Erfolg der Typisierungsaktion:Ein Hoffnungsschimmer

Für den an Leukämie erkrankten Stefan aus Kirchseeon ist ein möglicher Spender in Sicht. Doch es bleibt ein Wettlauf gegen die Zeit

Katharina Blum

Erfolg der Typisierungsaktion: Kurz nach seinem Urlaub im August hatte der 41 Jahre alte Stefan aus Kirchseeon (2. von links) die grausame Diagnose erfahren: Leukämie.

Kurz nach seinem Urlaub im August hatte der 41 Jahre alte Stefan aus Kirchseeon (2. von links) die grausame Diagnose erfahren: Leukämie.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

- Wochenlang hatte sich Stefan aus Kirchseeon jeden noch so kleinen Hoffnungsschimmer herbeigesehnt. Am meisten aber die Nachricht, dass der Arzt ihm sagt, dass ein Spender für ihn gefunden ist. Seit kurzem hat er diese Hoffnung immer mehr. "Ich bin froh, dass meine Gewebemerkmale erst einmal nicht so exotisch sind und ich deshalb gute Chancen habe, dass man einen passenden Spender für mich findet", erzählte der 41-jährige Kirchseeoner am Montagvormittag im Rathaus. In der weltweiten Knochenspenderdatei wurden zwei potenzielle Spender ausgemacht, deren Gewebemerkmale mit denen von Stefan übereinstimmen, wie ihm sein Arzt im Klinikum Großhadern kürzlich mitgeteilt hatte. Ob einer davon tatsächlich Stefans genetischer Zwilling ist, müssen allerdings weitere Untersuchungen zeigen. Genauso wie abgeklärt werden muss, ob die potenziellen Lebensretter immer noch zu ihrem Entschluss stehen, Stammzellen zu spenden.

Erfahren hatte Stefan, der seinen Nachnamen lieber für sich behalten möchte, die hoffnungsvolle Botschaft bereits drei Tage vor der Typisierungsaktion in der Kirchseeoner Turnhalle. 360 Menschen waren dem Aufruf der Gruppe "Gemeinsam für Stefan und andere" in Zusammenarbeit mit der Deutschen Knochenmarkspender-Datei (DKMS) am Sonntag vor einer Woche gefolgt. "Das war Wahnsinn, was dort auf die Beine gestellt wurde. Vielen, vielen Dank", sagte Stefan. Der Dank ging nicht nur all jene, die sich einen halben Teelöffel Blut haben abnehmen lassen. Weil eine Erstuntersuchung 50 Euro kostet, ist die DKMS auch auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Bei 360 Proben sind Kosten von 18 000 Euro entstanden. Durch Spendengelder sind diese aber bereits jetzt schon vollkommen gedeckt. Bis die abschließenden Ergebnisse der Typisierungsaktion vorliegen, wird es noch einige Wochen dauern.

Die grausame Diagnose hatte Stefan direkt nach dem Urlaub erhalten. Plötzlich war er, der sonst immer so fitte Sportler, zu schwach, um die Mountainbike-Touren mit seiner Frau im Gebirge durchzuhalten. Schon im vorigen Herbst hatte der 41-Jährige eine Erkältung nach der anderen erwischt, er fühlte sich müde und abgeschlagen doch die Blutwerte waren in Ordnung. "Er war schon fast ein wenig verärgert, wenn man ihr darauf angesprochen hat. Er ist eben beruflich eingespannt, hat er damals gesagt", hatte sein Vater Horst bei der ersten Pressekonferenz erzählt. Eine Knochenmarkspunktion im August nach dem Urlaub bringt schließlich Gewissheit: Stefan leidet an Leukämie, auch Blutkrebs genannt.

Stefan selbst geht es derzeit den Umständen entsprechend "sehr gut", wie er am Montagvormittag erklärte. Im lilafarbenen Hemd hatte er im Rathaus Platz genommen. Im Vergleich zu dem Bild auf dem Plakat, das für die Typisierungsaktion hat er sich stark verändert. Stefan hat an Gewicht verloren, die Haare sind ausgefallen - und doch war in seiner Stimme größtenteils Zuversicht zu hören. "Feiern werde ich dann, wenn ich wieder gesund bin. Und das ist erst, wenn ich fünf Jahre nach der Transplantation rückfallfrei überlebt habe", erklärte er. "Aber die erste Chemotherapie hat sehr gut angeschlagen, ich hoffe, dass ich mir den zweiten Zyklus ersparen kann. Es kann jetzt jederzeit losgehen." Doch momentan heißt es noch warten, ob einer der beiden aus der weltweiten Knochenspenderdatei tatsächlich sein genetischer Zwilling ist und Stefan die Stammzellen überlässt. "Solange bleibt es ein Wettlauf gegen die Zeit."

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