Erneut gescheitert:Zu gut für München

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Mitglieder der Raiffeisenbank Zorneding lehnen Fusion ab

wkb

Die Raiffeisenbank Zorneding bleibt eigenständig. Auf der nichtöffentlichen Versammlung der Mitgliedervertreter am Donnerstagabend wurde eine Fusion mit der VR-Bank München Land abgelehnt. Damit ist bereits der zweite Versuch einer Verschmelzung des Zornedinger Geldhauses mit einer anderen Bank gescheitert. Schon 2009 gab es dementsprechende Pläne, diese wurden aber gekippt, bevor es zu einer Abstimmung der Mitglieder kommen konnte.

Das Ergebnis der Abstimmung war deutlich, drei Viertel der anwesenden 56 Mitgliedervertreter hätten für die Fusion stimmen müssen, am Ende waren es aber gerade einmal 60 Prozent. Zuvor habe es eine sehr lebhafte Versammlung gegeben, wie Bankvorstand Martin Schottenheim berichtet. Es sei "sehr kontrovers diskutiert worden" und auch ziemlich lange. Laut Schottenheim dauerte die Versammlung bis Freitagfrüh um halb zwei. Schottenheim und sein Vorstandskollege Oliver Brandhuber verhehlen nicht, dass sie vom Ergebnis der Abstimmung enttäuscht sind. Schließlich habe man viel Arbeit in die Vorbereitung der Fusion investiert. "Wenn wir es hätten entscheiden können, hätten wir uns für die Fusion entschieden", sagt Schottenheim.

Gleichzeitig betonen die Vorstände, dass man das Votum der Eigentümer, also der Mitglieder, akzeptieren und in nächster Zeit keinen neuen Anlauf für eine Fusion unternehmen wolle. Eine für Juni geplante erneute Abstimmung werde man "wohl nicht stattfinden lassen", so Brandhuber. Ob die Abkehr von den Fusionsplänen eine endgültige Entscheidung ist, darauf wollten sich die Vorstände indes nicht festlegen.

Bereits seit fünf Jahren verfolgt der Vorstand der Zornedinger Raiffeisenbank den Plan einer Vereinigung mit der gut dreimal so großen VR-Bank München Land. Als Argument dafür wurde damals wie heute der zunehmende Arbeitsaufwand durch die verschärfte Bankenregulierung genannt. Bei einer Fusion hätte man von Synergieeffekten profitieren können, so die Vorstände. Anfang 2009 schien die Bankenhochzeit schon so gut wie beschlossen, doch kurz vor der Abstimmung durch die Mitglieder wurde diese abgesagt, da man befürchtete, nicht die notwendige Mehrheit zu bekommen.

Heuer waren die Vorstände zuversichtlicher, ein positives Votum zu erhalten, doch nicht genügend Mitgliedervertreter schlossen sich dieser Auffassung an. Eines der Argumente gegen eine Fusion sei gewesen, "wir sind gesund, wir schaffen es auch alleine", so Brandhuber. Denn tatsächlich steht die Zornedinger Genossenschaftsbank derzeit sehr gut da. 2012 konnte sie ihre Bilanzsumme um 20 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr auf 415 Millionen Euro erhöhen. Der Gewinn betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 532 000 Euro. "Wir sind froh, dass die Zahlen so gut sind", so Brandhuber, und Schottenheim betont, dass, hätte man aus einer Notlage heraus fusionieren müssen, die Mitglieder "praktisch entmündigt" worden wären. "Das ist doch das Schöne für unsere Vertreter, sie hatten die Wahl."

Neben der mangelnden Notwendigkeit einer Fusion verbanden einige der Mitglieder damit auch Nachteile. So gab es etwa Befürchtungen, dass der Service schlechter werden könne, sollten die Münchner das Sagen haben. Derzeit gibt es neben dem Hauptsitz in Zorneding fünf Geschäftsstellen in den Nachbargemeinden und das Lagerhaus am Zornedinger Bahnhof. "Es gibt immer Ängste bei so einem Thema", bestätigt Brandhuber, man habe den Mitgliedern aber vor der Abstimmung versichert, dass sich am Angebot der Bank nichts ändern werde, ein Versprechen, das wohl nicht alle Stimmberechtigten geglaubt haben.

© SZ vom 18.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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