Flughafenausbau:Luft nach oben

Magerl zu 3. Startbahn

Auch ohne dritte Startbahn könne Münchens Flughafen noch mehr Passagiere abwickeln, erklärt Christian Magerl. Erstrebenswert sei das aber nicht.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Landtagsabgeordneter Christian Magerl spricht bei den Grünen über die Pläne für die dritte Startbahn

Von Johanna Feckl, Markt Schwaben

54,3 Prozent aller Münchner, die beim Bürgerentscheid 2012 zur Wahl gingen, waren dagegen. Ein Jahr später sprachen sich 80 000 Menschen mit ihrer Unterschrift bei einer Petition auch dagegen aus - es war die erfolgreichste Massenpetition der vergangenen Legislaturperiode in Bayern: Es geht um den Bau einer dritten Startbahn am Münchner Flughafen. Mögliche Erweiterungspläne und ein damit einhergehender Anstieg des Fluglärms betreffen aber nicht nur Münchner, sondern auch die nördlichen Gemeinden im Landkreis Ebersberg. Deshalb hat der Markt Schwabener Grünen-Ortsverband am Mittwoch ihren Grünen-Landtagsabgeordneten Christian Magerl ins Schweiger Brauhaus eingeladen, um zum Thema "Die dritte Startbahn und die Folgen" zu sprechen.

Das Verhältnis des Freisingers Christian Magerl zum Flughafen im Erdinger Moos war schon immer sehr angespannt. Der Biologe und Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt und Verbraucherschutz promovierte Mitte der 1980er Jahre über den Lebensraum von Vögeln im Erdinger Moos. Er war gegen die Entscheidung, auf diesem Gebiet Münchens einen neuen Flughafen zu bauen. Jetzt ist er aber nun einmal da, "damit müssen wir uns abfinden", sagte er einleitend. Aber: "Wir müssen uns in keinem Fall mit allen Planungen zufrieden geben!" Einen Bedarf für eine Erweiterung des Flughafens sieht er nicht - und zwar auf eine langfristig absehbare Zeit.

Im vergangenen Jahr 2017 hat der Flughafen 44,6 Millionen Passagiere abgewickelt. Zum Vergleich nannte Magerl den Gatwick Airport in London: Mit nur einer Start- und Landebahn kommt dieser Flughafen auf 43 Millionen Passagiere. München hat bereits jetzt zwei. "Da ist also ohne Probleme noch Luft nach oben!"

Ein Zuhörer wies zwar darauf hin, dass in England andere Flugsicherheitsregeln gelten und die Abstände zwischen zwei startenden und landenden Fliegern geringer seien als es im deutschen Flugraum erlaubt ist. Der weitaus relevantere Kniff beim Gatwick Airport ist jedoch: Primär flögen diesen Flughafen sehr große Maschinen an, erklärte Magerl. Generell würden Flugzeuge mittlerweile immer größer gebaut, um mehr Passagiere zu transportieren. Es müssen also keinesfalls mehr Flugzeuge starten und landen, damit mehr Passagiere den Flughafen passieren können, betonte Magerl. "Es wird versucht, die Kapazitäten des Flughafens klein zu reden. Wir sollten uns da nicht ins Bockshorn jagen lassen!"

Für Magerl ist jedoch ein Anstieg der Passagierzahlen mit oder ohne dritte Startbahn keine Option - nicht, wenn Deutschland die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreichen möchte. Es brauche einen rückläufigen Trend. Aber: "Der Luftverkehr ist viel zu billig", sagte er. Deshalb sprach er sich mit Nachdruck für eine Kerosinsteuer aus. Das Publikum quittierte das mit großer Zustimmung. "Das Problem ist doch vor allem, dass Flüge mit Strecken unter 500 Kilometern finanziell rentabel sind", ergänzte ein Mann aus dem Plenum. Einen ökologischen Fußabdruck würden auch kurze Flüge, etwa von München nach Nürnberg oder Stuttgart, hinterlassen.

Dieser Wortmeldung wollte sich Magerl nur bedingt anschließen: Ökologischer Fußabdruck, sicherlich. Finanziell rentabel, ja. Aber ausschlaggebend sei, dass es mittlerweile keine zeitliche Ersparnis mehr bei Kurzstrecken gebe. Immer öfter käme es vor, dass Fluggesellschaften solche Füge annullieren, weil es zu wenige Buchungen gab. Denn Geschäftsleute würden inzwischen meistens ein Zugticket bevorzugen, weil sie so schneller von A nach B kämen.

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