Entscheidung steht:Krauss Maffei zieht nach Parsdorf

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Der Münchner Maschinenbauer will Fertigung und Hauptsitz aus Allach nach Vaterstetten verlegen, mehr als 1000 Arbeitsplätze sollen entstehen. Es gibt aber Hindernisse.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten/München

Das lange Rätseln um den Nutzer des neuen Gewerbegebietes an der A94 hat ein Ende: Der Maschinenbauer Krauss Maffei wird in Parsdorf einen Standort aufbauen. Die Gemeinde Vaterstetten hat nun entsprechende Gerüchte bestätigt. Demnach sollen Teile der Fertigung und die Konzernzentrale vom bisherigen Standort Allach nach Vaterstetten verlegt werden. In der Gemeinde könnten so mehr als 1000 Arbeitsplätze entstehen. Diese Kombination aus Konzernsitz plus Fertigung sei "ein Glücksfall", sagt Wirtschaftsförderer Georg Kast. Denn dies garantiere solide Gewerbesteuereinnahmen. Die berechnen sich aus der Höhe der am Standort gezahlten Gehälter, wie auch daraus, wo der Hauptsitz angemeldet ist. Was sich sogar doppelt lohne, so Kast, schließlich würden dort die Gehälter der Führungskräfte in die Gewerbesteuerberechnungen einfließen.

Wann Vaterstetten mit dem Geldsegen rechnen kann, ist laut Kast allerdings noch unklar. Denn das Grundstück, auf dem sich Krauss Maffei - übrigens nicht zu verwechseln mit der Waffenfabrik Krauss Maffei Wegmann - ansiedeln will, gehört derzeit noch zum Staatsgut Grub, ist also in Landesbesitz. Dies versuchen die Gemeinde Vaterstetten und ihr Projektpartner, ein belgisch-luxemburgisches Investorenkonsortium, zu ändern. Die Geschäftspartner haben Tauschflächen bei Neufarn eingebracht, die das Staatsgut erhalten soll. Wozu man in Grub bereit sei, sagt Kast, die Zustimmung des Freistaates allerdings steht noch aus. Man sei in den Verhandlungen bislang nicht recht vorangekommen, gibt der Wirtschaftsförderer zu, "wir haben aber auch Pech gehabt". Gemeint ist der Wechsel an der Spitze der Staatsregierung im März mit der damit einhergehenden Umstrukturierung der Ministerien. Nach der Landtagswahl haben dann erneut die Zuständigen gewechselt.

Doch nicht nur das Münchner Personalkarussell hat den Grundstücksdeal bisher verhindert, es geht auch ums Geld. Wie Kast bestätigt, sind die Grundstücke, welche die Gemeinde will, mehr wert, als jene, die man dem Freistaat im Gegenzug überlassen kann. Wie hoch die Differenz sei, müssten nun die Gutachter ermitteln. Dass man in Vaterstetten mit einer höheren Summe rechnet, hatte Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) bereits vor einigen Wochen bestätigt: "Es ist mehr als ein bisschen was", so sein Statement.

Für die Umzugspläne sei die Verzögerung bei den Grundstücksverhandlungen indes irrelevant, sagt Kast, Krauss Maffei habe signalisiert, dass es keinen Zeitdruck gebe. Was allerdings nicht für das zweite Unternehmen gilt, welches sich nach Angaben der Gemeinde in Parsdorf ansiedeln wolle: Der Autobauer BMW habe Pläne für ein Logistikzentrum an der Autobahn. Vor mehr als einem Jahr informierte die Gemeinde das erste Mal darüber, inzwischen ist man im Rathaus deutlich zurückhaltender: "Ich bin sehr besorgt, dass es bei BMW mit dem Zeitplan nichts wird", sagt Kast. Denn der Autobauer hatte stets zur Bedingung gemacht, dass sein künftiger Standort Anfang 2019 baureif ist, laut Plan hätte im kommenden Frühjahr mit der Errichtung der Gebäude begonnen werde sollen. Voraussichtlich in der Januarsitzung der Gemeinderates soll es darum gehen, ob eine Ansiedelung von BMW noch realistisch ist, oder ob der entsprechende Teil des Gewerbegebietes umgeplant werden muss.

In einer anderen Sache kann man dagegen wohl auf Umplanungen verzichten: bei der Autobahnauffahrt Parsdorf. Diese, so hatte die Autobahndirektion kürzlich in einer Stellungnahme bemängelt, sei für ein Industriegebiet in der geplanten Größe nicht ausreichend. Daher müssten die Vaterstettener diese auf eigene Rechnung nachrüsten. Die Forderung sei nun vom Tisch, so Kast, bei einem Gespräch habe die Gemeinde die Autobahndirektion nun endlich über den künftigen Nutzer der Flächen an der A94 informieren können - und darüber, dass dessen Schichtarbeiter weit vor dem morgendlichen Haupt-Berufsverkehr in Parsdorf von der Autobahn abfahren.

© SZ vom 22.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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