Ferienprogramme in Ebersberg:Ernüchtert in die Herbstferien

Ferienprogramme in Ebersberg: Malen, Basteln, Sport treiben: Die Ferienprogramme in den Gemeinden sind bei den Kindern beliebt. Dieses Jahr ist aber wenig geboten.

Malen, Basteln, Sport treiben: Die Ferienprogramme in den Gemeinden sind bei den Kindern beliebt. Dieses Jahr ist aber wenig geboten.

(Foto: Christian Endt)

Weil es wegen der Pandemie kaum Planungssicherheit gibt, können viele Gemeinden im Landkreis Ebersberg keine Aktivitäten für Kinder anbieten

Von Karin Pill, Ebersberg

"Wir hätten so gerne etwas angeboten, aber Corona-bedingt ist das einfach nicht möglich", sagt Ibrahim Al-Kass, Leiter der Jugendpflege in Grafing. So wie Al-Kass ergeht es gerade vielen Jugendpflegern und Organisatoren von Ferienprogrammen im Landkreis Ebersberg. Die Gemeinden und Ferienprogramm-Veranstalter hätten den Kindern für die Herbstferien gerne ein breites Spektrum an Spiel und Spaß geboten - dieses Jahr erst recht.

Doch da die Corona-Pandemie überhaupt keine Planungssicherheit bietet, hat die Mehrheit der Gemeinden entschlossen, kein Programm anzubieten. "Das tut mir so leid für die Eltern, denn die könnten eine entlastende Betreuung ihrer Kinder gerade so gut gebrauchen", sagt Al-Kass. Auch die Kinder dürften sich einmal wieder nach unbeschwertem Freizeitspaß sehnen. Und dabei hatten Al-Kass und seine Kollegen schon so viel geplant. "Wir hatten uns tolle Dinge überlegt: Acryl-Malen, Basteln mit Origami, Sportangebote. Aber Sport machen mit Maske, das ist einfach schwierig. Das Ganze ist wirklich so bitter", sagt Al-Kass.

Ein weiterer Konflikt besteht für Al-Kass darin, dass die Klassen sich ja so wenig wie möglich vermischen sollten. Bei einem Freizeitangebot in den Herbstferien kann der Jugendpfleger jedoch nicht garantieren, dass die Kleinen auch wirklich nur mit ihren jeweiligen Klassenkameraden spielen. "Ich kann ja nicht im Ferienprogramm etwas anbieten, was in der Schule auch nicht erlaubt ist", sagt er.

Erwin Mehl, Jugendpfleger der Verwaltungsgemeinschaft Aßling, ist ebenfallsenttäuscht, dass nun in den Herbstferien nichts stattfinden kann. "Wir in Aßling haben nichts geplant. Im Sommer gab es zwar ein paar Lockerungen, aber das war dann einfach zu kurzfristig, um noch etwas auf die Beine zu stellen", sagt er. Bei den aktuell steigenden Infektionszahlen ist es sowieso fraglich, ob Herbstferienprogramme so hätten stattfinden können, wie sie von den Jugendpflegern geplant gewesen wären.

Es gäbe sogar ein bayernweites Sonderprogramm des Bayerischen Kultusministeriums und des Bayerischen Jugendrings (BJR), das Kindern eine Herbstferienbetreuung ermöglicht, deren Eltern schon ihren gesamten Jahresurlaub aufgebraucht haben. Für berufstätige Eltern muss sich das anhören, wie die Rettung in der Not. Und doch bestätigt die Pressesprecherin des Landratsamts Ebersberg, Evelyn Schwaiger, was ohnehin jeder irgendwie ahnt: "Aufgrund des nun erhöhten Inzidenzwertes im Landkreis sind leider kaum noch Angebote möglich. Deshalb mussten Gemeinden bereits ihr geplantes Angebot absagen."

Eine Vielzahl von Gemeinden im Landkreis, darunter die Stadt Ebersberg sowie Kirchseeon und Markt Schwaben, bieten traditionell ohnehin keine Herbstferienprogramme an. Eine der wenigen Gemeinden im Landkreis, die ein reduziertes Herbstferienprogramm haben, ist Poing. Dort können Kinder beispielsweise an Skate- oder Zeichenkursen teilnehmen, doch natürlich unter strenger Einhaltung der gängigen Schutzmaßnahmen. Außerdem soll es auch den beliebten Zirkustag am schulfreien Buß- und Bettag geben. Dennoch warnt Jacqueline Schmidt, Leiterin des Fachbereichs Generationen und Bildung der Gemeinde Poing: "Wir bieten zwar ein Programm an, aber leider müssen wir uns kurzfristige Änderungen, Reduzierungen der Teilnehmerzahlen oder gar Absagen vorbehalten." Das Programm sowie Änderungen oder Absagen können unter der Adresse https://www.unser-ferienprogramm.de/poing/ eingesehen werden.

Ein ernüchterndes Fazit also für die Herbstferien, was nicht zuletzt die Jugendpfleger der Gemeinden bedauern. Fragt man die Verantwortlichen für Ferienprogramme hingegen, wie die Sommerferien 2020 liefen, zeigen diese sich den Umständen entsprechend zufrieden. Monika Klinger von der Nachbarschaftshilfe Vaterstetten ist froh, dass sie und ihre Kollegen sowie alle Ehrenamtlichen im Sommer so gut durch das Programm gekommen sind. Sechs Wochen lang haben sie den Vaterstettener Kindern täglich etwas geboten. "Alle Kinder haben ganz toll mitgemacht und sich an Abstand halten, Hände waschen und Maske tragen gehalten", sagt Klinger. Bei der Anzahl an jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern war das gar keine Selbstverständlichkeit. 574 Kinder zählten die Veranstalter in Vaterstetten insgesamt. Dabei standen noch 169 Kinder auf der Warteliste. Insgesamt sind das also rund 740 Anmeldungen. Klinger wundert das nicht: "Die Kinder wollten in den Sommerferien endlich mal raus und etwas erleben." Schließlich gleicht das ganze bisherige Jahr 2020 ja einer Fahrt mit angezogener Handbremse. Klinger erzählt außerdem, dass die 740 Anmeldungen im Corona-Jahr die Anmeldungen der vergangenen Jahre weit übersteigen. "2019 haben sich 600 Kinder und Jugendliche für das Sommerferienprogramm in Vaterstetten angemeldet", so Klinger. Sie sieht darin eine weitere Bestätigung, dass die Kinder heuer vor ganz besondere Herausforderungen gestellt wurden. "Da hat es mir echt leid getan, dass wir den Kindern auf der Warteliste absagen mussten", bedauert Klinger.

Gerhard Wolf, Vorsitzender des Zornedinger Fördervereins für Sport und Kultur, zeigt sich ebenfalls zufrieden mit dem Sommerangebot in der Gemeinde. "Im Sommer haben wir fünf Wochen lang 80 Kinder betreut. Pro Tag durften wir Veranstaltungen mit 20 Kindern machen." Für die Herbstferien sei die Zahl der Kinder, die betreut werden dürfen, auf fünf gesunken, so Wolf. Diese Zahl sei zu gering, um ein umfassendes Programm anzubieten. Deshalb nutzen die Zornedinger die Herbstferien, um das Jugendzentrum zu renovieren und herzurichten. "Wir hoffen auf das Frühjahr", sagt Wolf optimistisch.

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