Süddeutsche Zeitung

Mitten in Ebersberg:Flaute auf den Straßen dank Orkan "Sabine"

Ein bisschen Lob hat sich das Sturmtief verdient. Weil das Brausen in der Höhe zu einer Ruhe am Boden geführt hat - genauer: auf der Straße.

Glosse von Wieland Bögel

Mit den Naturgewalten ist bekanntlich nicht zu spaßen, da bilden Winterstürme keine Ausnahme. Ob man Naturgewalten dagegen, wenn sie schon nicht zu Späßen aufgelegt sind, wenigstens loben darf, ist eine andere Frage. Denn ein bisschen Lob hat sich das aktuelle Sturmtief namens Sabine durchaus verdient. Erstens, weil es sich zumindest hier im Landkreis vergleichsweise anständig aufgeführt hat (s. rechte Seite). Zum anderen, weil das ungewöhnliche Brausen in der Höhe zu einer nicht minder ungewöhnlichen Ruhe am Boden geführt hat - genauer: auf den Straßen.

Wer am Montag weder schulfrei hatte, noch sonst den Tag unwetterbedingt zuhause verbringen konnte, dürfte es bemerkt haben. Auf den Verkehrswegen allüberall lief es so zügig, als hätte man Rückenwind. Keine der üblichen Lastwagenkolonnen, keine langen Staus vor Ampeln und Kreuzungen. Und offenbar hatten auch diejenigen Verkehrsteilnehmer, denen längst entfallen ist, wozu das Ding da rechts unten eigentlich noch mal gut ist, ihre dringlichen Termine auf unwetterfreie Zeiten schieben können. Mit der Folge, dass es zwischen Anzing und Aßling, Steinhöring und Vaterstetten, Poing und Emmering und so fort am Montag zuging wie sonst an Sonn- und Feiertagen nicht.

So muss Autofahren gewesen sein, vor vielen, vielen Jahren, als die Verkehrsplaner aktiv waren, welche sich die vorhandene und zu normalen Zeiten dauerüberlastete Infrastruktur ausgedacht haben. Auch für Fußgänger - so sie sich denn aus dem Haus wagten - brachte das Sturmtief ungeahnte Möglichkeiten: In der Kreisstadt wurden zur Mittagszeit mehrere Personen beobachtet, die in der Innenstadt einfach so, ohne Ampel und ohne Spurten, die nahezu leere Durchgangsstraße überquerten.

Damit dürfte es beim Erscheinen dieses Textes wieder vorbei sein. Da sind der Sturm und seine Gefahren längst weitergezogen, der nicht minder gefährliche Verkehr hat seinen Betrieb wieder aufgenommen - und damit ist nun wirklich nicht zu spaßen.

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Quelle:
SZ vom 11.02.2020
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