Auch in Pliening findet der langersehnte Faschingsumzug heuer - zum ersten Mal nach der zweijährigen Pause - wieder statt, und besser hätten die Konditionen nicht sein können: Der Himmel ist wolkenlos und die 16 Grad Außentemperatur erscheinen einem in den ersten kräftigen Sonnenstrahlen des Frühjahrs wie satte 19 Grad. Der Faschingszug mag zwar nicht der größte seiner Art sein, doch ist er für die Bewohnerinnen und Bewohner Plienings und der umliegenden Dörfer ein fester Bestandteil der Faschingszeit. Kaum einer ist nicht verkleidet, Heino und eine Banane laufen über die Straße, böse Hexen und gute Elfen gehen Hand in Hand und eine Nonne und ein Cowboy prosten sich mit Bier zu - schon jetzt ist die Stimmung ausgelassen.
Nicht nur auf dem Gelände der Freiwilligen Feuerwehr ist vor Umzugsbeginn bereits einiges los, auch in den Garageneinfahrten der Plieninger Bürger wird zusammengestanden und das Ende der Faschingszeit gefeiert, bevor mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit beginnt.
Von Mexiko bis Österreich
Pünktlich um 14 Uhr lässt die Hupe den Anfang des Songs "In the Summertime" ertönen - der Plieninger Gaudiwurm kann beginnen. Aus dem Herdweg kommt der erste Wagen gefahren. "Dia de los Muertos" ist auf dem Schriftzug des Golfautos zu erkennen, das mit glitzernden Girlanden und mexikanischen Totenmasken in allen Farben geschmückt ist. Begleitet wird er von traditionell mexikanisch gekleideten Tänzerinnen, die, so ganz untraditionell für Mexiko, zu "Schickeria" der Spider Murphy Gang tanzen. Den Mexikanern folgt die "bierwillige" Feuerwehr. Ein Zirkusclown schiebt das winziges Feuerwehrauto, in dessen Innerem der ausgewachsene Löwe kaum Platz findet.
Nach zwei Jahren Pause haben sich die Plieninger einiges einfallen lassen.
(Foto: Karlotta Hohmann/oh)
Vom Wagen der Fußball-Scheichs wird Spielgeld in die Menge geschossen.
(Foto: Karlotta Hohmann/oh)
Ein Wagen hat sich von mexikanischen Bräuchen inspirieren lassen.
(Foto: Karlotta Hohmann/oh)
Verkleidet kam fast jeder zum Umzug.
(Foto: Karlotta Hohmann/oh)"Schatzi schenk mir ein Foto", grölen die Skifahrer des Après-Ski-Wagens, die für dieses Wetter viel zu warm angezogen sind. Der vierte Wagen ist der der Arbeiterwohlfahrt. Der Bollerwagen wurde mit viel Liebe zum Detail mit selbstgebastelten bunten Papiergirlanden, Blumen und Teddybären verziert. Die Luftballons um den Wagen tragen den Schriftzug "Kinder sind unsere Zukunft" und erinnern damit an die Forderung der Einführung einer Kindergrundsicherung und den Einsatz der Awo, um allen Kindern Bildungs- und Chancengerechtigkeit möglich zu machen.
Auch kritische Botschaften gibt es
Der Awo folgt die "Stimme der Natur". Ein historisch alter Traktor der Firma Schlüter zieht den Anhänger, der mit Tannenzweigen, Holzscheiben und bunten Luftballons geschmückt ist. Die begeisterten Zuschauer des Faschingsumzuges werden mit Sägespänen gesegnet, auch nach dem Umzug kann man noch erkennen, wer in der Nähe des Wagens stand.
Zu guter Letzt biegt der Traktor des Burschenverein Plienings um die Ecke, das größte Gefährt des heutigen Gaudiwurms. Mit einem kritischen Blick auf die Fifa und die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar haben die Vereinsmitglieder den Wagen in ein lebendes Fußballfeld verwandelt. Neben arabischen Scheichen ist eine Frau in Mannschaftstrikot und dazugehöriger Armbinde zu sehen - anstelle von Süßigkeiten fliegt hier Spielgeld durch die Luft.
Vor dem Bürgerhaus endet der Faschingsumzug schließlich, nicht aber die Feier. Und so können sich auch die Skiläufer endlich aus ihren Jacken schälen und bei einem kühlen Bier die Sonne genießen.
