Erinnerungskultur:An der Seite der französischen Freunde

A woman walks among the tombstones at the cemetery outside the WWI Douaumont Ossuary near Verdun

Fast 150 000 französische und deutsche Soldaten sind in Douaumont bei Verdun bestattet.

(Foto: Christian Hartmann/Reuters)

Eine Hohenlindener Delegation nimmt in Verdun an Gedenkfeiern zum Ende des Ersten Weltkriegs teil

Im Beinhaus von Douaumont in der Nähe von Verdun gibt es einen besonderen Gedenkstein. Er erinnert an Peter Freundl aus dem Weiler Berg bei Hohenlinden. Gerade einmal 21 Jahre alt war er, als er im Mai 1916 auf einem Schlachtfeld bei Verdun fiel. Als knapp 100 Jahre später, im Jahr 2013, die Erinnerung für Freundl in dem Beinhaus angebracht wurde, waren der Hohenlindener Bürgermeister Ludwig Maurer und eine kleine Delegation aus seiner Gemeinde mit dabei. Ein beeindruckendes Erlebnis für alle Beteiligten, zumal Freundl der erste Deutsche war, an den auf diese Weise in der Gedenkstätte erinnert wurde.

Jetzt kehren die Hohenlindener nach Verdun und in die Orte, in denen der Erste Weltkrieg besonders brutal tobte, zurück: Sie sind eingeladen, dort an Gedenkfeiern anlässlich des 100. Jahrestags des Kriegsendes teilzunehmen. "Es ehrt uns schon, dass wir dabei sein dürfen", sagt Maurer. Eine Beobachtung bewegt ihn besonders: "Das alte Feindbild ist total aufgelöst. Es ist doch schön, dass wir diesen Tag jetzt gemeinsam begehen können."

Die Kontakte nach Frankreich bestehen bereits seit langem. Das Interesse am Austausch ist in Hohenlinden besonders groß, was in der Historie begründet liegt. Auf einem Feld nahe der kleinen Gemeinde fand schließlich im Jahr 1800 die blutige Schlacht statt, die auch nach dem Ort benannt wurde: Bayern, Österreicher und Franzosen standen sich hier als Feinde gegenüber, die napoleonischen Soldaten trugen den Sieg davon. Der Verein "Hohenlinden 2000" hat sich die Erforschung der Ereignisse von damals zum Ziel gesetzt - im Zuge dessen wurden auch erste Kontakte ins Elsass, später auch in andere französische Regionen geknüpft. Inzwischen sind laut Maurer daraus längst Freundschaften entstanden.

Die Pflege der Freundschaften ist natürlich auch eines der Ziele, wenn sich am Freitag die Hohenlindener nach Westen aufmachen. Naturgemäß ist das Programm diesmal aber eher ernster Natur: Am Samstag werden die Hohenlindener beispielsweise an der Einweihung eines Erinnerungswegs in der Gemeinde Buxières teilnehmen, am Sonntag dann an der offiziellen Festveranstaltung zum Waffenstillstand im Beinhaus von Douaumont, dabei dürfen die Hohenlindener auch ein "bayerisches Gebinde" am Gedenkort ablegen, wie der Bürgermeister berichtet. Am Nachmittag werden die Feierlichkeiten in der Kathedrale von Verdun fortgesetzt. Auch den Besuch mehrerer Soldatenfriedhöfe haben sich die Mitglieder der Delegation vorgenommen.

Mit von der Partie werden wie auch bei vorangegangenen Fahrten sechs Schülerinnen und Schüler des Franz-Marc-Gymnasiums Markt Schwaben und zwei Lehrkräfte sein. Für sie hat die Fahrt auch aus einem anderen Grund noch eine besondere Bedeutung: Schließlich starb auch der Namensgeber ihrer Schule, der Münchner Maler Franz Marc nahe Verdun. In der Gemeinde Braquis werden sie deshalb an einer Zeremonie an einer Erinnerungstafel für Franz Marc am Rathaus teilnehmen.

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