Konzert am Freitag:Zielstrebiger Saitenakrobat

Konzert am Freitag: Großer Moment: Am Freitag, 13. August, gibt Felix Vogt in Forstinning sein Debüt als Sologitarrist.

Großer Moment: Am Freitag, 13. August, gibt Felix Vogt in Forstinning sein Debüt als Sologitarrist.

(Foto: Christian Endt)

Der 17-jährige Gitarrist Felix Vogt aus Forstinning hat bei "Jugend musiziert" einem Sonderpreis abgeräumt.

Von Alexandra Leuthner, Forstinning

Bis zum Jahreswechsel dauert es ja noch ein bisschen. Beim Neujahrskonzert soll Felix Vogt in Forstern zu hören sein: als Soloist bei Joaquín Rodrigos "Concierto de Aranjuez", quasi das Meisterstück für einen klassischen Gitarristen. Sein langjähriger Lehrer Konrad Huber wird das Orchester dirigieren - vorausgesetzt, Corona lässt es zu. Wer es nicht erwarten kann, sich Felix Vogt anzuhören, der beim Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" nun mit einem Sonderpreis "für die beste Interpretation eines zeitgenössischen Stücks" ausgezeichnet worden ist, findet eine Kostprobe seines Könnens auf Youtube unter "Konrad Huber Musik". Und schon am Freitag, 13. August, gibt Vogt ein Konzert in der Forstinninger Kirche Mariä Heimsuchung.

Konrad Huber, dessen Schüler regelmäßig mit Preisen von Wettbewerben zurückkommen, ist doch spürbar beeindruckt von seinem Meisterschüler. "Deutschlandweit der Beste seiner Altersgruppe zu werden", das sei schon außergewöhnlich, sagt er. Im Rahmen eines internationalen, einwöchigen Meisterkurses im Allgäu ist dem Forstinninger Gitarristen die Auszeichnung verliehen worden - außerdem hat er eine Erkenntnis mit nach Hause gebracht, die ihn nachhaltig beschäftigt: "Da waren ein paar dabei, vor allem Asiaten, die waren technisch echt krass. Da kommt von uns hier kaum einer ran." Dabei sind es gerade seine technischen Fähigkeiten, die die Jury an Vogts Spiel besonders hervorgehoben hat - was seinen Lehrer besonders freut: Die Interpretation eines Stücks, die ändere sich ein ganzes Leben lang, aber die Fingerfertigkeit, die könne man mit 35 Jahren nicht mehr erwerben, erklärt Huber.

Felix Vogt ist 17, Gymnasiast am Markt Schwabener Gymnasium, wo er im kommenden Schuljahr Abitur machen wird. Additum Musik natürlich. Wenn man ihn fragt, wie viele Preise er schon bei Jugend musiziert gewonnen hat, muss er erst einmal nachschauen - ganz ohne Koketterie, das hat er gar nicht nötig. "Er ist schon immer ein Gewinnertyp gewesen", sagt Huber, "er tut sich auch sehr leicht damit, Stücke auswendig zu lernen".

Im Kindergarten haben die beiden sich kennengelernt, der Vierkäsehoch Felix, der "Musik immer schon toll" fand, und der Diplommusiklehrer mit privater Musikschule, der Felix und seinen Altersgenossen in der Früherziehung erstmals den Umgang mit Instrumenten nahebrachte. Ein bisschen auf dem Xylofon klimpern aber war dem Jungen schnell zu wenig: Er wollte Gitarre spielen, und das möglichst sofort. Dass sein Lehrer ihn noch ein Jahr vertröstete, "das wirft er mir heute noch vor", erzählt Huber lachend, aber manchmal müsse man einfach den richtigen Zeitpunkt abwarten. Der war bei Felix offenbar in der ersten Klasse gekommen - auch wenn er selbst das rückblickend immer noch ein bisschen anders sieht: "Ich hätte gern noch früher angefangen."

Inzwischen spielt Felix seit elf Jahren Gitarre, ist seit der dritten Klasse regelmäßiger Teilnehmer bei Jugend musiziert, mal solo, mal im Zusammenspiel. Was für manch einen jungen Gitarren-, Klavier- oder Geigenschüler eine Tortur sein mag, habe ihm immer Spaß gemacht. "Wenn du mit acht, neun Jahren da hin kommst, dann ist die Jury eh noch nett", erzählt Vogt. Zwar sei auch er irgendwann kritisiert worden, aber das habe ihn eher weitergebracht als gekränkt. "Wenn die Jury gesagt hat, der Fingersatz auf der Seite soundso war ein Krampf, dann wusste ich das ja meistens schon vorher."

Nach der Grundschule wechselt der Forstinninger aufs Gymnasium in Erding, wegen des dort angebotenen musischen Zweigs, und kommt erst zur Oberstufe zurück in den Landkreis. "Auch aus sozialen Gründen", wie er sagt, der Freunde wegen also, und "das Additum kann ich ja auch in Markt Schwaben machen". Zum Handballtraining beim SV Anzing zu fahren, sei dadurch auch unkomplizierter geworden. Handball spielt der Gymnasiast ebenso lang wie Gitarre und offenbar nicht weniger engagiert - zum Leidwesen seines Lehrers, wie der zwischen den Zeilen erkennen lässt: "Erstaunlich, wie er das alles hinkriegt." Zu schaden scheint es Vogt indes nicht, das zeigen seine Erfolge, und, wie er selbst erzählt, für eine Stunde an seinem Instrument habe er jeden Tag Zeit. "Wenn nichts anderes los ist, spiele ich halt Gitarre." Zum Üben habe ihn noch nie jemand überreden müssen. Unterstützung aber habe er daheim durchaus erfahren, erzählt Huber, der Vater Bernd Vogt in den ersten Jahren ebenfalls in den Unterrichtsstunden sitzen hatte.

Da mag es erstaunlich scheinen, dass der junge Gitarrist sich ganz sicher ist, nach dem Abi eher ein Ingenieurstudium angehen zu wollen, als sich auf eine Karriere als Musiker zu fixieren. Der Markt für klassische Gitarristen sei eben nicht besonders groß, sagt Huber, er könne das schon verstehen. Umso mehr freut es ihn aber, wenn er seinen Meisterschüler noch für den einen oder anderen Wettbewerb coachen kann. Events wie die Liechtensteiner Gitarrentage oder das Internationale Gitarrenfestival Wien könnten ihn schon noch reizen, erklärt der 17-Jährige, der nach dem Abi nicht mehr beim Jugend musiziert teilnehmen darf. Als großes Ziel habe er auch noch den ARD-Musikwettbewerb im Hinterkopf, erzählt Felix Vogt - und macht damit seinem Lehrer eine Riesenfreude.

Am Freitag, 13. August, um 19.30 Uhr, feiert Felix Vogt in der Forstinninger Kirche Mariä Heimsuchung sein Debüt als Sologitarrist. Es erklingen Stücke von Villa-Lobos, Francisco Tárrega und Bach. Der Eintritt beträgt zehn Euro.

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