Ergebnis nach 13 Jahren:Durch die Mitte

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Alle Gutachten sind fertig - nun will Grafing sein Wasserschutzgebiet um den Öxinger Brunnen nach Nordwesten und Süden erweitern. Eine wichtige Grenze würde dann durch das Grundstück der Biogasanlage verlaufen.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Seit fast fünf Jahren wartet Grafing auf die finalen Untersuchungsergebnisse und die Frage, ob das Wasserschutzgebiet um den Öxinger Brunnen erweitert werden muss. Seit der Bauausschusssitzung am Dienstag steht fest: Es muss - und zwar in Richtung Nordwesten und Süden. Die Grenze der "Wasserschutzzone III", des so genannten weiteren Schutzgebiets, soll nun mitten durch das Grundstück der bestehenden Biogasanlage verlaufen.

Die leise Hoffnung der Anwohner im nahegelegenen Ortsteil Schönblick, dass die Anlage womöglich zurückgebaut werden müsse, dürfte sich aber trotzdem nicht erfüllen. Die Festsetzung des geänderten Schutzgebiets würde an der Zulässigkeit der Biogasanlage prinzipiell nichts ändern, stellte die Stadt in der Beschlussvorlage zur Sitzung klar. Das gelte ausdrücklich auch im Falle einer Erweiterung. "Es sind dann aber höhere Anforderungen an den Grundwasserschutz zu stellen, die aber im Wesentlichen derzeit schon beachtet werden."

Endgültig entschieden ist die Ausweitung der Schutzzone allerdings nicht. Der Beschluss vom Dienstagabend bezieht sich auf die Beantragung der neuen Ausdehnung beim Landratsamt. Ein Widerspruch aus Ebersberg wäre aber eine handfeste Überraschung.

Gesetzt also, das Amt stellt die Genehmigung des neuen Grenzverlaufs aus, geht in Grafing eine Causa zu Ende, die im Jahr 2005 mit einer Routineüberprüfung der nötigen Ausmaße des Wasserschutzgebiets begonnen hatte. Ergebnis war damals, dass das Areal um den Öxinger Brunnen ein Stück nach Osten verschoben werden konnte. Behörden wie Biogasanlagenbetreiber betonten zwar unisono, der Zeitpunkt der Berechnungen und die damaligen Planungen der Biogasanlage stünden in keinem Zusammenhang. Gleichwohl entstand erst durch die Verschiebung jener Platz, auf dem die Anlage schließlich im Jahr 2009 erbaut wurde.

Von offizieller Seite hatte es stets geheißen, niemand müsse sich um die Grafinger Wasserversorgung Sorgen machen. Umso größer war die Aufregung, als sich dann im Sommer 2013 ein Sachverständiger meldete mit den Worten: "Würden bei einem etwaigen Unfall in der Anlage Gärsäfte oder Jauche austreten, könnte möglicherweise belastetes Wasser in den Brunnen gelangen." Zahlreiche neue Messstellen, Planungen und Tekturen später sind sich offenbar nun alle Beteiligten einig: Mit einer vergrößerten Schutzzone ist die Gefahr gebannt.

Den Zusammenhang erklären die Gutachter so: Grund für die Aufweitung sei eine etwas geringere Fließgeschwindigkeit des Grundwassers, als ursprünglich angenommen. "Dies führt zu einer Verbreiterung der sogenannten Randstromlinie im Bereich um die Brunnen" - und die wiederum zu einer Verbreiterung der "Schutzzone III".

Deren Grenze soll nun in Richtung Süden zwischen Betriebsgebäude und Gärbehältern hindurch bis zur Kreisstraße EBE 9, der Rotter Straße, reichen. Das wirft freilich die Frage auf, ob die Anlage als Ganzes nun der "Schutzzone III" zugerechnet wird, oder dem Bereich außerhalb.

Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) zufolge stellt sich die Frage gar nicht. Die Rathauschefin verweist auf die rechtliche Bewertung der Angelegenheit. Demnach genießt die Anlage Bestandsschutz. Eine andere Sache sei obendrein weit wichtiger: "Dass wir jetzt mit dem Gutachten eine klare und wissenschaftlich fundierte Grenzziehung haben." In einem vorangegangenen Gutachten endete die "Schutzzone III" just mit der Grundstücksgrenze der Biogasanlage.

All das heißt aber auch: Bei einem in Zukunft vielleicht einmal angedachten Ausbau der Anlage würde die Debatte von neuem beginnen.

Florian Rothmoser betont im Namen der Betreibergesellschaft, dass eine Erweiterung der Anlage im geografischen Sinne gar nicht geplant sei. Aus dem Wunsch eines technischen Umbaus machte er dagegen keinen Hehl. "Was den Ertrag angeht hätte die Anlage noch Kapazitäten", erklärte Rothmoser. "Es wäre schon schade, wenn die Anlage dauerhaft nur gebremst laufen würde."

Vor einigen Jahren hatten die Betreiber beim Stadtrat einen Antrag auf eine Erhöhung der Produktionsgrenzen gestellt. Nachdem sich im Stadtrat für das Ansinnen keine Mehrheit abzeichnete, verwarfen sie den Plan wieder.

Das Endergebnis des Gutachtens sieht Rothmoser dennoch positiv. Die Berechnungen und Schlussfolgerungen würden bestätigen, dass die Anlage an Ort und Stelle "absolut tragbar" sei. Das gelte im Übrigen auch für den Betrieb. Der würde regelmäßig - auch unangekündigt - überprüft. "Das Ebersberger Landratsamt ist da echt hinterher."

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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