Der Countdown läuft. Bald heißt es wieder: Ferien!!! Kein Mathe-Abschreiben morgens im Bus - stattdessen ausschlafen, bis der Hunger kommt und danach frei sein wie ein Vogel für alles, was Spaß macht. Aber manchmal heißt es auch: "Mama, mir ist so laaaaaaangweilig!", während berufstätige Eltern ihrerseits das wenig beliebte Betreuungs-Tetris spielen.
Für all diese Fälle gibt es im Landkreis zum Glück vielfältige Ferienangebote, manche von ihnen kennen die Eltern heutiger Schulkinder sogar schon aus eigener Erfahrung. Ganztags oder stundenweise bieten Vereine, Privatpersonen oder die jeweilige Gemeinde selbst Ausflüge und Aktivitäten zu meist erschwinglichen Preisen oder sogar ganz ohne Kostenbeteiligung an.
Die Auflagen sind passé, nur bei manchen Veranstaltungen wurde die Teilnehmerzahl reduziert
Die Vorfreude darauf ist nach zwei Corona-Jahren überall groß. Noch 2021 waren für manche Veranstalter Abstandsregelungen und Masken generell eine zu große Herausforderung, andere sprangen kurzfristig ab, wenn zum Zeitpunkt des Termins die Regelungen verschärft wurden.
Nun sind die meisten Auflagen trotz der nach wie vor bestehenden Infektionslage passé, einzig wurde bei manchen Angeboten die Zahl der Teilnehmenden im Vergleich zu vorpandemischen Zeiten reduziert. Und wo immer es bereits möglich ist, strömen die Anmeldungen nur so herein. Eine Ferienfreizeit der Grafinger Artistikgruppe Movimento etwa war innerhalb eines Tages ausgebucht.
999 Bewerbungen in fünf Tagen
Großen Zulauf verzeichnet auch die Nachbarschaftshilfe Vaterstetten, sie hat 45 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet. Auch programmtechnisch ist man dort am weitesten fortgeschritten - die Anmeldungen über www.nbh-ferienprogramm.de sind im Wesentlichen bereits gelaufen. 999 Bewerbungen habe man innerhalb von fünf Tagen für die 56 Angebote gezählt, so der Veranstalter. Per Los wurde dann wenig später über die Vergabe der Plätze entschieden; wer nicht berücksichtigt werden konnte, wanderte auf die Warteliste - alles computergestützt.
Diese Handhabung vereinfacht das Prozedere - für die Familien, die sich bei der Anmeldung etwas Zeit lassen können, ebenso wie für die Veranstalter, denen das händische Pflegen von Excel-Listen erspart bleibt. Dennoch schätzt die Vaterstettener Jugendpflegerin Martha Golombek die Flexibilität und den Charme bei persönlicher Anmeldung, wo man dann auch individuell entscheiden könne, strikte Altersgrenzen einmal auszuhebeln oder die ursprüngliche Anzahl an Plätzen zu erhöhen.
Dieses Foto von der Bauspielwoche in Vaterstetten ist zwar schon zwei Jahre alt, am Prinzip hat sich aber auch in der Zwischenzeit nichts geändert. Auch nicht an der Beliebtheit.
(Foto: Christian Endt)So geschehen beim beliebten Hüttenbauen, für das man sich direkt bei der Gemeinde selbst anmeldet. Dort finden sich auch Informationen zu einem Schachcamp, dem Programm der Eisenbahnfreunde, über mehrtägige Ausflüge und ein Sporterlebniscamp. Denn im Unterschied zu anderen Kommunen im Landkreis findet in Vaterstetten keine zentrale Bündelung aller Aktionen statt.
Andere Gemeinden machen den Eltern die Übersicht leichter: In Markt Schwaben kümmert sich seit 2011 das Jugendzentrum Blues komplett um Anmeldung und Abrechnung für alle beteiligten Organisationen und Vereine. Unter ferien.jugendzentrum-blues.de ist mit vielen Filtermöglichkeiten nach Themen, Alter oder Ort ein breit gefächertes Angebot für Vier- bis 14-Jährige zu finden. Es reicht von der Führung zu einer Sternwarte oder eine Bauspielwoche über Frühenglisch bis zum Filmen mit der Trickbox. Wie Leiter Jan Ostmann erläutert, ist noch "kontinuierlich Bewegung im Programm", es lohne sich also, öfter mal hineinzuschauen. Als Highlight nennt Ostmann die Schnitzeljagd durch den Ort, deren Stationen Familien auch auf eigene Faust entdecken könnten. Zudem biete das Jugendzentrum eine "Nachhaltigkeitswoche" mit vier voneinander unabhängigen Veranstaltungen an.
Dass dieses Bild aus dem Jahr 2021 stammt, ist unschwer zu erkennen. Hier wird in einem Kochkurs in Ebersberg Sushi zubereitet.
(Foto: privat)Aktuellen Interessen trägt auch der 2011 gegründete Verein "Ebersberger Ferienspaß" Rechnung. Neben traditionellem Kochen, Töpfern, Speckstein bearbeiten, Schach und Geschichtenwerkstatt, Klettern, Fußballcamp oder Besuch bei den Bogenschützen zählen zu den 54 Programmpunkten nun Robotik, Sketchnoting, Lebensmittel retten oder Plastikfrei im Bad.
Ebenfalls zukunftsorientiert ist, was Lakhena Leng vorhat. Die Dritte Bürgermeisterin der Kreisstadt möchte 2023 ein "Mini Ebersberg" anbieten - wer Lust hat, mitzuplanen, kann nun am entsprechenden Workshop teilnehmen. Die Ferienspaß-Vorsitzende Gabriela Berger freut sich besonders darüber, dass sich sowohl Kommunalpolitiker als auch Pfarrer Josef Riedl schon seit Jahren einbringen. Zum "Tümpeln an der Weiherkette" wird Bürgermeister Uli Proske heuer von einer Umweltpädagogin begleitet. Ausführlich stöbern kann man online unter www.ebersberger-ferienspass.de, einschreiben muss man sich vor Ort, am Samstag, 9. Juli, von 10 bis 12 Uhr im Rathaus Ebersberg.
Auch in Moosach findet die Anmeldung für die auf den Gemeindeseiten aufgeführten Kurse persönlich statt: Am Freitag, 15. Juli, von 18 bis 18.30 Uhr in der Rudolf-Obermayr-Halle. Der absolute Renner sei immer das Sandburgenbauen, sagt Bettina Beham, Leiterin des Vereinskartells und Organisatorin des Ferienprogramms. "Generell ist alles sehr gefragt, was mit Natur zu tun hat, wo man sich dreckig machen und mit den Händen etwas tun darf. Das ist für die Kids wirklich etwas Besonderes." Neben Kursen wie dem der Wasserwacht, die schon "ewig laufen", gibt es heuer erstmals einen Escape Room - "und der wird echt richtig cool."
Jedes Jahr wieder ein Dauerbrenner: die Skatertage in der Eishalle des EHC Klostersee, seit Jahren Bestandteil des Grafinger Ferienprogramms.
(Foto: Christian Endt)In Grafing sind es vor allem die traditionellen Skatertage in der Eishalle, die sich seit Jahren großer Beliebtheit erfreuen. Neben dem Ausprobieren von allerlei Fahrzeugen steht hier stets das Bouldern hoch im Kurs, die Anmeldung hierzu findet vor Ort statt. Alternativen sind ein Schnupper-Golfkurs in Elkofen oder die Angebote im Schülercafé Chexster. Nachdem das Programm aber noch nicht komplett feststeht, lohnt sich auf jeden Fall ein Blick in die Rubrik "Kinder und Familie" der Internetseite der Stadt Grafing.
Ein regelmäßiger Besuch auf den Anmeldeseiten von ferien.poing.de ist ebenfalls zu empfehlen, denn auch in Poing ist das breit gefächerte Ferienangebot - etwa aus den Bereichen Musik, künstlerisches Gestalten oder Sport - derzeit noch in Bewegung.
Dasselbe gilt für den Markt Kirchseeon. Etwa zwei Wochen vor Ferienbeginn wird das Programm an alle Schüler in Kirchseeon und Eglharting verteilt und parallel unter www.kirchseeon.de veröffentlicht. Anmelden müsse man sich direkt beim jeweiligen Veranstalter, für manches sei aber auch gar keine Reservierung notwendig, erklärt die Verantwortliche Emma Müller. Als Highlight nennt sie eine Radltour durch den Forst mit dem Bürgermeister.
Teenager sollten auch lernen, sich selbst zu beschäftigen
Auch die eingangs erwähnte Vaterstettener Nachbarschaftshilfe hat in der Rubrik "Spiel und Spaß" Veranstaltungen mit dem Titel "Ein Tag mit dem Bürgermeister" zu bieten. Im Gegensatz zu den anderen Angeboten gibt es hier laut Schnellcheck auch noch freie Plätze. In Neukeferloh sollte man sich dabei allerdings beeilen - die gemeinsame Kartoffelernte und der Besuch auf einer Pferdekoppel scheinen mehr Sechs- bis 14-Jährige anzulocken als die Aussicht auf eine "kleine Trauung" im Vaterstettener Rathaus oder ein Besuch des Zornedinger Bauhofs, wo die Kinder "mit Lastwagen und Geräten herumfahren" dürfen.
Was die Ferienbespaßung für Jugendliche anbetrifft, hat Jugendpflegerin Martha Golombek übrigens eine ganz klare Meinung: "Aus pädagogischer Sicht muss man sich schon die Frage stellen, was man anbietet. Ab zwölf Jahren sind Ferien eigentlich dazu da, dass Jugendliche selbst auf Ideen kommen und lernen, ihre Freizeit aktiv selbst zu gestalten. Und die schönsten Ferienerlebnisse sind doch immer jene mit Freunden und Familie."
