Finanzen in Grafing:Investitionen fast halbiert

Grafing muss auf zurückgehende Einnahmen reagieren

Von Thorsten Rienth, Grafing

Vom sprichwörtlichen blauen Auge hatte Grafings Bürgermeister Christian Bauer (CSU) im Spätsommer gesprochen, als es um die Auswirkungen der Corona-Pandemie für die städtischen Finanzen gegangen war. In der jüngsten Finanzausschusssitzung legte er nun die Aufstellung für den 2021er Etat vor. Um im Bild zu bleiben: Das blaue Auge ist nicht weg. Immerhin aber schwillt nicht auch noch das zweite zu.

Bis der Haushalt seinen Weg durch die städtischen Gremien genommen hat, kann sich daran freilich noch einiges ändern. Was dagegen sicher scheint: Viel zu verteilen gibt es jenseits der Pflichtaufgaben allerdings eher nicht. Der Verwaltungshaushalt soll um rund 850 000 Euro auf etwa 28,2 Millionen Euro sinken. Etwas über eine Million Euro will die Kämmerei von dort in den Vermögens- respektive Investitionshaushalt schieben. Dies entspricht lediglich einem Viertel des Ansatzes aus dem Vorjahr, als der Wert noch bei 3,9 Millionen Euro gelegen hatte.

Beim Vermögenshaushalt sind die Einschnitte deutlich tiefer. Mit knapp 11,2 Millionen Euro plant ihn die Kämmerei derzeit um 8,7 Millionen Euro kleiner als im Vorjahr. Die Halbierung kann die Stadt nur deshalb vermeiden, weil sie etwas über 1,8 Millionen Euro an neuen Krediten vorsieht. Nötig wird die Finanzspritze, weil die Einnahmen aus der Gewerbe- und Einkommensteuer pandemiebedingt zurückgehen. Fürs laufende Jahr rechnet die Stadt mit 4,7 Millionen Euro aus der Gewerbesteuer. Im Jahr zuvor waren es noch 5,5 Millionen Euro. Bei der Einkommenssteuerbeteiligung liegt der Ansatz rund 300 000 Euro unter dem des vergangenen Jahres.

Die Einschnitte bei den Investitionen sind auch damit verbunden, dass die Ausgaben für die Kreisumlage in den Vorjahren sukzessive gestiegen sind. Hatte sie im Jahr 2020 noch bei unter 7,5 Millionen Euro gelegen, muss die Stadt in diesem Jahr 7,8 Millionen Euro abführen. Hintergrund ist, dass sich die Umlagekraft stets an den Einnahmen der Vorjahre bemisst - und die lagen gerade in den vergangenen drei Jahren in Grafing vergleichsweise hoch.

Für den Schuldenstand bedeutet all das nichts Gutes. Nach 11,8 Millionen Euro zum Jahresende 2020 rechnet die Kämmerei zum 31. Dezember dieses Jahres mit 13,2 Millionen Euro. Ein Jahr später soll er dann mit rund 14 Millionen Euro seinen Höchststand erreichen und dann - soweit das derzeit überhaupt seriös abschätzbar sein sollte - bis zum Jahresende 2024 etwa auf diesem Niveau stagnieren.

Wenngleich die Investitionen deutlich zurückgehen bedeutet dies nicht, dass die Stadt keine mehr tätigt: Für den Ausbau der Grundschule sind noch verbleibende 750 000 Euro vorgesehen. Der gleiche Betrag steht für den Bau des Kinderzentrums im Plan. Dabei könnte es aber passieren, dass sich der Stadtrat für eine komplette Neuplanung entscheidet. In diesem Fall fiele der Betrag wohl weg, da sich ein neu geplanter Bau sicher nicht im Jahresverlauf starten lassen wird.

Neue EDV-Ausstattungen von Grund- und Mittelschule lässt sich die Stadt rund 365 000 Euro kosten, den Ausbau der Breitbandversorgung 200 000 Euro. Eine halbe Million Euro ist für den Ausbau des Bauhofs eingeplant. Den größten Posten stellt die "Minimalsanierung Plus" der Stadthalle dar. Von den auf etwas über 1,5 Millionen Euro veranschlagten Kosten fallen laut Haushaltsansatz 1,4 Millionen im laufenden Jahr an.

Der Stadtrat berät den Ansatz voraussichtlich in seiner Sitzung am Dienstag, 9. Februar

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