Forstinning:Offensive für die Umfahrung

Mit neuer Webseite und Faltblättern wirbt eine Bürgergruppe für die geplante Forstinninger Umgehungsstraße

Von Korbinian Eisenberger, Forstinning

Im Dauerstreit wegen der geplanten Umgehungsstraße in Forstinning gehen nun die Befürworter der Pläne in die Offensive. Nachdem zuletzt vor allem die Gegner des Vorhabens öffentlichwirksam für ihr Anliegen warben, hat sich im Ort nun eine zweite Initiative gegründet. Unter dem Namen "V.i.S.d.P Bürgergruppe Moos/Schwaberwegen" schlossen sich 30 bis 50 Dorfbewohner zusammen und stellten eine entsprechende Webseite ins Netz. Zudem verteilten zwölf der Mitglieder diese Woche Flugblätter an alle 1600 Forstinninger Haushalte. "Die weiter stark ansteigende Verkehrsflut muss für immer aus dem Wohngebiet verbannt werden", heißt es darin. Damit sich der Ort weiterentwickeln könne, müsse "der Durchgangsverkehr herausgeleitet" werden.

Das Forstinninger Dauerthema geht damit in die nächste Runde, und sicherlich nicht in die letzte. In den Ortsteilen Schwaberwegen und Moos beklagen sich die Anwohner an der viel befahrenen Hauptstraße seit Jahren über den zunehmenden Verkehr. Um für Entlastung zu sorgen, so hieß es in der Begründung, entschloss sich Forstinnings Gemeinderat deshalb bekanntermaßen für die Pläne der bayerischen Staatsregierung, eine Umgehung zu bauen, die 1085 Meter durch den Ebersberger Forst führen soll. Daran stören sich wiederum die Anwohner, deren Häuser am Waldrand stehen, dort würde die Straße zwölf Hektar Forst vom Rest abtrennen. Der Bund Naturschutz, die Kreisgrünen und die Schutzgemeinschaft Ebersberger Forst wehren sich gegen diesen Schritt. Es wäre der größte Eingriff in den Ebersberger Forst seit mehr als 200 Jahren.

Bei einer Waldbegehung mit hundert Leuten hatten die Umfahrungsgegner um Sprecher Ludwig Seebauer zuletzt für den Schutz des Waldes und der dort lebenden Tiere geworben. Für Carl Teine, den Sprecher der Befürworter, ist dadurch das Problem der Menschen im Dorf zu weit aus dem Fokus gerückt. "Wir wollen sachlich und ehrlich Fakten darstellen", sagte Teine der SZ am Donnerstag.

Unter dem Link www.umgehungebersbergerforst.wordpress.com gibt die Bürgergruppe nun Einblick in eine Auflistung des zuständigen Straßenbauamts aus Rosenheim. Daraus geht - wie die SZ bereits berichtete - hervor, dass der Verkehr auf der Ortsdurchfahrt zwischen der A 94 und Ebersberg weiter zunehmen soll: Im Jahr 2014 wurden am Ortsschild Richtung Forst 10 400 Fahrzeuge gemessen, 2030 sollen es der Prognose des Bauamts zufolge 12 200 sein - wenn sich an der Verkehrsführung nichts ändert. Und es wird daran erinnert, dass zum Schutz der Anwohner in Schwaberwegen eine drei Meter hohe und 350 Meter lange Lärmschutzwand entlang der Umgehungsstraße geplant ist.

Das Faltblatt, das die Forstinninger in ihre Briefkästen bekamen, soll hingegen vor allem durch seine Bildsprache überzeugen. Auf einer Din-A-4-Seite sind mehrere Fotos von Unfällen abgebildet, die auf der St 2080 durch Forstinning schon passiert sind. Etwa ein Auflieger, der sich mitten auf der Straße von einem Sattelschlepper gelöst hatte. Oder ein Lastwagen, der am Schwaberwegener Ortsschild in einen Baum gekracht war. "Der tägliche Wahnsinn in Forstinning" steht in roten Lettern über den Fotos von Schulkindern, die an der Bushaltestelle auf vorbeifahrende Laster schauen. Auch eine Person mit Kinderwagen ist zu sehen; die Gesichter sind nicht zu erkennen. Ebenfalls dabei: Ein Zeitungsartikel mit dem unzensierten Foto eines Dorfbewohners, der im November 2014 nach einem Fahrradsturz auf der Straße ums Leben kam - ein tödlicher Unfall als Argument für eine Veränderung.

Der derzeitige Zwist, sagt Carl Teine, der solle dadurch allerdings nicht noch weiter geschürt werden. Im Gegenteil: "Wir wollen uns in ein paar Jahren auch noch in die Augen schauen können." Auch deshalb stehe der fett gedruckte, grün unterlegte Satz auf der Rückseite des Flyers: "Lassen Sie uns alle gemeinsam daran arbeiten, eine optimale Umgehung inklusive aller Schutzmaßnahmen für die Anwohner zu bekommen!"

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