Fasching im Landkreis Ebersberg:Feiern und frösteln

Donald Trump stößt mit Mexikanern an, dazwischen wuselt allerlei Getier: Knapp 4000 Besucher zelebrieren in Ebersberg den Faschingsendspurt

Von Jan Schwenkenbecher, Ebersberg

- Sehr, sehr laut beschreibt die Stimme aus dem Autoradio um kurz nach elf Uhr ein knallrotes Gummiboot, während der Fahrer, vor der Ampel wartend, die Regentropfen auf der Windschutzscheibe beobachtet. Ein Mann schraubt an einer Theke, eine Frau trägt eine Kartonbox voller Krapfen spazieren. Sonst ist niemand am Marienplatz. Fremde kämen nicht unbedingt auf die Idee, dass hier drei Stunden später der Ebersberger Faschingsumzug seinen Höhepunkt finden wird.

Gegen 13 Uhr wird es voller in den Straßen der Kreisstadt. Der Regen ist in starken Schneefall übergegangen. 14 Piraten schlendern am Bäcker vorbei, wo eine Leopardin zwei etwa Zehnjährige bedient, die als Bierfässer verkleidet sind. Auf der anderen Straßenseite stoßen eine Soldatin, ein Hund und drei bunte Bären an, und nicht nur die Flocken werden dichter. Um halb zwei sperren Polizei und Feuerwehr die Straßen zum Marienplatz, wo mittlerweile die Musi spielt. Eine Biene erklärt einem Stachelschwein, wie schön es sei, auf der Welt zu sein. Etwa 3000 bis 4000 Leute werden schließlich kommen, doch "es waren schon ein paar tausend Leute weniger als sonst", wird Armin Dachgruber, der Präsident der Ebersberger Faschingsgesellschaft, später sagen.

Um 14 Uhr setzt sich der Zug in Bewegung. Es hat aufgehört zu schneien, letzter Nieselregen tropft vom Himmel. Hinterm Rathaus prüfen drei Mäuse mit verschränkten Armen kritisch die Wolken, gegenüber stoßen fünf Hasen und eine Fee - denen das Wetter ziemlich egal scheint - ihre Biergläser gegeneinander.

Eine halbe Stunde später erreicht der Zug das Rathaus, allen voran der Ebersberger Spielmannszug, der mit "When the Saints go marching in" auf dem Marienplatz einläuft. Nach und nach folgen sehr vornehm gekleidete, sich ständig vor dem Publikum verbeugende Vampire, ein riesiges Wikingerschiff, tanzende Enten, die auf ihrem Wagen ein Sprungbrett und eine Rutsche installiert haben, ein Blasorchester aus 40 Giraffen, Elefanten, Kühen und Schweinen sowie ein paar Burschenschaften, die einfach die Musik besonders laut aufgedreht haben. Einer der wenigen politischen Wagen ist ein Chrysler Cabriolet, aus dem der Donald und eine etwas zu bärtige Melania winken, während sie 15 eingepferchte Mexikaner hinter sich herziehen.

Kamellen fliegen über den Marienplatz, kleine Cowboys, Indianer, Prinzessinnen und allerlei Tiere sausen herum und sammeln die nicht gefangenen Bonbons auf. Ein junges Känguru freut sich strahlend über seinen prall gefüllten Beutel; unmittelbar zuvor profitierte es mehrfach von der fehlenden Motorik mehrerer Werfer, die versuchten, zwei Zaungästen im ersten Stock auch ein bisschen Süßkram zukommen zu lassen.

Nach einer guten Stunde sind alle Wagen durch. Die fünf, sechs lautesten Exemplare parken auf dem Marienplatz. Aus allen donnert laute Faschingsmusik, dazwischen belagern die Ebersberger Narren die Bier- und Essensstände. Eine Nonne schnippt ihre Kippe weg, um am Smartphone besser tippen zu können. Ein Mann in Outdoorjacke trinkt Bier. Trump hat die Maske abgezogen und prostet den Mexikanern zu - die Welt ist in Ordnung.

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