Bahnstrecke nach Wasserburg:Filzenexpress soll bald mit Strom fahren

Filzenexpress bei Ebersberg

Der Filzenexpress, hier zu sehen auf der Anstiegsrampe Laufinger Moos zur Brücke Richtung Ebersberg, ist bisher stets mit Dieseltriebwagen unterwegs, da es auf der Strecke keine Oberleitung gibt. Nicht nur dies könnte sich in den kommenden Jahren aber ändern.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Elektrifizierung zwischen Ebersberg und Reitmehring könnte bis Mitte des Jahrzehnts fertig sein. Oberleitung und weitere Maßnahmen sind geplant.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Elektromobilität im Landkreis Ebersberg kommt nicht nur auf der Straße voran. Auch im Bahnverkehr wird voraussichtlich bald auf Elektroantrieb umgestellt. Wie aus einer Stellungnahme der Deutschen Bahn hervorgeht, könnte der Bau der neuen Oberleitung für den Filzenexpress 2023 beginnen, weitere Maßnahmen an der Strecke sind ebenfalls geplant. Bis allerdings auch die S-Bahn zwischen Reitmehring und Ebersberg verkehrt, dürfte es noch dauern.

Ursprünglich war der Bau der Oberleitung für den Filzenexpress mit der Fertigstellung der zweiten S-Bahn-Stammstrecke verknüpft. Nach aktuellem Stand wird die Röhre allerdings nicht vor 2028 in Betrieb gehen, was eine Elektrifizierung Richtung Wasserburg realistischerweise in die frühen 2030er Jahre geschoben hätte. Doch bei der Bahn will man mit dem Projekt in Ebersberg nicht auf den neuen Tunnel in München warten.

Zumindest teilte dies der Schienenkonzern kürzlich der Stadt Ebersberg mit. Die se plant in Oberndorf die in der Nähe der Bahnstrecke gelegene Grundschule zu sanieren und zu erweitern. In einer Stellungnahme dazu weist die Bahn nicht nur darauf hin, dass durch die Baustelle der Zugverkehr nicht beeinträchtigt werden darf, sondern kündigt auch ein eigenes Bauprojekt an: "Die Oberleitungsanlage soll im Jahr 2024 errichtet werden und in Betrieb gehen.

Weitere Ausbaumaßnahmen in Bezug auf den S-Bahn-Ausbau der Strecke sind durch den Freistaat Bayern derzeitig in der Vorbereitung." Auf der Website, auf welcher die Bahn ihre aktuellen Projekte in der Region vorstellt, heißt es, man rechne damit, im Juni die Genehmigungsplanung abzuschließen. Als Zeitrahmen für die Fertigstellung der Oberleitung heißt es weiter: "2026 sollen die ersten durchgängigen elektrischen Züge von München nach Wasserburg verkehren."

Laut einer Stellungnahme des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr an das Landratsamt Ebersberg "ist angestrebt, frühestens im Jahr 2023 mit ersten bauvorbereitenden Maßnahmen zu beginnen". Auch das Ministerium nennt das Jahr 2026 als Beginn für den elektrischen Zugverkehr auf der Strecke - und zwar durchgehend bis Wasserburg Bahnhof, also Reitmehring.

Auch dazu, wie der Bahnverkehr dann konkret aussehen soll, gibt es schon Überlegungen: "Mit Aufnahme des elektrischen Betriebs ist zunächst ein stündliches Zugangebot vorgesehen. Eine Taktverdichtung wird im Rahmen der laufenden Untersuchungen zum Programm ,Bahnausbau Region München' vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr als längerfristige Entwicklungsperspektive geprüft. Hierzu wären über die Streckenelektrifizierung hinaus weitere Infrastrukturausbauten erforderlich." Was konkret bedeutet, für die Bahnpassagiere würde sich zunächst auch mit neuer Oberleitung wenig ändern, außer, dass die Triebwagen eben einen Stromabnehmer bekommen.

Warum das so ist, weiß Landrat Robert Niedergesäß (CSU), der auch Sprecher der MVV-Landkreise ist: "Nach unserem Kenntnisstand werden also zunächst noch keine ,echten' S-Bahnzüge eingesetzt, hierzu müssen zunächst auch die Bahnsteige verlängert und vor allem in der Höhe angepasst werden. Und auch eine Taktverdichtung (30 Minuten-Takt) wird grundsätzlich erst dann möglich sein, wenn der eingleisige Abschnitt zwischen Grafing und Ebersberg zumindest teilweise zweigleisig ausgebaut wird."

Dieses Ausweichgleis auf dem derzeit letzten S-Bahn-Abschnitt vor der Kreisstadt wird seit Jahren gefordert, bislang gibt es dafür aber keinen konkreten Plan. Allerdings existieren bereits Vorschläge, wo man die Strecke erweitern könnte: Im Herbst stellte der Landrat ein neues Konzept vor, demnach soll es sowohl zwischen Grafing-Bahnhof und Grafing als auch zwischen Grafing und Ebersberg ein Ausweichgleis geben. Letzteres könnte entweder am Bahnübergang Wiesham entstehen, wie es seit Jahren im Gespräch ist, oder südlich der Kreisstadt, wo unter Umständen sogar der zweite Ebersberger Bahnhof gebaut werden könnte. Dieser war in den 1970ern bereits in den Plänen zum Bau der S-Bahn enthalten, wurde dann aber nie umgesetzt.

Aber wo auch immer das Ausweichgleis gebaut wird, sicher ist auf jeden Fall, dass es ohne nichts wird mit einem besseren Bahnangebot im östlichen Landkreis: "Die zentrale Weichenstellung Richtung Zukunft ist und bleibt der zweigleisige Ausbau zwischen Grafing und Ebersberg", sagt auch der Landrat. "Erst diese zusätzliche Infrastruktur schafft die Voraussetzung für eine bessere und stabilere Anbindung der Kreisstadt Ebersberg und einen 30 Minutentakt Richtung Wasserburg. Im Dialog mit dem Freistaat und den Fachplanern sind wir hier konzeptionell schon einen wichtigen Schritt vorangekommen."

Ein solcher ist für Niedergesäß auch der in zwei Jahren beginnende Oberleitungsbau: "Die Elektrifizierung der Bahnstrecke ist zum einen aus Gründen des Umweltschutzes sehr zu begrüßen, zum anderen auch aus betrieblichen Gründen, um diesen Bereich Richtung Steinhöring und Wasserburg künftig mit der S-Bahn erschließen und besser in das Gesamtnetz einbinden zu können."

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