Süddeutsche Zeitung

Erleichterung in Zorneding:Das Sparbuch wächst

Gemeinde legt trotz Corona rund drei Millionen Euro zur Seite

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Dass in einer Sitzung des Finanzausschusses fast schon ausgelassene Stimmung herrscht, ist angesichts der eher trockenen Materie selten. Den Zornedinger Gemeinderäten war am Dienstagabend aber durch die Bank die Freude ins Gesicht geschrieben, durften sie doch mal wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen: sparen. Die Gemeinde ist als eine der wenigen in der Region seit Jahren schuldenfrei - und wie es aussieht, wird sie das auch noch einige Zeit bleiben. Jedenfalls gab es nun bei der Erarbeitung eines Nachtragshaushalts für das laufende Wirtschaftsjahr gute Nachrichten. Da die Einnahmen bisher höher als erwartet ausfielen, die Ausgaben jedoch niedriger als geplant liegen, kann die Gemeinde mehr als drei Millionen Euro zur Seite legen.

"Sehr erfreulich" sei das, sagte Bürgermeister Piet Mayr (CSU) in der Sitzung. Das gesparte Geld stehe nun für künftige Investitionen zur Verfügung. So wirklich rechnen konnte man in der Gemeinde mit dem satten Plus indes nicht, angesichts der immer noch grassierenden Corona-Pandemie waren die finanziellen Vorzeichen eher düster. Umso größer ist nun die Erleichterung, dass doch nicht alles so schlimm gekommen ist, wie bei der Erstellung des Haushalts am Jahresanfang befürchtet. In erster Linie resultiert der unerwartete Überschuss aus den Einnahmen für die Gewerbesteuer, die um fast 800 000 Euro höher liegen, als vor einigen Monaten prognostiziert. "Das ragt natürlich heraus", sagte Mayr, der allerdings auch einschränkte, dass dieser Posten eine gewisse Unschärfe beinhalte. So bilden die Einnahmen aus der diesjährigen Gewerbesteuer den Stand von vor zwei Jahren ab. "Da war ja noch alles in Ordnung", so Mayr. Wie es mit dem Geldfluss aber künftig aussehen werde, müsse man abwarten.

Geduld haben müssen die Zornedinger auch bei einigen Projekten, die heuer nicht wie ursprünglich geplant umgesetzt werden konnten - und sich entsprechend auch nicht im Haushalt niederschlagen. "Wir müssen ja nicht erzwingen, das Geld auszugeben. Dann läuft es eben wieder in die Rücklagen", sagte Mayr sehr zur Freude von Franz Lenz (FW): "Das ist ja super! Das machen wir jetzt jedes Jahr so", scherzte der Gemeinderat wohlwissend, dass aufgeschoben nicht gleich aufgehoben ist.

Das gilt etwa für den Geh- und Radweg zwischen den Ortsteilen Ingelsberg und Pöring. Für die Arbeiten ist noch nicht das komplette Geld geflossen, weshalb die Maßnahme mit rund 230 000 Euro im neuen Haushaltsplan erneut auftauchen wird. Offene Posten von etwa 120 000 Euro gibt es auch bei der Erneuerung der Straßenbeleuchtung. Bei der Sanierung der TSV-Gaststätte ist in diesem Jahr ebenfalls noch nicht allzu viel passiert. Ursprünglich waren dafür heuer 450 000 Euro eingeplant, tatsächlich ausgegeben hat die Gemeinde aber lediglich 150 000. Das liegt vor allem daran, dass noch nicht klar ist, welche gastronomische Richtung das Vereinsheim künftig einschlagen wird. Zur Debatte steht ein Konzept im amerikanischen Sportsbar-Stil, das bei Umsetzung allerdings deutlich mehr als zunächst geplant kosten dürfte.

Geld für derlei Zuckerl wäre nach dem bisherigen Haushaltsjahr jedenfalls vorhanden. Dennoch ist es kaum vorstellbar, dass die Zornedinger Gemeinderäte mit ihrem zusätzlichen Finanzpolster nun leichtfertig umgehen - gerade in diesen unsicheren Zeiten.

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Quelle:
SZ vom 11.11.2021
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