Entsorgungsproblem:Anrüchiger Volksfest-Container wird zur Tradition

Entsorgungsproblem: Alle Jahre wieder ist nicht nur Volksfest in Ebersberg, sondern gibt es auch eine Sammelstelle für Abwässer - inklusive jener aus den Toiletten.

Alle Jahre wieder ist nicht nur Volksfest in Ebersberg, sondern gibt es auch eine Sammelstelle für Abwässer - inklusive jener aus den Toiletten.

(Foto: Christian Endt)

Das dritte Jahr hintereinander wird es am Rand des Ebersberger Volksfestplatzes stinken. Inzwischen ist das Ganze ein Fall für die Immissionsschutzbehörde.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

In Bayern gilt die Weisheit: Alles, was mindestens zum zweiten Mal stattfindet, ist Tradition. Insofern ist der Abwasser-Container am Volksfestplatz sogar schon alte Tradition - wenn auch keine, über die sich irgendwer freut. Eigentlich wäre es allen Beteiligten - die Stadt, die ihn fordert, der Festwirt, der ihn aufstellen muss, und die Nachbarn, denen er stinkt - lieber, gäbe es eine andere Lösung.

Gibt es aber nicht, sagt Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU). Jedenfalls keine, die für die Stadt nicht mit einem finanziellen Risiko verbunden wäre. Dieses trägt den Namen "Erschließungsbeiträge" und würde in diesem speziellen Fall eine schöne Examensfrage für angehende Verwaltungsjuristen abgeben. Eigentlich ist es mit dem Bau von Kanal oder Straße ganz einfach: Wer erstmals baut, baut oder zahlt die Infrastruktur mit, wenn keine vorhanden ist. Nur: Was ist als vorhandene Erschließung zu werten?

Bei der Stadt will man nichts riskieren, weshalb am Volksfestplatz - immerhin gut zwei Hektar in bester Innenstadtlage - nicht das Allergeringste in Richtung Erschließung passieren darf. Sonst könnte ein möglicher Bauherr die Kanalkosten auf die Stadt abwälzen. Zu dem Schluss kommt zumindest ein vor einigen Jahren eingeholtes Rechtsgutachten. Die Experten warnen sogar, dass ein temporärer Anschluss - also ein Schlauch in den nächsten Kanalschacht - den Tatbestand der Erschließung erfüllen könnte. Nicht zuletzt fürchtet man bei der Stadt durch eine irgendwie geartete Erschließung eine Vorentscheidung darüber, ob das Grundstück nun Bauland ist oder nicht.

Was an 50 Wochen im Jahr gar kein Problem ist, stehen für den Platz und die Halle doch mehrere Versitzgruben zur Verfügung, die erst 2016 erweitert wurden. An den zehn Volksfesttagen indes reichen sie nicht aus, die Abwässer inklusive der anrüchigen Hinterlassenschaften der Festgäste werden in den Container geleitet und warten dort auf den Abtransport per Lkw.

Fachleute nennen es Emissionen, Anwohner Gestank

Und bis dahin kommt es gelegentlich zu dem, was Fachleute Emissionen nennen und die Anwohner Gestank. Besonders davon betroffen ist Michaela Kugler, sie wohnt direkt neben dem Containerstandort. Über diesen beschwert sie sich seit 2016 - allerdings erfolglos. Besonders ärgert sie, dass der Container offenbar eine Dauereinrichtung werden solle.

Kugler beruft sich auf ein Gespräch mit dem Vorsitzenden des Volksfestvereins, Dritter Bürgermeister Josef Riedl (CSU). Dieser habe ihr versprochen, der Container sei nur eine Übergangslösung - was Riedl wiederum in einem Schreiben an Kugler bestreitet. Außerdem sei die Belastung schon viel weniger geworden, schreibt Riedl weiter. Da der Container seit vergangenem Jahr mit einer Plane abgedeckt werde, seien "nur geringe Geruchsbeeinträchtigungen festzustellen und dann nur kurzzeitig".

Festwirt Martin Lohmeyer ist gewissermaßen der Betreiber des Containers - eine Aufgabe, die er am liebsten schnellstens wieder los wäre. Er habe sogar angeboten, die Erschließungskosten für einen Kanalanschluss der Volksfesthalle selbst zu übernehmen, "aber die Stadt wollte es nicht". Auch den Container weiter von den Wohnhäusern weg zu versetzen, sei nicht möglich, betont Lohmeyer, da der Standort vom Tanklaster angefahren werden müsse, und das gehe eben nur an der Straße.

Inzwischen ist der Container ein Fall für die Immissionsschutzbehörde im Landratsamt. Auf eine Beschwerde Kuglers hin hat Landrat Robert Niedergesäß (CSU) die Containerfrage dorthin überwiesen. Ein Ergebnis gibt es noch nicht, aber vielleicht wird ja nach den Erfahrungen der kommenden zehn Tage über die Fortsetzung der anrüchigen Tradition entschieden.

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