Entwicklung:Im Norden was Neues

Baugebiet Vaterstetten NORD

Voll im Gange sind die Bauarbeiten für das Vaterstettener Wohngebiet Nordwest, bald könnte das Areal noch größer werden.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vaterstetten könnte in den kommenden Jahren deutlich schneller wachsen als bisher geplant. Auf der Bürgerversammlung wurde über zwei neue Wohngebiete informiert

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Große Pläne im kleinem Kreis gab es auf der Vaterstettener Bürgerversammlung. Bürger waren am Montagabend im Pfarrsaal neben dem Rathaus zwar kaum anwesend - teilweise weniger als Gemeinderäte und Verwaltungsmitarbeiter. Dennoch ließ sich auch "in kleiner Runde ausgiebig diskutieren", wie Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) nach mehr als zwei Stunden die kaum 30 Gäste verabschiedete. Neuigkeiten gab es durchaus, etwa zur Wohnbebauung im Norden Vaterstettens. Diese soll, geht es nach den Wünschen des Bürgermeisters, deutlich mehr werden als bisher geplant.

Relativ schnell gestalteten sich die Berichte aus dem Rathaus zu Finanzen (nur halb so viel Gewerbesteuer, wie der Bayern-Durchschnitt), Investitionen (die neue Schule mit heuer 13, insgesamt 39 Millionen Euro) oder die Schaffung von Kinderbetreuung (ernst aber nicht hoffnungslos). In diesem Zusammenhang ging es auch um Standorte für weitere Kitas, eine davon soll in einem neuen Wohngebiet namens "Vaterstetten Nordost" entstehen. Dieses, so erklärt es Bürgermeister Reitsberger auf Nachfrage, liege an der Johann-Sebastian-Bach-Straße in Richtung Dorfstraße und soll deutlich dichter bebaut werden als das derzeit entstehende Gebiet Nordwest. Dort sei man "noch relativ großzügig mit den Flächen umgegangen", so der Bürgermeister, das werde man sich in dem neuen Gebiet wohl nicht leisten können.

Aber auch in Nordwest könnten mehr als die 1500 Neubürger einziehen, die man bislang erwartet. Möglich würde das durch eine Umwidmung des in Nordwest geplanten kleinen Gewerbegebiets, um das im Gemeinderat lange diskutiert wurde. Nicht alle halten es für sinnvoll - etwa der Bürgermeister. Erst kürzlich hat er betont, dass er lieber ein weiteres Wohngebiet an der Stelle ausgewiesen hätte. Die gegenteilige Ansicht vertritt die SPD, sie hätte gerne mehr Gewerbe in dem Gebiet. Auch um den Vorwurf der Bewohner der Ortschaften zu entkräften, diese würden mit Gewerbe belastet, um damit Wohltaten in der Kerngemeinde zu finanzieren. So war es denn der frühere SPD-Gemeinderat Jo Neunert, der nun auf der Bürgerversammlung vehement für das Gewerbegebiet eintrat. Es sei "der falsche Weg", den der Bürgermeister einschlage, so Neunert. Für Wohnen sei das Areal im Nordwesten wegen seiner Nähe zur Autobahn ungeeignet. Dass man dort nun ausgerechnet Sozialwohnungen bauen könnte, wie Reitsberger einmal vorgeschlagen hatte, lehne er ausdrücklich ab, damit würden sozial Schwache im Wortsinn "an den Rand gedrängt."

Reitsberger verwies zwar darauf, dass die Umplanung noch gar nicht feststehe, weil erst der Gemeinderat darüber befinden müsse. Der Bürgermeister machte aber auch keinen Hehl daraus, welche Entscheidung er dem Gremium empfehlen werde: "Die Gemeinde hat wertvollen Baugrund, den sollten wir nicht verschenken." Wertvoll werde dieser laut Reitsberger vor allem wegen der geplanten neuen Schallschutzmaßnahmen an der Autobahn, dadurch sei das Areal durchaus für Wohnbau geeignet. Den man außerdem dringender brauche als Gewerbe. Wofür das Grundstück ohnehin nur bedingt geeignet sei, wegen seines Zuschnitts und bestimmter Bauvorgaben. Außerdem werde ja trotzdem Gewerbe in Vaterstetten Nord entstehen, geplant sei dies auf dem Grundstück zwischen Johann-Sebastian-Bach-Straße und Philipp-Maas-Weg, wenn das dortige Umspannwerk umgezogen ist.

Kritik gab es auch an einem anderen Bauprojekt, einem neuen Wohnhaus an der Ecke Biberweg und Am Brunnen. Dieses kritisierten Christian Nitschke und Dietmar Schneider als viel zu massiv, und stellten die Frage, wieso die Gemeinde genehmigt habe, dass hier bis an die Grundstücksgrenze nachverdichtet wurde. Weil man keine andere Wahl habe, so Reitsberger, bereits der Vorgängerbau habe eine ähnlich große Grundfläche gehabt, weniger dürfe die Gemeinde nicht vorschreiben: "Sonst verklagt er uns und darf dann trotzdem bauen, wie er will."

Schneider beschwerte sich außerdem über die hohen Wasserpreise der VE München Ost, und fragte, ob die Gemeinde Vaterstetten, die an dem Kommunalunternehmen beteiligt ist, hier keinen Einfluss geltend machen kann. Kann sie nicht, so die Auskunft des Bürgermeisters, der Preis richte sich nach den entstandenen Betriebskosten, und die seien durch zahlreiche Rohrsanierungen in jüngster Zeit ebenfalls deutlich gestiegen.

Rafael Bienheim kritisierte die Zustände am Minigolfplatz an der Baldhamer Straße. Der Platz, immerhin von der Gemeinde verpachtet, "sieht schäbig aus", und durch die immer größere Zahl von Schuppen gleiche er einem "Slum", befand der frühere FW-Gemeinderat. Ebenfalls ärgerlich seien im Bereich des Gewerbegebiets Baldhamer Straße auf öffentlichem Grund dauergeparkte Anhänger. Diese seien ein bekanntes Ärgernis, so der Bürgermeister, aber "solange er die rechtlichen Vorgaben befolgt und sie regelmäßig umparkt", leider keines, gegen das man vorgehen könne. An der Minigolfanlage - im übrigen eine beliebte und gut besuchte Freizeiteinrichtung - zeige sich, "dass jeder ein anderes Empfinden hat, was man als sauber und ordentlich ansieht."

Die nächste Bürgerversammlung findet an diesem Mittwoch, 10. Mai, im Saal der Alten Post in Parsdorf statt. Beginn ist um 19.30 Uhr.

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