Zorneding:Soja aus den USA einführen oder daheim Tierfutter anbauen?

Zorneding: Johann Meltl erforscht, welche Pflanzensorte auf den Äckern seiner Familie den besten Ertrag bringt.

Johann Meltl erforscht, welche Pflanzensorte auf den Äckern seiner Familie den besten Ertrag bringt.

(Foto: Christian Endt)

Welche Pflanze hat die höchsten Eiweiß- und Energiemengen? Der Zornedinger Landwirt Johann Meltl will das herausfinden - in einem Experiment.

Von Jessica Schober, Zorneding

"Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen", besagt eine Redewendung, "und jede Erbse singt ein Lied." Für den Jungbauern Johann Meltl liefert jede Schote mit den eiweißhaltigen Samen gerade zuerst einmal neue Erkenntnisse: darüber, welche Pflanze sich besonders für den Anbau auf dem Zornedinger Acker seiner Eltern eignet. In einem groß angelegten Meisterversuch erforscht der 23-Jährige zur Zeit, ob dort Erbsen, Ackerbohnen, Sojabohnen oder Lupinen am besten gedeihen. "Könnte sein, dass die Lupine das Rennen macht, aber vom Ertrag her steht auch die Sojabohne gut da."

Auf acht Parzellen baut er das Gemüse an und erklärt auf einer Holztafel am Feldrand seine Untersuchung der Körnerleguminosen, wie die heimischen Eiweißpflanzen im Fachjargon heißen. Nach der Ernte werden die Schotenfrüchte gedroschen, später füllt Meltl die Erbsen, Lupinen und Bohnen in große Säcke ab, um die Ertragsmenge pro Hektar zu wiegen. Eine kleine Probe jeder geernteten Sorte wird er in ein Labor der Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub schicken.

Dort soll ermittelt werden, welche Pflanze die höchsten Eiweiß- und Energiemengen als Tierfutter liefert. Und diese Ergebnisse dürften wiederum auch seinen Vater interessieren. Denn Meltl stammt aus einer Landwirtsfamilie, sein Urgroßvater hatte den Zornedinger Hof 1910 übernommen. Seit drei Jahren baut die Familie schon Soja an, die anderen drei Sorten aus Meltls Versuch sind neu auf dem Feld. Für den Mastbullenstall der Familie fragt sich Meltl nun: "Rentiert es sich, Soja aus den USA einzuführen oder können wir das Tierfutter besser heimisch anbauen?"

Ziel: Weniger Krankheiten und Schädlinge auf dem Feld

Wenn Meltl mit großen Schritten über das Feld schreitet und die Wurzeln der Pflanzen überprüft, dann spürt man, dass hier jemand in seinem Element ist. Letztlich gehe es ihm bei dem Versuch auch darum, dem Vorwurf der "Vermaisung der Landschaft" in Form von Monokulturen etwas entgegenzusetzen. Wenn wechselnde Sorten auf dem Boden angebaut würden in sogenannter "mehrjähriger Fruchtfolge", dann gebe es weniger Krankheiten und Schädlinge auf dem Feld.

"Die Weiterentwicklung der Sorten geht rasant", erzählt Meltl, der sich eine beeindruckende Menge Fachwissen zum Thema angeeignet hat. Auf das Wissen seines Großvaters könne er heute kaum mehr zurückgreifen, auch wenn beispielsweise Lupinen früher viel häufiger angebaut wurden. "Da hat jede Generation ihre eigenen Tricks."

Für seine Forschungsarbeit hat Meltl auch ein sogenanntes Bodenprofil angelegt, für das er ein etwa knietiefes Loch im Acker gegraben hat. Darin deutet er auf die unterschiedlichen Erdschichten: "Wir sind hier in der Münchner Schotterebene und haben im Zornedinger Boden diese rotlagigen Schichten aus Kies und Lehm", erklärt Meltl. "Dadurch kann der Boden hier mehr Wasser speichern als zum Beispiel in Vaterstetten." Das wiederum sei gut für die Lupine, die in einem heißem Sommer wie diesem noch genüg Feuchtigkeit im Boden finde.

Anfang November rechnet Meltl mit ersten Ergebnissen seiner Untersuchungen. Im kommenden Frühjahr will er dann seine 70-seitige Meisterarbeit abgeben, in deren Schlusskapitel er eine Entscheidung treffen will, welcher Anbau nun am sinnvollsten ist. Normalerweise hätte er für solch ein Experiment bei der täglichen Arbeit im Betrieb gar keine Zeit gehabt. "Aber jetzt bin ich selber gespannt, was dabei herauskommt", sagt Meltl, der in Zorneding auch bei den Goaßlschnalzern und bei der Feuerwehr aktiv ist. Von September an will Meltl noch zusätzlich an einer Schule in Niederbayern seinen Fachargrarwirt machen. Denn eines sei für ihn klar: "Landwirt ist mein Traumberuf."

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