Forstinning:"Diese Straße würde durch den Tüv fallen"

Forstinning: Die Staatsstraße 2080 ist eine wichtige Verbindung von Nord nach Süd. Leidtragende des Verkehrs sind Anwohner an der Ortsdurchfahrt Schwaberwegen.

Die Staatsstraße 2080 ist eine wichtige Verbindung von Nord nach Süd. Leidtragende des Verkehrs sind Anwohner an der Ortsdurchfahrt Schwaberwegen.

(Foto: Christian Endt)

In Forstinning werden Gerüchte laut, wonach mit dem Bau der Umfahrung durch den Forst das Gewerbegebiet deutlich erweitert wird. Im Ort indes tobt weiter der Verkehr, wie Anwohner klagen.

Von Korbinian Eisenberger, Forstinning

Braucht Forstinning eine Umgehungsstraße, oder schadet sie dem Ort mehr als sie ihm nützt? In den vergangenen zwei Jahren erinnerten lediglich die Werbeschilder im Ort daran, dass es bei dieser Kernfrage eine erhebliche Meinungsverschiedenheit gibt. Es war wie eine sehr lange Pause. Spätestens seit Dienstagabend aber sind die Vertreter der Meinungen vom Pausentee zurück.

Anlass war Forstinnings Bürgerversammlung, die ebenfalls zwei Jahre in Folge pausiert hatte. Nach seinem Vortrag erteilte Bürgermeister Rupert Ostermair (CSU) den Zuhörern im Pfarrheim das Wort - und die nutzten diese Gelegenheit für einen kommunalpolitischen Rundumschlag. Zentrales Thema nicht weniger Wortmeldungen: der geplante Bau einer Umfahrung, die unter anderem einen Kilometer durch den Ebersberger Forst führen soll. Mit dem Ziel, die Staatsstraße 2080 durch den Forstinninger Ortsteil Schwaberwegen zu entlasten. Es handelt sich um eine wichtige Verbindung, weil sie von der Autobahn A 94 nach Ebersberg führt - und von da weiter Richtung Südostbayern.

Die Versammlung lieferte den ein oder anderen Hinweis darauf, dass sich während der Forstinninger Blaupause das ein oder andere getan hat. Dazu trug etwa der Beitrag von Ludwig Seebauer bei, der Sprecher einer Initiative, die sich gegen den Bau der Umgehung durch den Wald einsetzt. Im Ort seien Gerüchte zu vernehmen, wonach mit dem Bau der Umgehungsstraße "eine deutliche Erweiterung des Gewerbegebiets" in Vorbereitung sei, etwa für Discounter, so Seebauer. "Ist an diesen Gerüchten was dran?"

Eine Publikums-Frage mit Tragweite

In der Frage Seebauers steckt Kritik. Mehr Asphalt ziehe wiederum mehr Verkehr an, heißt es nicht selten. Zumal dann, wenn der Asphalt zu einem Gewerbegebiet führt. Die Gegner der Umgehung meldeten sich abgesehen von dieser einen Frage Seebauers nicht zum Thema. Anders als in den zwei Jahren, nachdem der Forstinninger Gemeinderat - seinerzeit noch ohne eine grüne Fraktion - im Sommer 2016 geschlossen für die Pläne votiert hatte. Damals war Seebauers Initiative lautstark und impulsiv aufgetreten, manche würden sagen emotional. Nun also die Pause - und nicht mehr als diese eine Frage. Doch die hatte durchaus Tragweite.

Die Frage ging an Bürgermeister Ostermair - und der antwortete so: "Dazu kann ich jetzt nichts sagen." Ehe er dann doch ein wenig dazu sagte. Nur so viel: "Nahversorgung ist immer ein Thema." Keine Bestätigung, erst recht kein Dementi.

Thema für die Anwohner der St 2080 durch den Forstinninger Ortsteil Schwaberwegen ist seit vielen Jahren vor allem genau diese Straße vor ihren Haustüren. In der Wahrnehmung vieler, die hier wohnen, ist der Verkehr dort über die Jahrzehnte immer mehr geworden. Davon war auch in der Versammlung zu erfahren, mehrere offenbar Betroffene äußerten sich. "Der Lkw-Verkehr ist inzwischen so enorm gestiegen, es ist untragbar", erklärte ein Anwohner. Die Laster würden einen so starken Lärm erzeugen, dass er nachts regelmäßig aufwache. "Wenn man diese Straße durch den Tüv schickt, die fällt durch."

Anwohner erhoffen sich schnelle, pragmatische Verbesserungen an der St 2080

Nimmt man allein die Bürgerversammlung, hatten jene das Übergewicht, die ihre Unzufriedenheit über die Verkehrssituation zum Ausdruck brachten. Wann kommt die Umgehung? Diese Frage beschäftigt sie. Zur Antwort gehört, dass das seit drei Jahren laufende Planfeststellungsverfahrung sich in fortgeschrittenem Stadium befindet. Es kommt nun zum nächsten Schritt: Der Gemeinde zufolge haben die Planer inzwischen Stellungnahmen zu den vorgebrachten Einwendungen erarbeitet. Voraussichtlich Mitte Oktober soll es nun zum "Erörterungstermin durch die Regierung von Oberbayern", also der Planfeststellungsbehörde, vor Ort kommen.

Es kann also noch dauern. Das scheint jenen bewusst zu sein, die in der Bürgerversammlung ihre Unzufriedenheit über die Situation an der St 2080 kundtaten. Was gut erklärt, warum einige die Versammlung nutzten, um aus ihrer Sicht schnelle pragmatische Verbesserungsansätze vorzutragen.

Ein Gast etwa unterbreitete die Empfehlung, das Tempolimit von 50 auf 30 zu senken. Ein anderer erteilte dem Straßenbelag ein äußerst schlechtes Zeugnis, verbunden mit der Hoffnung auf Nacharbeit. Hierzu ließ Bürgermeister Ostermair wissen, dass der Zustand besagter Fahrbahn auch aus seiner Sicht "nicht der beste" sei. Er werde die zuständige Straßenmeisterei in Ebersberg "auf die Missstände hinweisen". Zudem erklärte der Bürgermeister, dass die einstweilen abgebaute Geschwindigkeitsanzeige in Schwaberwegen dort wieder installiert werden soll.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusAuf der Jagd
:Die Exotin vom Ebersberger Forst

Theresa Hörmann wird zur ersten staatlichen Berufsjägerin in der Geschichte Bayerns ausgebildet. Was macht die 28-Jährige anders als manche männlichen Kollegen mit Gewehren und Fotohandys? Ein Jagdabend auf dem Hochsitz.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: