Süddeutsche Zeitung

Entscheidung verschoben:Abschied auf Raten

Der Kreistag wird Landrat Gottlieb Fauth (CSU) erst im Januar aus seinem Amt entlassen - noch fehlt eine notwendige Stellungnahme des Bayerischen Versorgungsverbandes

Barbara Mooser

- Der Kreistag wird Landrat Gottlieb Fauth (CSU) voraussichtlich erst in einer Sitzung im Januar von seinem Amt entbinden. Eigentlich hätte die Entscheidung schon im nicht öffentlichen Teil der Kreistagssitzung am Montag fallen sollen - allerdings fehlte bis dahin eine notwendige Stellungnahme des Bayerischen Versorgungsverbandes, der für Pensionsleistungen an Beamte zuständig ist. Dennoch geht man im Landratsamt davon aus, dass sich am weiteren Zeitplan nichts ändern wird: Demnach ist die Wahl des neuen Landrats am 14. April geplant. Sollte es dann keine klare Mehrheit für einen der Bewerber geben, wird eine Stichwahl am 28. April stattfinden.

Bereits im Oktober hatte Fauth den Kreistag gebeten, ihn in den vorzeitigen Ruhestand zu entlassen. Seine Krankheit, eine chronischen Nervenentzündung, die ihn beim Sprechen, Gehen und Schreiben beeinträchtigt, hatte sich im Sommer erneut verschlechtert. Ein für die Entlassung nötiges amtsärztliches Gutachten, das die Dienstunfähigkeit Fauths bestätigt, war Mitte vergangener Woche im Landratsamt eingegangen. Dieses Gutachten habe man an den Versorgungsverband geschickt, dessen Stellungnahme routinemäßig immer eingeholt werden müsse, wenn ein Beamter vorzeitig in den Ruhestand gehen wolle, erläutert Landratsamts-Sprecherin Evelyn Schwaiger. Bis zur Sitzung am Montag sei aber keine Antwort des Versorgungsverbands eingegangen, weshalb der Kreistag sich für die Vertagung entschieden habe: "Auf diese Weise musste man keine Entscheidung unter Vorbehalt treffen."

Der Landrat ließ dennoch in der Sitzung keinen Zweifel daran, dass er fest mit seiner vorzeitigen Entlassung aus dem Amt rechnet. "Dies wird der letzte Haushalt meiner Amtszeit sein", sagte er bei der Beratung des Etats 2013. Mit Freude blicke er zurück auf die vergangenen Jahre: "Wir haben als erster Landkreis in Bayern auf die Doppik umgestellt und wir sind gut dort angekommen. Nie war der Haushalt so transparent, nie hat er so viele Informationen für Sie bereitgehalten. Gemeinsam haben wir viel erreicht für die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Ebersberg."

Ansonsten war der anstehende Rückzug des Landrats in der öffentlichen Sitzung des Kreistag nur am Rande ein Thema. Thomas Huber (CSU) dankte Fauth ebenso wie Albert Hingerl (SPD) im Rahmen der Haushaltsberatungen für seine Arbeit. "Ihnen und Ihrer Familie wünschen wir alles erdenklich Gute, Gesundheit und Gottes Segen", sagte Huber. Hingerl leistete sich eine kleine Spitze, an den Ebersberger Bürgermeister und stellvertretenden Landrat Walter Brilmayer (CSU) gerichtet. Dieser hatte im Rahmen der Bürgerversammlung davon gesprochen, dass es eine "Herkulesaufgabe" sei, das Landratsamt wieder aufs richtige Gleis zu bringen. Er habe sich gefragt, sagte Hingerl, was der gut ausgebildete, aber jähzornige Orakelgott Herkules denn mit dem Landkreis Ebersberg zu tun habe - und dabei herausgefunden, dass eine der Aufgaben des Gottes gewesen sei, einen Eber lebendig zu fangen. "Das ist wohl der Bezug zu Ebersberg", sagte Hingerl trocken. Gerd Gietl (Freie Wähler), dem als ältesten Landratsstellvertreter die Aufgabe zufällt, die Weihnachtsrede zu halten, warb um "Fairness" im Umgang mit Fauth. Der Landrat selbst habe sich in seiner Arbeit im Kreistag Fairness gezeigt und sich immer bemüht, Beschlüsse zu fällen, in denen sich alle wiederfinden konnten. "Es erfordert der Anstand, wenn wir diese Fairness in dieser schwierigen Zeit an ihn zurückgeben", sagte Gietl.

Dass der Kreistag über den vorzeitigen Ruhestand anders als zunächst angekündigt nicht öffentlich diskutierte, enttäuschte einige Zuhörer, die am Montag gegen 19 Uhr nur widerwillig den Sitzungssaal verließen. Sie hatten offenbar die entsprechende Ankündigung des Landrats zu Beginn der Sitzung nicht mitbekommen.

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SZ vom 19.12.2012
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