Forstinning:Abenteuer Pubertät

In Forstinning präsentieren sich Vereine und Einrichtungen, die Eltern und Kinder bei Problemen unterstützen

Von Max Nahrhaft, Forstinning

Der Sohn rauft sich ständig in der Schule oder sitzt nur vor dem Computer, die Tochter kommt auch nicht mehr aus dem Zimmer. Viele Eltern, deren Kinder gerade in der Pubertät stecken, haben sicher mal gedacht: "Was mache ich jetzt?" Sie fühlen sich nicht nur überfordert mit der Situation, sondern auch allein gelassen. Bei der Infobörse Pubertät zeigte die Nachbarschaftshilfe Forstinning nun, dass diese Konflikte einerseits keine Einzelfälle sind - und andererseits die Eltern auf kompetente Beratung zurückgreifen können. Verschiedene Fachleute aus dem Landkreis Ebersberg stellten ihre Angebote und Einrichtungen zum Thema vor.

Etwa der Ebersberger Kinderschutzbund. Der Fokus des Vereins liegt auf Familienpatenschaften, 50 Familienpaten sind derzeit im Einsatz. Sie unterstützen überforderte Familien, die sich an den Kinderschutzbund wenden. "Die Paten übernehmen dann Alltagshilfen, kümmern sich um die Zusammenarbeit mit Behörden oder melden die Kinder zum Beispiel im Fußballverein an", sagte Bernd Zitterbart, Vorstand des Kinderschutzbundes. In der Regel dauert die Betreuung zwei Jahre, nicht selten entsteht dabei eine Freundschaft zwischen dem Paten und der Familie. Eine echte Belohnung für den Paten, so Zitterbart. Man wisse dann, etwas Gutes getan zu haben.

Das Kreisbildungswerk setzt hingegen aufs Reden und bietet deswegen einen Elterntalk an. "Wenn zum Beispiel die Mutter ein Problem mit ihrem Kind hat, kann sie zu uns kommen", sagte Sandra Lößl, Sozialpädagogin beim Kreisbildungswerk. Die Mutter solle dann Freunde mit ebenfalls pubertierenden Kindern zu einer Gesprächsrunde einladen, eine Moderatorin vom Kreisbildungswerk leite das Treffen. So komme Gedankenaustausch in Gang. Häufig stelle man dann untereinander fest, dass die Probleme dieselben seien, und könne sich gegenseitig stützen und Tipps geben. "Die Eltern sind Profis in ihrer Situation und helfen sich mit Spitzenideen", so Lößl. Sobald sie eine Haltung zum Problem gefunden hätten und wüssten, wie mit den Kindern umzugehen sei, sei die größte Hürde überwunden.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch die Ebersberger Caritas. Da es keine Patentrezepte für familiäre Probleme gibt, sei es zunächst wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Caritas bietet daher Elterncoachings und anonyme Online-Beratungen an. Regina Brückner, Fachstellenleiterin der Erziehungsberatungsstelle, sagte: "Die Pubertät betrifft nicht nur das Kind, sondern bedeutet eine große Veränderung für die ganze Familie."

Bei der Infobörse waren auch Vertreter der staatlichen Schulberatungsstelle zu Gast, da die Pubertät auch Auswirkungen auf die schulischen Leistungen haben kann. "Professionalität besteht nicht darin, eine Lösung zu haben, sondern gemeinsam eine zu finden", sagte Volker Schmalfuß, der die Beratung für das östliche Oberbayern koordiniert. An jeder weiterführenden Schule stünden daher Ansprechpartner und Angebote bereit.

Zuletzt durfte auch das Kreisjugendamt nicht fehlen. Immer wieder erklärte Teamleiter Martin Gansl, dass hier "die Kinder nicht sofort aus den Familien genommen" werden. Nur 15 Prozent aller Fälle beträfen den sogenannten Schutzauftrag. Daneben organisiere das Jugendamt Familientherapien, Erziehungsberatung und weitere niederschwellige Unterstützung. Daher sollten Familien in Notlagen, so Gansl, keine Angst haben, auch auf das Jugendamt zuzukommen.

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