Entscheidung im Gemeinderat:Wärme aus der Mitte

Markt Schwaben baut zentrale Versorgungsanlage und erwägt zudem die Nutzung von Geothermie. Fertigstellung soll bis Ende 2017 sein.

Von Gerhard Wilhelm

Entscheidung im Gemeinderat: Auslaufmodell: Die mobilen Energiestationen sollen bald in Markt Schwaben ausgedient haben. Sie waren auch nur als Zwischenlösung vorgesehen. Foto: Endt

Auslaufmodell: Die mobilen Energiestationen sollen bald in Markt Schwaben ausgedient haben. Sie waren auch nur als Zwischenlösung vorgesehen. Foto: Endt

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

In einer Sondersitzung haben Mittwochabend die Gemeinderäte mehrheitlich beschlossen, in Markt Schwaben eine zentrale Wärmeversorgung zu bauen. Dafür sollen rund zwölf Millionen Euro bis 2017 investiert werden. Kommt eine einfache Version der Geothermie später hinzu, sollen es sogar mehr als 15 Millionen sein. Bereits im Oktober soll mit den konkreten Planungen begonnen werden, ein Jahr darauf mit dem Bau der Wärmezentrale und im August 2015 sollen die Kunden mit Wärme versorgt werden. Bis Ende 2017 soll das dreistufige Projekt abgeschlossen sein. Gegen die Planungen, die von Experten als "Leuchtturmprojekt" in Bayern gelobt wurde, sprachen sich Monika Schützeichel (CSU) und Manfred Hoser (Freie Wähler) aus. Sie befürchten, dass die Kosten den Haushalt der Gemeinde sprengen könnte und so Markt Schwaben handlungsunfähig werde.

Der Wunsch, eine Fernwärmeversorgung in Markt Schwaben zu realisieren, ist nicht neu. Im November 2009 hatte der Gemeinderat dazu einen Grundsatzbeschluss gefasst. Doch auch aufgrund der Kosten wurde bisher nur eine kleine dezentrale Lösung mit sogenannten Wärmecontainern aufgestellt für eine dezentrale Versorgung. Ansonsten herrschte fast Stillstand.

Dies änderte sich, als die Gemeinde bei ihrer Bewerbung bei der Regierung von Oberbayern für ein "Energiecoaching" Glück hatte. Als eine von 35 Kommunen im Freistaat erhielt sie den Zuschlag. Im April 2013 begannen die K. Greentech GmbH und das Ingenieurbüro Fleckner mit einer Untersuchung, was die Gemeinde in Sachen Energiewende, Energieeffizenz und -einsparung machen kann. Alles unter der Vorgabe, dass die Energie dezentral und regenerativ in der Region erzeugt wird und ökonomisch sinnvolle Projekte lokal umgesetzt werden.

Was die Coaches fanden, war vielversprechend: "Sie sind eine der Gemeinden, die wir auf dem Weg der Energiewende für sehr führend halten", lobte Erich Monhart von Greentech. Weiter gehen bedeutet nach Meinung der Coaches, in drei Bauabschnitten eine zentrale Wärmeversorgung aufzubauen, die am Ende rund 12,5 Megawatt Leistung liefert. Die drei Abschnitte umfassen drei Wärmeinseln: Im Bereich Feuerwehrhaus und Bauhof, im Umkreis der Schulen und dem Hallenband, sowie Rathaus, AWO-Seniorenheim und den durch einen Anschluss versorgten Privathaushalten, die rund ein Viertel der Kunden stellen sollen. Eine Hackschnitzelanlage soll die Wärme erzeugen. Das Hallenbad soll zusätzlich über ein Gas-Blockheizkraftwerk versorgt werden, das auch Strom liefert. Offen gehalten haben sich die Gemeinderäte, später auch "Geothermie-Light" mittels einer Erdwärmesonde zu integrieren. Die Experten mahnten, dass es notwendig sei, eine schnelle Entscheidung zu treffen, damit die wirtschaftliche Kalkulation auch aufgehen kann.

Dass eine positive Entscheidung noch am Abend - nach längerer Diskussion - fällt, war schnell klar. Eine Mehrheit der Gemeinderäte steht dem Projekt positiv gegenüber, zumal die Kämmerin der Gemeinde, Martha Biberger, erklärt hatte, dass die Gemeinde trotz der Schulden die Sache stemmen könne - wenn nichts Gravierendes dazwischen käme. Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) mahnte jedoch an, nicht nur immer auf das Sparen zu schielen, sondern auch endlich die Einnahmeseite anzupacken, sprich Steuern und Gebühren zumindest auf Landkreisdurchschnitt anzuheben. Doch Schützeichel und Hoser konnte dies nicht überzeugen. Schützeichel bat, ins Protokoll aufzunehmen, dass sie zwar für das Projekt sei, aber sie ein zu großes finanzielles Risiko für den Haushalt sehe.

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