Erfolg für den Landrat:Fünf Prozent Verlierer, viele Gewinner

Der Umweltausschuss des Kreistags befürwortet die neue MVV-Tarifreform ohne Gegenstimmen. Durch die Modifizierung kommen vor allem Pendler am Rande der Landeshauptstadt besser weg

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Erfolg für den Landrat: Viele Pendler werden nach der Reform weniger für ihre Tickets zahlen. Gelegenheitsfahrer hingegen kommen etwas schlechter weg.

Viele Pendler werden nach der Reform weniger für ihre Tickets zahlen. Gelegenheitsfahrer hingegen kommen etwas schlechter weg.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die MVV-Tarifreform kommt zwar nun einige Monate später als ursprünglich geplant, dafür werden mehr Menschen von ihr profitieren: Das war der Tenor bei der Sitzung des Umweltausschusses des Kreistags am Mittwoch. Ohne Gegenstimmen sprachen sich die Mitglieder für die Reform aus, eine Zustimmung im Kreisausschuss und Kreistag gilt ebenfalls als sicher. Im Landkreis Ebersberg gebe es deutlich mehr Gewinner als Verlierer, unterstrichen Landrat Robert Niedergesäß (CSU) und Norbert Specht vom MVV. Sparen werden vor allem diejenigen, die einen weiten Pendelweg in die Münchner Innenstadt haben. Und diejenigen, die nah an München wohnen und in den Außenbezirken der Landeshauptstadt arbeiten, müssen nun doch nicht mit massiven Preissteigerungen für ihr Ticket rechnen.

Dass das Reformpaket, das eigentlich bereits im Frühsommer 2019 in Kraft treten sollte, noch einmal aufgeschnürt wurde, lag am Widerstand vor allem im Landkreis München, wo man zu viele Nachteile für Pendler am Rand der Landeshauptstadt sah und daher damit drohte, die Reform platzen zu lassen. Daraufhin schaltete sich Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ein, der mehr Geld vom Freistaat in Aussicht stellte. Tatsächlich fließen jetzt jährlich 35 Millionen Euro mehr in den Topf.

Der Wahlkampf hat hier Positives bewirkt

In Ebersberg hatte es zwar keine großen Proteste gegen die Reform gegeben, aber auch hier profitiert so mancher von den Nachverhandlungen. Die allerdings haben dem Landrat, wie er einräumte, einige schlaflose Nächte bereitet: "Ich habe vermutet, der Söder verspricht erst einmal viel und dann kommt nichts. Aber dann hat der Freistaat geliefert." Insofern seien "wesentliche Verbesserungen erzielt" worden, so Niedergesäß, der auch Sprecher der acht MVV-Landkreise ist. "Wir haben den Wahlkampf und seine Kapriolen voll ausgenutzt", sagte er und grinste.

Anerkennung gab es für ihn als einen der Verhandlungsführer fraktionsübergreifend. Die Zahl der Verlierer der Reform sei nun sehr gering, urteilte etwa Philipp Goldner (Grüne), der freilich sagte, er hätte dem Reformentwurf auch in seiner früheren Fassung bereits zugestimmt. Martin Lechner (CSU) gestand nach dem Vortrag, er sei zwar immer noch verwirrt über die Tarifgestaltung, "aber auf höherem Niveau". Lechner machte allerdings keinen Hehl daraus, dass er sich einen viel radikaleren Schritt wünschen würde: "Für mich ist der ÖPNV eine Sache der Grundversorgung": Man müsse ihn aus Steuermitteln finanzieren und dann so attraktiv machen, "dass keiner mehr darüber nachdenkt, mit dem Auto in die Stadt zu fahren". Bianka Poschenrieder (SPD) bedankte sich bei Niedergesäß vor allem dafür, dass er sich bei der Einführung des Sozialtickets gegen viele Widerstände durchgesetzt hat. "Ich habe das Gefühl, es wurde geschachert wie auf einem orientalischen Basar", sagte sie nicht ohne Anerkennung.

Wer von Ebersberg nach München pendelt, fährt künftig günstiger

Das Ergebnis dieses Schacherns werden die Fahrgäste zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 bemerken, viele von ihnen auf positive Weise. Nur etwa fünf Prozent der Fahrgäste fahren dann nach Kalkulationen Spechts schlechter als bisher, für alle anderen bleiben die Kosten gleich - oder sie sparen sogar.

Wer in Ebersberg wohnt und in die Innenstadt pendelt, zahlt für ein Monatsticket beispielsweise heute 163,40 Euro, künftig aber nur mehr 137,90 Euro, eine Ersparnis von 16 Prozent. Wer mit der Monatskarte nach Trudering fährt, spart sogar 37 Prozent und zahlt künftig statt 140,50 Euro nur noch 88,90 Euro. Auch wer die Streifenkarte nutzt, um in die Innenstadt zu fahren, kommt besser weg, statt 8,40 Euro werden dann nur noch sieben Euro fällig. Bei Nutzung der Streifenkarte profitieren auch Fahrgäste aus anderen Gemeinden, beispielsweise Vaterstetten oder Zorneding: Hier zahlte man bisher in die Innenstadt 5,60 Euro, künftig sind es 4,20 Euro.

Etwas mehr zahlen müssen hingegen diejenigen, die im Busverkehr zwischen Landkreisgemeinden die Tageskarte nutzen. Zwischen Markt Schwaben und Ebersberg kostete die Tageskarte bisher 6,70 Euro, künftig sind es 7,80 Euro. Die Tageskarte für die Strecke zwischen Poing und Ebersberg kostet 8,90 statt bisher 6,70 Euro. Teurer als bisher wird es auch für die Gelegenheitsfahrer, also diejenigen, die Einzeltickets nutzen.

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