FehlalarmePizza fuoco

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Fast hundert Mal in den vergangenen sieben Jahren ist die Feuerwehr zur Pizzeria im Unterbräu ausgerückt. Gebrannt hat es in den seltensten Fällen. Nun muss sich der Betreiber vor Gericht verantworten.

Von Isabel Meixner

97 Mal. In sieben Jahren. So oft musste die Freiwillige Feuerwehr Markt Schwaben zum Unterbräu fahren, weil die dortigen Brandmelder Alarm geschlagen hatten. Doch statt Feuer fanden sie in der Regel angebrannte Zwiebeln und Pizzen oder eine ausdampfende Spülmaschine vor. Der Grund für die meisten Fehlalarme ist die denkbar ungünstige Platzierung der Rauchmelder direkt über dem Backofen im Erdgeschoss und der Spülmaschine im Keller. Und die Tatsache, dass die weißen Boxen direkt mit der Feuerwehr verbunden sind.

Eine großer Vorhang im Gastraum soll verhindern, dass beide Brandmelder bei Rauch aus der Küche Alarm schlagen.
Eine großer Vorhang im Gastraum soll verhindern, dass beide Brandmelder bei Rauch aus der Küche Alarm schlagen. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Derzeit muss sich der Betreiber des Restaurants "La Piazza" sogar vor Gericht verantworten: Bei einem Fehlalarm wurden Fotos gemacht, die zeigen, dass die Rauchmelder abgeklebt waren. Das ist strafbar. Angela Dachs, die das Restaurant im November 2011 gemietet und an den jetzigen Betreiber weitervermietet hat, sieht sich nicht in der Schuld: Die Rauchmelder seien bei der Übernahme bereits verklebt gewesen, damit der Feueralarm nicht so häufig ausgelöst werde. Denn auch frühere Mieter hätten das Problem mit den häufigen Fehlalarmen gehabt, betont Dachs. Mittlerweile sind die Rauchmelder über dem Pizzaofen ausgetauscht und durch einen Vorhang - eine sogenannte Rauchschürze - voneinander getrennt worden; die Feuerwehr wird jetzt nur noch alarmiert, wenn beide Geräte anschlagen. Eine provisorische Lösung, aber sie funktioniert: Seitdem gab es keinen Fehlalarm mehr. Angela Dachs ist dennoch nicht zufrieden damit: "Das macht unseren Raum hässlich." Auch das Problem im Keller ist derzeit gelöst: Den Rauchmelder dort hat man mit Blech verkleidet, das den Wasserdampf von der Spülmaschine abhalten soll.

Feuerwehr-Kommandant Peter Wierer ärgert sich über die hohe Zahl der Fehlalarme: "Das ist nicht tragbar." Vor allem, weil seine Mannen für die Einsätze tagsüber jedes Mal ihren Arbeitsplatz verlassen müssen. "Die Arbeitgeber haben Verständnis für die ausrückenden Kräfte, aber wenn es dann wieder heißt: Es war ein Fehlalarm, kommt das nicht so gut an." Derzeit, betont er, gebe es keine Probleme mit falschen Alarmierungen: "Momentan - toi, toi, toi - ist Ruh' im Unterbräu."

Auch für die Gemeinde sind die Fehlalarme ein Ärgernis, für das sie bisher aufkommen musste: 300 bis 500 Euro, schätzt Wierer, habe jeder Falscheinsatz im Unterbräu gekostet. Bis vor kurzem konnte dieser Betrag dem Verursacher nicht in Rechnung gestellt werden. Durch eine Satzungsänderung, die der Gemeinderat kürzlich verabschiedet hat, ist das nun möglich geworden.

Der Eigentümer des Teils des Unterbräus, in dem das Restaurant untergebracht ist, will nun reagieren: Demnächst soll das Restaurant bei laufendem Betrieb umgebaut und um einen Wintergarten erweitert werden. Dann soll auch der provisorische Vorhang verschwinden und der Ofen an einem anderen Platz in der Küche angeschlossen werden. Die Gemeinde hat dem Bauvorhaben bereits zugestimmt, die Genehmigung des Landratsamts steht noch aus. Feuerwehr, Gemeinde und Mieterin erachten den Umbau als dringend nötig: Als die Rauchmelder installiert wurden, war von einem Restaurant-Betrieb noch nicht die Rede.

Das Gerichtsverfahren gegen den Pizzeria-Betreiber ist derzeit ausgesetzt. Angela Dachs zeigt sich vorsichtig optimistisch, dem Gericht beweisen zu können, dass die Rauchmelder bereits bei der Übernahme vor eineinhalb Jahren abgeklebt waren: "Das kann nicht sein, dass wir als vorbestraft rausgehen oder mit mehreren tausend Euro, die wir bisher für den Strafverteidiger zahlen mussten."

An Silvester hätten sich die vielen Fehlalarme beinahe gerächt: Als die Rauchmelder im Unterbräu wieder anschlugen, habe seine Mannschaft fast nicht mehr kommen wollen, erzählt Feuerwehr-Kommandant Wierer. Doch an diesem Abend brannte es wirklich: Ein Kleiderständer hatte im Neujahrstrubel Feuer gefangen.

© SZ vom 28.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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