Flüchtlinge im Landkreis:Landratsamt auf Zimmersuche

Asylbewerber sollen in der Turnhalle der Realschule Ebersberg untergebracht werden - für die Kreisbehörde eine "absolute Notlösung".

Inga Rahmsdorf

Die Vorbereitungen für die Unterbringung der Asylbewerber in der Turnhalle der Realschule Ebersberg laufen auf Hochtouren. Ab kommender Woche sollen dort etwa 20 Flüchtlinge untergebracht werden. Doch das Landratsamt, der Verein Ausländerhilfe Ebersberg und die Realschule hoffen, dass sich diese "absolute Notlösung" noch abwenden lässt. So lange aber keine freie Wohnungen zur Verfügung stehen oder Landkreisbewohner Privatzimmer anbieten, gebe es keine andere Option als die Turnhalle, sagt Stefanie Geisler, Abteilungsleiterin für Soziales vom Landratsamt. "Wir sind dankbar für jede andere Lösung." Es habe aber bisher wenig Resonanz gegeben. "Und wir können keine Zwangseinweisungen vornehmen."

Vergangene Woche hatte das Landratsamt erfahren, dass innerhalb von etwa zehn Tagen weitere 20 Asylbewerber im Landkreis ankommen werden. Für die Unterbringung muss das Landratsamt sorgen. Doch der Wohnraum ist knapp in Ebersberg. "Wir haben auch alle Hotels und Pensionen abtelefoniert", sagt Geisler. Alle Zimmer, die sie bekommen konnten, hätten das Landratsamt auch gemietet. So seien in einer Pension in Emmering bereits mehrere Flüchtlinge untergebracht.

Am Montag meldete sich eine Lehrerin der Realschule Ebersberg bei der SZ. Sie wollte sich erkundigen, ob die Flüchtlinge auch in Privatzimmern untergebracht werden können. Sie lebe mit ihrer Familie in einer Doppelhaushälfte und habe ein Zimmer, in dem ein Asylbewerber wohnen könnte. "Wir sind sehr dankbar auch für einzelne Privatzimmer", sagt Geisler, egal wie groß sie seien. Das Landratsamt werde dann im Einzelgespräch alles weitere klären und prüfen, ob der Asylbewerber dort auch die Möglichkeit habe, sich zu duschen und zu kochen. Geisler sagte, sie sei zuversichtlich, dass man gemeinsam mit den Vermietern eine Lösung finden werde. Bisher sei man sich immer einig geworden, auch bei den Kosten. Das Landratsamt zahle die ortsübliche Miete. Allerdings dürfen die Asylbewerber nur im Landkreis untergebracht werden.

Eigentlich ist die Regierung von Oberbayern für die Unterbringung der Asylbewerber zuständig. Doch da die Zahl der Flüchtlinge in den vergangenen Monaten gestiegen ist, wurden sie auch Landkreisen zugeteilt, in denen bisher keine Asylbewerber lebten. Gibt es keine Gemeinschaftsunterkünfte wie in Ebersberg, sind die Landratsämter zuständig für die Unterbringung. Die Kosten für die Miete zahlt aber weiterhin der Freistaat.

Die Regierung von Oberbayern sucht bereits seit einigen Monaten nach Gebäuden, die sich für Gemeinschaftsunterkünfte für mindestens 50 bis 60 Personen eigenen würden. "Es gibt auch schon Angebote aus dem Landkreis Ebersberg", sagt Heinrich Schuster, Sprecher der Regierung von Oberbayern. Welche Gebäude das seien, könne er aber nicht sagen, da die Prüfungen noch laufen. Minimum für die Unterbringung seien sieben Quadratmeter Wohnfläche pro Person. Darüber hinaus gebe es bayernweite Standards für Koch- und Waschgelegenheiten. Wenn es zu der Einrichtung einer Sammelunterkunft im Landkreis kommen sollte, werde vorab auf lokaler Ebene ein Runder Tisch eingerichtet und die Bevölkerung informiert, so Schuster.

Asylverbände kritisieren bundesweit die Unterbringung in Sammelunterkünften. Auch Anne Cohrs vom Ausländerverein Ebersberg hält eine dezentrale Unterbringung für sinnvoller. So sei es viel leichter für sie mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen." Die Schwierigkeit derzeit ist allerdings, dass die Ankunft der Asylbewerber im Landkreis erst kurzfristig angekündigt wurde und das Landratsamt auf keine gewachsenen Strukturen zurückgreifen konnte.

Man hoffe, dass sich nun noch weitere Vermieter melden werden, sagt Geisler. Auch wenn es zu der Notlösung mit der Turnhalle komme, so könne diese höchstens für zwei bis drei Monate sein. Im Landratsamt sei nun ein Krisenstab eingerichtet worden und für Mittwoch ist ein Runder Tisch einberufen worden, an dem das Mitarbeiter des Landratsamtes, des Bayerischen Roten Kreuzes, des Ausländervereins Ebersberg und der Polizei teilnehmen werden.

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