Kreativer Nachwuchs:Wenn Ministranten Werbefilmer werden

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Die stolzen Gewinner mit Jurymitgliedern, Vertretern des Jugendamts und Landrat Robert Niedergesäß bei der Feier in Grafing. (Foto: Landratsamt Ebersberg/oh)

Junge Leute im Landkreis Ebersberg haben viele gute Ideen, wie sie für Gleichaltrige und ihre Gemeinden etwas bewirken können. Drei Initiativen wurden nun mit dem Förderpreis Jugendarbeit ausgezeichnet.

Von Isabell Stegmeier, Grafing

Es wird mucksmäuschenstill im Kompetenzzentrum für Barrierefreiheit und Pflege am Grafinger Marktplatz, als Landrat Robert Niedergesäß (CSU) durch den hohen Raum mit historischem Gebälk vorbei an Rollstühlen, Elektromobil und Pflegebett für die Preisverleihung zum Pult eilt. Die letzte Sitzung hatte ihn aufgehalten. Doch jetzt ist er endlich da und strahlt ins Publikum.

„Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich junge Menschen in unserem Landkreis für andere engagieren und mit ihren kreativen Ideen die Jugendarbeit bereichern. Der Förderpreis würdigt, wie wichtig und wirkungsvoll solche Projekte sind, um die Gemeinschaft zu stärken“, betont der Kommunalpolitiker.

Seit 2011 können sich Jugendliche, Jugendgruppen, Vereine, Verbände oder Initiativen und Jugendarbeitsinstitutionen aus dem Landkreis für den mit insgesamt 3000 Euro dotierten Förderpreis Jugendarbeit bewerben. Eingereicht wurden aus dem Landkreis insgesamt sechs Projekte, die unterschiedlicher nicht hätten sein können: ob Teambuilding-Maßnahmen der Feuerwehr, das Bauen einer Beachhandball-Arena bis hin zu Präventionsveranstaltungen für Kinder zum Thema sexualisierte Gewalt in Sportverbänden. Jurymitglied Leonhard Martz vom Kreisjugendring Ebersberg freut sich über die rege Teilnahme und betont, dass sich die Jury für die Sichtung und Bewertung der Bewerbungen viel Zeit genommen habe: „Die Favoriten, die alle Kriterien anhand eines Punktesystems erfüllten, haben sich dann trotzdem recht schnell für uns herauskristallisiert.“

Veronika Holzinger und Luca Andreou nahmen den Preis für die Glonner Jugendlichen von Leonhard Martz (links) vom Kreisjugendring Ebersberg und Landrat Robert Niedergesäß entgegen. (Foto: Landratsamt Ebersberg/oh)

So geht der erste Platz, der mit 1500 Euro honoriert wird, an den Jugendtreff Glonn und damit an eine fleißige Truppe von jungen Erwachsenen, die in den vergangenen vier Jahren das Jugendzentrum renovierten und damit reaktivierten, um Jugendlichen in Glonn einen Ort zu geben, an dem sie sich wirklich wohlfühlen können. Veronika Holzinger und Luca Andreou, die stellvertretend den Preis entgegennehmen, sind sichtlich erfreut über die Prämierung. Sie erinnern sich noch gut an den ehemals dunklen Keller, „wo man einfach eine Bar reingestellt“ habe und der eigentlich auch für keine Kinder unter 16 Jahren gedacht war. Nachdem Böden rausgerissen, gespachtelt und gestrichen wurde, erstrahlen die Räumlichkeiten im Glonner Klosterweg 7 nun im neuen Glanz. „Es gibt jetzt gemütliche Sitzmöglichkeiten, eine galaktisch coole Tanzfläche, eine Art Bar und außerdem haben wir bereits einige Veranstaltungen gehabt“, so Holzinger. Eine Pizza- und eine Halloween-Party zum Beispiel oder Weihnachtsbasteln für Kinder ab zehn Jahren. Und auch viele Geburtstage wurden in den Räumlichkeiten bereits gefeiert. Und was passiert mit dem Preisgeld? „Wir haben auf jeden Fall viele Ideen. Es müssten im Jugendtreff zum Beispiel ein paar Sachen erneuert werden. Aber das brainstormen wir erst mal mit den anderen, endgültig beschlossen ist noch nichts“, so Andreou.

Über Platz zwei freuen sich Silvia Molema und Gunnar Zigan sowie ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus Grafing. Vom Landrat gab es Glückwünsche und eine Urkunde. (Foto: Landratsamt Ebersberg/oh)

Mit Platz zwei und damit verbundenen 1200 Euro wird der IJB-Verein für internationale Jugendbegegnung aus Grafing ausgezeichnet. Dieser hatte ein zehntägiges trinationales Ferienlager mit jungen Menschen aus Frankreich, Rumänien und Deutschland veranstaltet, von denen einige auch sozial oder körperlich beeinträchtigt waren. Das Ziel, Jugendliche aus verschiedenen Ländern und Kulturen zusammenzubringen, Sprachbarrieren zu überwinden und das gemeinsame respektvolle Miteinander zu fördern, überzeugte die Jury. Der Preis, den stellvertretend Silvia Molema und Gunnar Zigan entgegennehmen, ist für beide eine tolle Anerkennung: „Es ist für uns schön zu sehen, dass Jugendarbeit nicht nur im Landkreis gefördert wird, sondern auch über die Landkreisgrenzen hinweg. Und dass diese eben auch Jugendlichen zugutekommt, die nicht unbedingt die besten Voraussetzungen haben“, so Zigan.

Christian Mader, Florian Belmer, Emilia Maler und Emil Englbrecht gehören zum Team der einfallsreichen Anzinger Ministranten, die einen Werbefilm gedreht haben. (Foto: Landratsamt Ebersberg/oh)

Und last but not least: Platz drei, honoriert mit 300 Euro, der an diesem Abend an die Anzinger Ministranten verliehen wird, die mit ihrem selbst gedrehten und in Eigenregie geplanten Werbefilm Spenden für die Kirchenrenovierung sammelten. „In dem Film geht es darum, dass es im Pfarrheim viel zu warm war, es aber kein Geld für eine Klimaanlage gab. Da haben wir uns Möglichkeiten überlegt, wie man für die Kirche Geld sammeln könne, zum Beispiel mit einer Modenschau mit Messgewändern oder dem Verkauf eines alten Messbuches auf Ebay“, erklärt die zehnjährige Emilia von der Anzinger Ministrantengruppe. Christian Mader von der Kirchenverwaltung Anzing, der die drei Kinder des Film-Teams an diesem Abend zur Preisverleihung begleite, ergänzt, dass der Film bei der Pfarrversammlung gezeigt wurde und rund 600 Euro an Spenden generiert habe. Der zehnjährige Florian, der auch im Film als Protagonist zu sehen war, erinnert sich gerne an dieses besondere Projekt: „Es hat viel Spaß gemacht, so einen Film zu drehen – und dann auch am Ende zu sehen, wie er geworden ist“. Und Emil, der elfjährige Ton-Verantwortliche hofft, dass mit dem Preisgeld vielleicht ein toller Ausflug gemacht wird.

Teilnehmen konnten an dem Wettbewerb Jugendliche und junge Erwachsene zwischen zwölf und 27 Jahren, die ein ehrenamtliches Projekt für Kinder und Jugendliche auf die Beine gestellt haben. Außerdem war wichtig, dass das Projekt für die Gruppe etwas Besonderes sein sollte, sodass sie neue Erfahrungen sammeln konnte. Und nicht zuletzt war auch die Kreativität, Nachhaltigkeit und Innovation der Projekte ein wichtiges Kriterium für die Jury. Diese bestand aus Mitarbeitern der Kommunalen Jugendpflege des Kreisjugendamtes Ebersberg, der Abteilungsleitung Kinder-, Jugend und Familie, dem Kreisjugendring Ebersberg, der Jugendpflege Vaterstetten, der Leitung des Jugendzentrums Blues aus Markt Schwaben und der Katholischen Jugendstelle Ebersberg.

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