Flüchtlinge in Zorneding:Was in der Notunterkunft alles falsch lief

Binnen kürzester Zeit quartierte das Münchner Jugendamt möglichst viele jugendliche Flüchtlinge in Zorneding ein. Die Bevölkerung wäre bereit gewesen, sie zu integrieren. Nur: Die Ausgangsbedingungen haben von Anfang an nicht gestimmt.

Kommentar von Isabel Meixner

Wieso braucht es erst ein Unglück, bevor Behörden reagieren? Keine zwei Tage nach der Massenschlägerei im Eschenhof hat das Stadtjugendamt München das getan, was von Anfang an sein Job gewesen wäre: Es hat von jetzt auf gleich vier weitere Betreuer engagiert, die ethnischen Gruppen, zwischen denen der Konflikt eskaliert war, getrennt und angekündigt, die Zahl der Flüchtlinge im Eschenhof zu senken.

Im gleichen Zug hat die Behörde aber auch kundgetan, die Unterkunft bis Jahresende zu schließen. Eine Fehlentscheidung, die offenbar unter dem Druck der eigenen Überforderung und der Gemeinde Zorneding zustande gekommen ist. Denn mit den beschlossenen Verbesserungen könnte man die verfahrene Situation in Zorneding lösen.

Klar: Weitermachen wie bisher kann das Jugendamt München nicht. Doch mit der Schließung der Notunterkunft schiebt es das Problem nur zurück nach München in die ohnehin überfüllten Unterkünfte. Die Fehler wurden bereits am Anfang bei der Verteilung gemacht. Ohne Fingerspitzengefühl und Rücksicht auf kulturelle Unterschiede und Konflikte schickten die Verantwortlichen Flüchtlinge nach Zorneding, wohl in der Annahme: "Christen, Moslems, ganz egal: Ihr seid alle Asylbewerber und werdet euch schon verstehen."

Gute Rahmenbedingungen, schlechte Betreuung

Das ist selbstverständlich mitnichten so. In Zorneding sind die Jugendlichen in einem früheren Hotel mitten im Ort untergebracht, das mit seinen Zimmern und seiner zentralen Lage für eine Flüchtlingsunterkunft prädestiniert ist. Doch die Behörde nutzte diese Ausgangsbedingungen nicht. Stattdessen quartierte sie in kurzer Zeit möglichst viele Jugendliche in Zorneding ein und stellte ihnen nicht genügend Betreuer zur Seite.

Dass das Stadtjugendamt Anfang Oktober froh war, Flüchtlinge aus der überfüllten Bayernkaserne nach Zorneding schicken zu können, ist verständlich. Allerdings kann man von einer Behörde den nötigen Weitblick verlangen. Ziel muss es sein, die jungen Menschen in Deutschland aufzunehmen und zu integrieren. Die Zornedinger Bevölkerung war, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, auch dazu bereit. Ein Jammer, dass die Münchner Stadtverwaltung nicht fähig war, die nötigen Voraussetzungen dafür zu schaffen.

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