Fachkräfte fehlen:Wegen Personalmangels geschlossen

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Ob Koch oder Kellner, in der Gastronomie werden die Leute knapp. Im Landkreis müssen manche Lokale bereits die Öffnungszeiten verkürzen, die Speisekarte ausdünnen - oder ganz zumachen

Von Stella Vogl, Ebersberg

Dass man im Lokal auf die Bedienung etwas warten muss, kommt schon gelegentlich vor. Doch auch die Wirte müssen oft lange auf den Ober warten - sie finden immer weniger Personal. Manche reagieren mit eingeschränktem Angebot, andere sperren ihr Lokal gleich ganz zu.

Die Folgen des Fachkräftemangels sind für Danka Löbel regelmäßig zu spüren. Sie führt die Gaststätte "Zum Wilderer" am Sportzentrum in Anzing und ist es inzwischen gewöhnt, um die zwölf Stunden täglich zu arbeiten. Der Personalmangel wirkt sich nicht nur auf die persönliche Arbeitsbelastung aus, sondern auch auf die Öffnungszeiten: "Es gibt immer wieder Tage, an denen ich früher schließe." Und geöffnet wird erst um 17 Uhr. Einen Mittagstisch gebe es, von Gruppenveranstaltungen abgesehen, seit zwei Jahren nicht mehr. Dabei wäre die Nachfrage da, besonders Senioren würden gerne mittags einkehren.

Immerhin veranstaltet Löbel noch größere Feierlichkeiten, bekommt die personellen Einbußen allerdings zu spüren. Vor allem am Wochenende "bräuchte man eine dreifache Besetzung". Hinzu kommt die ländliche Lage: "In der Stadt ist es einfacher, weil es dort noch Studenten gibt, aber wo gibt es im Dorf Studenten?" Auch in der Küche wird die Lage allmählich kritisch, denn "ein Aushilfskoch - das ist einfach zu wenig", sagt Löbel.

Andere ziehen härtere Konsequenzen, so wie der "Altschütz" in Vaterstetten, der im September schließen wird. Schuld sei "unter anderem der Fachkräftemangel", berichtet Manfred Fürhapter, der gemeinsam mit seiner Frau Verena das Restaurant betreibt. Besonders Personal, das unverzichtbar für die Gastronomie ist, fehle: "Hauptsächlich Küchenpersonal" sei gesucht, so Fürhapter. Das führe dazu, dass man gewisse Abstriche vornehmen muss: "Wir sind von der Speisekarte einfacher geworden." So sei es personell nicht mehr zu bewältigen "das Schnitzel in fünf verschiedenen Variationen anzubieten".

Doch nicht nur die Speiseangebote sind davon betroffen, sondern auch die Nerven: "Es ist immer ein Druck die ganze Woche da." Die ständige Verfügbarkeit, sei es an Weihnachten, Ostern oder am Wochenende, geht zulasten der gemeinsamen Zeit mit seiner Familie. Ein Grund, die Tätigkeit in der Gastronomie als "knochenharten Job" zu bezeichnen, denn "die Freizeit kommt einfach zu kurz". Das möchte der Gastronom, mit dem Vorhaben die Wirtschaft aufzugeben, ändern. Sein neuer Job soll eine Anstellung in einer Kantine werden mit der Aussicht, an Feiertagen nicht mehr arbeiten zu müssen. Eine Ursache für den Fachkräftemangel in seiner Branche sieht Fürhapter nicht nur in den harten Arbeitsbedingungen, auch die Lage spiele keine ganz unwesentliche Rolle: "Speziell hier auf dem Land ist es nicht attraktiv für junge Leute, die Karriere machen wollen."

Besser ist die Lage beim Neuwirt in Zorneding. Geschäftsführer und Inhaber Andreas Glonner weiß zwar, dass "es keine Garantie im Leben gibt". Trotzdem macht sich der Personalmangel bei ihm nicht drastisch bemerkbar: "Wir sind eigentlich nicht wirklich betroffen vom Fachkräftemangel." Bei den aktuell 40 Angestellten gebe es zwar hin und wieder Stellen zu besetzen, aber "wir haben immer kreative Möglichkeiten, jemand zu suchen und zu finden". Glonner verweist auf übertarifliche Bezahlung und Sky-Empfang in der Küche. Vor allem aber müsse sich ein Betrieb anpassen. Dazu gehört etwa, "sich mal mit ungelernten Kräften zu behelfen" und diese anzulernen. Dennoch ist sich Glonner durchaus bewusst: "Es ist nicht wegzudiskutieren, dass es eine schwierige Branche ist."

Ähnlich glimpflich kommt Christoph Hofherr vom "Alten Hof" in Vaterstetten davon. Als ausschlaggebenden Grund sieht er dabei die Vermeidung eines "schnellen Wechsels": "Ich arbeite seit 14 Jahren mit denselben Fachkräften zusammen. Bei mir ist keine Fluktuation." Gleichzeitig sieht er in dem Fachkräftemangel ein "gesellschaftliches Problem" und wünscht sich mehr Wertschätzung für die Arbeit im Gastronomiebereich.

© SZ vom 19.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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