Erding/Ebersberg:Stunde der Wahrheit

Erdings Landrat will bis Oktober neuen Frauenhausträger finden

Von Antonia Steiger, Erding/Ebersberg

Im Oktober soll feststehen, wer neuer Betreiber des Frauenhauses Erding werden soll, das hat Erdings Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) am Freitag bei einem Pressegespräch bekannt gegeben. Er räumte ein, dass sein Vorgehen, dem jetzigen Träger des Frauenhauses, dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) per Eilentscheidung zu kündigen, vermeidbar gewesen wäre, wenn er im Januar den Kreisausschuss um eine Entscheidung gebeten hätte. Damals habe er aber noch mit dem SkF über die Senkung des Defizites verhandelt. Auslöser der Kündigung sei der Ausstieg des Landkreises Freising aus der Finanzierung des Frauenhauses Erding gewesen.

Bayerstorfer erläuterte, warum der Betriebs des Frauenhauses ausgeschrieben werden müsse: Es liegt am Defizit, das über vier Jahre zusammengerechnet über dem Schwellenwert von 209 000 Euro liegt. Tatsächlich lag der Zuschussbedarf in den vergangenen vier Jahren bei etwa 600 000 Euro. Wie bei allen Leistungen müsse ab einer bestimmten Summe diese Leistung ausgeschrieben werden, auch wenn es sich um ein erwartetes Defizit handelt. Die Ausschreibungsunterlagen werden an fünf Interessenten verschickt: SkF, Bayerisches Rotes Kreuz und Arbeiterwohlfahrt sowie zwei weitere Organisationen, deren Namen Bayerstorfer nicht nennen wollte. Beide haben ihm zufolge bereits Erfahrung mit dem Betrieb von Frauenhäusern.

Bayerstorfer verwies auch wieder auf den Landkreis Freising, der für sein Frauenhaus nur 100 000 Euro jährlich zahlen müsse. Der Landkreis Bad Tölz zahle sogar nur 15 000 Euro und der Landkreis Rosenheim 4000 Euro. Laut Bayerstorfer hatte es mehrere Gespräche gegeben, in denen der SkF erklärt habe, dass sich die Höhe des Defizits nicht senken lasse, weil Frauen mit jahrelanger Berufserfahrung beim SkF arbeiten, die mehr verdienen als solche, die gerade ihr Studium abgeschlossen haben. Ein Unterschied von "90 000 Euro für zweieinhalb Stellen" ließe sich so aber nicht erklären, sagte Bayerstorfer. Für diskussionswürdig erachtet er auch die Tatsache, dass im Landkreis Freising eine Teilzeitstelle für eine Erzieherin über Spenden finanziert werde. Ähnliches hätte er sich auch für das Frauenhaus Erding gewünscht, der SkF habe dies aber nicht für möglich gehalten.

Schwierig umzusetzen erscheint ihm die Forderung von SPD, Grüne, FW und ÖDP in Erding nach einer Sondersitzung des Kreistages. Nicht nur aus Zeitgründen, sondern auch weil der Kreisausschuss zu entscheiden habe. "Aber ich stelle mich gerne einer Debatte", sagte er. Die stellvertretende Landrätin Gertrud Eichinger (SPD), die ebenfalls an dem Pressegespräch teilgenommen hatte, sagte, es wäre wichtig, wenn sich die Parteien bei einer solchen Sitzung für eine qualitativ hochwertige Betreuung im Frauenhaus aussprechen könnten. Dazu zählt auch die Frage, ob es einen Frauennotruf geben soll. Ob es zu dieser Sitzung kommt, will Bayerstorfer mit den Fraktionssprechern bereden. Der Zeitplan dürfe nicht in Gefahr geraten, die Vergabe an einen Betreiber werde nichtöffentlich entschieden.

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