"Wenn es um die Gemeinde geht, sind wir nicht politisch. Da geht es nur um die Sache", sagte Forstinnings Bürgermeister Arnold Schmidt (CSU) an diesem denkwürdigen Abend, an dem er sich mit der politischen Konkurrenz verbrüderte. Der Ortsverein der SPD hatte eingeladen, um die Energiewende zu diskutieren. Ein Thema, das bislang in Forstinning eher klein gespielt worden ist. Nun aber will sich der Ort nach dem Vorbild von Glonn aufmachen, von Öl und Gas der großen Konzerne unabhängig zu werden.

Dass das keine Unmöglichkeit ist, erläuterte Ortsvorsitzender Karl Segerer am Beispiel der österreichischen Gemeinde Güssing. Diese versorgt sich bereits seit 2005 autark und verdient nebenbei damit noch Millionen. Ein Thema, für das sich nun auch die Forstinninger erwärmen, denn Segerer konnte sich über zahlreiche Zuhörer freuen.
Gekommen war auch Renate Glaser, Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Energiewende Glonn 2010 (AEG). Sie berichtete von den Bemühungen der Glonner, die sich 2007 entschlossen hatten, die Energiewende herbeizuführen. Bis zum Jahr 2020, zehn Jahre früher als der Landkreis, will die Gemeinde vom Energiebedarf 60 Prozent eingespart und 40 Prozent durch erneuerbare Energien hergestellt haben.
Dem überparteilichen Arbeitskreis ist es gelungen, dafür ein Holzhackschnitzelwerk mit eigenem, drei Kilometer langen Nahwärmenetz zu errichten. Freilich nicht ohne Widersacher, die einen Bürgerentscheid erzwangen, aber scheiterten. Daraufhin konnte nicht nur gebaut werden. Auch wurden die Gemeindewerke Glonn gegründet - mit dem Ziel, das Leitungsnetz des Heizwerkes dessen Investor eines Tages abzukaufen.
Glaser räumte aber auch Fehler bei den Überlegungen ein. Wie etwa ein weiteres, kleineres Nahwärmenetz im Neubaugebiet Wetterling. "Das ist an der Grenze der Rentabilität", sagte Glaser mit Hinweis auf neue Bauvorschriften, die den Energiebedarf der Häuser immer weiter nach unten senkten. Inzwischen wisse man: Nahwärme rentiere sich hauptsächlich für den Altbestand. Man müsse sich darauf konzentrieren, Strom selber zu erzeugen. Das gelinge zwar mit Biomassekraftwerken. Für den kommunalen Nutzen seien diese jedoch noch nicht marktreif.
Unterdessen ist man in Forstinning froh, den ersten Schritt getan zu haben. Bürgermeister Schmidt erklärte sich einverstanden, zur nächsten von der SPD angeregten Informationsveranstaltung als Gemeinde einzuladen, um der Idee den überparteilichen Anstrich zu geben.
Im Mittelpunkt soll zunächst die Ausweitung der Solarenergie stehen. Das war bislang in Forstinning Privatsache. Nun aber kann sich der Rathauschef vorstellen, die Gemeindedächer mit Photovoltaikanlagen auszurüsten. Entweder als Bürgersolaranlagen, noch besser aber von der Gemeinde selbst genutzt. "Dann würden alle Bürger profitieren und nicht nur die, die es sich leisten können, zu investieren", so Schmidt.
Eine Idee, die auch bei der SPD zündete. Zumal Siegfried Schimpf als Mitglied des Poinger Arbeitskreises Energiewende dafür warb, dass Kommunen die besten Betreiber wären. Und Landwirt Nikolaus Adlberger, dessen Frau Anna CSU-Gemeinderätin ist, wies darauf hin, dass die gerade in München zu Ende gegangene Messe "Intersolar" deutlich gemacht habe, dass es in Kürze Speicher gebe, die den aus den Photovoltaikmodulen gewonnenen Strom in großer Menge konservieren könnten.