Erding:Träger machen sich rar

Mögliche Frauenhaus-Betreiber noch unentschieden

Von Florian Tempel, Erding

Am kommenden Montag läuft die Bewerbungsfrist für das Frauenhaus Erding ab. Nachdem Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) in einem umstrittenen Alleingang im Februar dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) München gekündigt hat, wird nun ein Nachfolger gesucht, der vom 1. März 2018 an das Frauenhaus weiterführt. Der SkF hat vor 25 Jahren im Auftrag des Landkreises das Frauenhaus Erding gegründet und seitdem betrieben. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung ist in der Ausschreibung festgelegt, dass der künftige Träger des Frauenhauses von den Landkreisen Erding und Ebersberg nur noch 120 000 Euro im Jahr erhält. Zuletzt hatte das Frauenhaus einen Zuschussbedarf von etwa 160 000 Euro.

Laut Auskunft des Landratsamtes wurde, nachdem man "den Markt eruiert" habe, sieben möglichen Bewerbern eine "Aufforderung zur Angebotsabgabe" zugesandt. Fünf davon sind bislang bekannt geworden: Der SkF München, der trotz der Kündigung ausdrücklich zu einer Bewerbung aufgefordert wurde; die Kreisverbände der Arbeiterwohlfahrt (AWO) aus Erding und Dachau; der Erdinger Kreisverband vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) und der Caritas-Kreisverband Erding.

Letzterer hat bereits abgesagt. Caritas-Geschäftsführerin Barbara Gaab sagte: "Wir könnten es nicht billiger als der SkF machen - wir haben die gleichen Tarife und denselben fachlichen Anspruch." Da der SkF im Frauenhaus Erding seit Jahrzehnten "hervorragende Arbeit" leiste, gebe es letztlich auch "keinen Grund für einen Trägerwechsel".

Der SkF München, der trotz der Kündigung ausdrücklich von Bayerstorfer aufgefordert wurde, sich ebenfalls zu bewerben, wird "in jedem Fall ein Angebot abgeben", bekräftigte die stellvertretende Geschäftsführerin Alexandra Krois. Allerdings hat der SkF schon mehrmals klar gemacht, dass es ihm unmöglich sei, zu so reduzierten finanziellen Bedingungen zu arbeiten, wie es nun verlangt wird. Krois wies noch einmal daraufhin, dass die Personalkosten, die den Großteil der Kosten ausmachen, nicht verhandelbar seien.

Ein möglicher neuer Träger wären die Kreisverbände der Arbeiterwohlfahrt aus Erding und Dachau, die dann eine Kooperation eingehen würden. Die Dachauer AWO betreibt seit mehr als 20 Jahren das dortige Frauenhaus. Das Dachauer und das Erdinger Frauenhaus sind gut vergleichbar. Mit fünf Frauen- und sieben Kinderplätzen sind sie gleich groß und haben auch gleich viel Mitarbeiterinnen. Nach Auskunft des Erdinger AWO-Kreisvorsitzenden Fritz Steinberger bekam das Dachauer Frauenhaus zudem mit 160 000 Euro vom Landkreis Dachau Zuschüsse in vergleichbarer Höhe wie in Erding. Ob sich die AWO-Kreisverbände bewerben, ist noch nicht entschieden. Die beiden AWO-Kreisvorsitzenden sehen es allerdings als notwendig an, mit den gleichen Personalkosten zu rechnen wie der SkF. Für Oskar Krahmer von der Dachauer AWO wäre ein Trägerwechsel "ein klassischer Betriebsübergang", bei dem Bestandsschutz für die Mitarbeiter gesetzlich garantiert werde. Das heißt: Wenn die derzeitigen Mitarbeiterinnen weiter arbeiten wollten, müssten sie zu den gleichen Bedingungen wie bislang weiterbeschäftigt werden. "Dann wird es mit der Deckelung nicht hingehen", sagte Steinberger. Er forderte zudem "eine gewisse Solidarität" unter den Sozialverbänden: "Man soll nicht mit der Bestrebung arbeiten, andere raus zu drängen."

Ein weiterer Kandidat ist der BRK-Kreisverband Erding. Doch auch hier ist noch nicht entschieden, ob man sich überhaupt bewerben wird. Geschäftsführerin Gisela van der Heijden wies bereits im Juli darauf hin, dass das Rote Kreuz in Bayern kein einziges Frauenhaus betreibt und man somit nicht auf verbandsinterne Erfahrungen zurückgreifen könne. Bei einer Bewerbung sei es auch für das Rote Kreuz bedenkenswert, ob man nicht das bisherige Personal übernehmen müsste.

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