Flüchtlinge:Schulterschluss

Flüchtlinge: In fünf Turnhallen im Landkreis, darunter auch in der des Markt Schwabener Gymnasiums, sind inzwischen Flüchtlinge untergebracht.

In fünf Turnhallen im Landkreis, darunter auch in der des Markt Schwabener Gymnasiums, sind inzwischen Flüchtlinge untergebracht.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Vereine leiden zwar darunter, dass inzwischen fünf Turnhallen im Landkreis mit Flüchtlingen belegt sind. Doch die Sportler rutschen zusammen und finden kreative Lösungen

Von Christian Endt, Ebersberg

Inzwischen wird auch die fünfte Turnhalle im Landkreis mit Flüchtlingen belegt. Nach der Halle der Realschule Ebersberg, des Gymnasiums Kirchseeon und der Förderschule Poing und des Franz-Marc-Gymnasiums in Markt Schwaben zogen nun auch aufgrund des Notfallplans wieder Flüchtlinge in die Turnhalle des Vaterstettener Humboldt-Gymnasiums ein. "Die Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Schulen läuft vorbildlich", sagte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) vor einigen Wochen auf einer Informationsveranstaltung. "Bei den Schülern gibt es ein sehr hohes Maß an Verständnis." Seine Tochter sei sogar ganz froh, wenn der Sportunterricht ausfalle, ergänzte Niedergesäß schmunzelnd.

Die Hallen werden jedoch nicht nur von den Schulen genutzt, sondern abends und am Wochenende von Sportvereinen. Dort gibt es neben Verständnis durchaus auch kritische Töne. "Meine Freude ist das nicht", sagt Ingrid Golanski, Kreisvorsitzende des Bayerischen Landes-Sportverbands, "man muss eine andere Lösung finden." Sie verstehe zwar, dass der Landkreis "die Leute irgendwo unterbringen" müsse. Wenn die Dreifach-Turnhalle in Vaterstetten auch noch gesperrt ist, "haben wir die Katastrophe". Das war vor einer Woche der Fall, als der Notfallplan von der Regierung von Oberbayern erneut in Kraft gesetzt wurde. Im Moment würde man zusammenrutschen, so Golanski weiter, aber auf Dauer sei das "nicht okay". Wenn deswegen Mathe-Unterricht ausfallen würde, wäre die Aufregung viel größer. "Der Sport hat keine Lobby", sagt Golanski, die allerdings Kraft Amtes ja selbst so etwas wie die oberste Sport-Lobbyistin des Landkreises ist.

Auch Martin Schedo, Vorsitzender des TSV Ebersberg, sagt, man müsse "ganz extrem zusammenrutschen". Zusätzlich zur Realschulhalle sei schließlich derzeit auch die der Grundschule an der Baldestraße wegen eines Umbaus gesperrt. Zum Teil weiche man nach Oberndorf aus, aber die Halle dort sei "winzig". Beim Handball-Training sei es beispielsweise nicht mehr möglich, dass eine Mannschaft alleine in der Dreifach-Turnhalle trainiere. Dabei geht ein Handball-Spielfeld über alle drei Segmente. Schwierig werde es im Winter, wenn auch die Fußballer zum Training in die Halle wechseln. Man finde aber auch immer wieder kreative Lösungen, "durch viel miteinander reden". Gymnastik etwa würde inzwischen auch im Alten Speicher stattfinden. "Nach dem Stand der letzten Sitzung kriegen wir's hin", sagt Schedo. "Wir sind nicht an der Schmerzgrenze, aber knapp davor." Die Stimmung im Verein sei bisher "absolut verständnisvoll". Ohnehin möchte Schedo "das gar nicht so sehr an den Asylbewerbern festmachen". Den Ausfall der Realschulturnhalle allein hätte man noch wegstecken können. "Aber dass das zeitlich mit der Sanierung der Hallen an der Baldestraße und Floßmannstraße zusammenfällt, damit hat niemand rechnen können."

Manfred Kraus, Vorsitzender des TV Markt Schwaben, sagt, die Sperrung der Halle "wirkt sich schlimm aus". Man müsse zusammenrücken. Dem TV bleiben als Sportstätten nun vor allem die Hallen der Grund- und der Mittelschule. "Das tut schon weh". Besonders der Punktspielbetrieb sei schwer aufrechtzuerhalten. Man rede mit dem Verband über mögliche Verlegungen.

Mit der erneuten Einsetzung des Notfallplans für die Halle des Gymnasiums Vaterstetten ist seit vergangener Woche auch der TSV Vaterstetten von den Sperrungen betroffen. 21 Halleneinheiten würden dadurch wegfallen, sagt der Vorsitzende Helmut Knauer: "Für uns ist das eine Katastrophe." Er habe überhaupt nichts gegen die Aufnahme von Asylbewerbern. "Aber es ist die falsche Lösung, jetzt die Turnhallen zu belegen, weil die Politik jahrelang geschlafen hat." In Vaterstetten seien die Hallenkapazitäten ohnehin voll ausgelastet: "Sobald die Schüler nachmittags raus sind, gehen wir rein. Da gibt es keine freien Zeiten." Was jetzt also vom Gymnasium umgeschichtet wird, müsse anderswo wegfallen. "Unser Ziel ist es, dass sich jede Mannschaft mindestens einmal in der Woche irgendwie bewegen kann." Jetzt würden eben die Jiu Jitsu-Gruppe und die Wettkampfturner gemeinsam trainieren. Das größte Problem sind auch in Vaterstetten die Handballer, sagt Knauer. Deren Spielfeld finde nur in einer Dreifachhalle Platz. Die Basketballer würden jetzt in die ganz kleinen Hallen ausweichen, damit die Handballer zumindest zwei Spielfelder haben. Die Heimspiele würde man nun teilweise in Anzing oder Riem austragen. Seine Leute seien zum Glück verständnisvoll: "Alle sind bereit, zusammen zu rücken."

Der ATSV Kirchseeon teilt mit, nicht oder kaum betroffen zu sein. Das Gleiche gilt für die beiden Vereine in Poing, den TSV und die SG. Dort habe man die betroffenen Einheiten verlegen können, so dass es zu keinen Ausfällen komme.

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