Filmabend in Grafing:"Habt ihr nicht auch mal was nachgestellt?"

Raststätte B12, Christian Lerch Film

Christian Lerch aus Steinhöring am Drehort in Hohenlinden. Hier hat der 52-Jährige vier Jahre lang geflilmt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wie echt ist die Kinodoku "B12 - gestorben wird im nächsten Leben"? Der Steinhöringer Regisseur Christian Lerch steht in Grafing Rede und Antwort.

Von Johanna Feckl, Grafing

In Berlin die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen ist gar nicht so leicht: Ob Punks oder Emos, Hippster und Hopper, Rocker und Raver, Hippies und Biedermeiers, Normalos oder Fashionistas - der Berliner hat alles schon gesehen, jeden Tag, immer wieder. Aus der Masse herausstechen tut hier wirklich niemand mehr. Außer man ist Bayer.

Denn als Bayer fällt man nun einmal auf, wenn man nicht gerade in der Heimat verweilt. Das fängt schon beim Semmelkaufen an, und hört beim "auf Wiederschau'n"-Gruß auf. Da wird der Dokumentarfilm "B12 - Gestorben wird im nächsten Leben" des Steinhöringers Christian Lerch viele Blicke auf sich ziehen, wenn er in dieser Woche im Berliner Programmkino Movimento läuft - mit Untertiteln, eh klar.

Man muss aber gar nicht bis nach Berlin schauen, um den Erfolg des Filmes zu sehen. Seit 18. Juli ist Lerch mit seiner Hommage in Bewegtbildform an das "Rasthaus B12" bei Hohenlinden und seine Stammgäste auf Kinotour in Bayern unterwegs. Einen Stopp machte er im Grafinger Capitol Filmtheater und stand nach der Filmvorführung den Fragen des Publikums Rede und Antwort.

Auch Produzent Johannes Kaltenhauser und einer der Protagonisten, Konrad Kirschbauer, waren dabei. Die Zuschauer im gut besuchten Kinosaal waren begeistert. Das bewiesen nicht nur die Lacher während des Films, sondern auch die vielen Nachfragen im anschließenden Gespräch mit dem 52-jährigen Regisseur.

"Ich habe selten so gelacht, wie gerade eben"

"Ich habe selten so gelacht, wie gerade eben", sagte ein Mann, der es sich in den vorderen Reihen gemütlich gemacht hatte. Ein großes zustimmendes Raunen ging durch den Saal. Ob die Reaktionen auf den Film woanders genauso wären, wollte daraufhin ein anderer Mann von Christian Lerch wissen. Das bescheidene "gut!", das der 52-Jährige daraufhin antwortete, kann man wohl ohne Zweifel als Untertreibung werten, wenn man bedenkt, dass der Film trotz seiner regionalen Thematik in Bayern bis nach Nürnberg hinauf in aktuell 20 Kinos gezeigt wird - und eben sogar in einem Berliner Lichtspielhaus.

Und was passiert nach dem Kino? "Kann man den Film dann auch mal kaufen?", fragte ein Zuschauer. Aber freilich werde der Film um Mane, den Wirt des "Rasthaus B12", seinen Vater Lenz und all die anderen Stammgäste auf DVD und Blu-ray erscheinen. Wahrscheinlich sogar noch vor Weihnachten. Gute Neuigkeiten für all diejenigen, die mit dem Abhaken der Ideenliste für Geschenke lieber früher als später beginnen.

Aber ist wirklich alles echt im Film? Ist das alles tatsächlich so passiert und zufällig hat eine Kamera alles aufgenommen? Ein Mann aus den hinteren Reihen zeigte sich skeptisch. Bei Christian Lerch stieß diese Frage sichtlich auf Überraschung. Zurecht, denn die Zuschreibung seines Werks in das Genre des Dokumentarfilm sagt ja genau das: Der Film dokumentiert und inszeniert nicht. Auch nach mehrmaligen Versichern, dass alles so geschehen ist, wie es der Film zeigt, gab sich der ungläubige Mann noch nicht zufrieden.

"Ist nicht manchmal etwas passiert und die Kamera war aber gerade nicht dabei, sodass ihr das dann nachgestellt habt?", hakte er weiter nach. Nein, auch so etwas sei nicht passiert. Selbst an die Brüder Reinhold und Rico Flierl, die im Film ein Fenster einbauen, falsch herum, sodass sich das Fenster unten und nicht oben kippen lässt - eine Szene, die an Situationskomik und Wortwitz kaum zu überbieten ist - sei kein Geld für ihre Darbietung bezahlt worden. Die Komik im Film ist unfreiwillig. Genau das macht ihn aus.

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