom 08.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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