Entscheidung im Gemeinderat:Noch ein Supermarkt

In Eglharting macht der Gemeinderat die Ansiedlung eines großen Vollsortimenters samt Backshop und Drogerie grundsätzlich möglich. Bürgermeister Udo Ockel bereitet das Projekt aber Bauchschmerzen

Katharina Blum

Genau das, was Eglharting fehlt, sagen die einen. Genau das, was wir schon im Überfluss haben, sagen die anderen. Es geht um einen Supermarkt, um einen so genannten Vollsortimenter. 1400 Quadratmeter Verkaufsfläche mit Backshop und Drogeriemarkt, der nochmals 700 Quadratmeter benötigt. Dazu ein weiterer Fachmarkt mit 400 Quadratmetern. Diese drei Märkte, größer als manches Outlet-Center, könnten auf dem Gelände der Firma Südelektrik am Westring in Eglharting entstehen, mit Aldi als direktem Nachbarn und in unmittelbarer Nähe zu Tengelmann und Lidl. Ein umstrittenes Projekt, das dem Bürgermeister wegen eines früheren Versprechens Bauchschmerzen bereitet. Mit elf zu sechs Stimmen beschloss der Gemeinderat letztendlich aber doch, in einem ersten Schritt den Bebauungsplan zu ändern, um in einem dann neu ausgewiesenen Sondergebiet grundsätzlich die Ansiedlung möglich zu machen.

Die Vertreter der Firma KB Küblböck Beteiligungs-GmbH, die den Antrag gestellt haben, hatten vorab nichts unversucht gelassen, um die Gemeinderäte auf ihre Seite zu ziehen. Bei jeder Fraktion stellten sie die Pläne einzeln vor. Prinzipiell sind alle überzeugt, dass ein Drogeriemarkt kommen soll. Thomas Kroll berichtete von vielen Familien, die Probleme hätten, sich Windeln zu besorgen und oft schon beim Supermarkt vorbestellen müssen. Betreiben soll die Drogerie die Firma DM, die sei gesetzt, wie Martin Gehring von der KB Küblböck Beteiligungs-GmbH erklärte. Doch die Drogeriemarktkette stellt Bedingungen. Sie kommt nur dann, wenn neben dem Drogeriemarkt auch ein Vollsortimenter gebaut wird. Im Fachjargon spricht man von "kritischer Masse". Simpel ausgedrückt: "Vollsortimenter, Discounter und Drogeriemarkt ist eine unschlagbare Kombination. Da kann der Kunde von einem Parkplatz aus alle Geschäfte erledigen", erklärt Gehring. Die Dreierkonstellation biete auch Vorteile für die Gemeinde: Ein allein stehender Markt ziehe schnell mal um, in der leer stehenden Ruine mache sich dann gerne ein so genannter Billigheimer breit. Nachhaltiger sei ein gemeinsames Invest, wie Gehring es formuliert. KB Küblböck steht derzeit mit den drei Großen in Verhandlung - Tengelmann, Rewe und Edeka. Da Tengelmann auf der anderen Straßenseite verkauft und Rewe den Standort verlassen hat, deutet alles auf Edeka hin.

Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Die Familien bekommen endlich wieder Windeln - und dafür muss nicht mal eine Wiese geopfert werden. Das überzeugt sogar die Grünen: "Der Vorteil ist, dass hier keine Fläche versiegelt werden muss", sagte Frank Költerhoff, der das Gelände sogar aufgewertet sah. Schönheit ist aber nicht alles, fand der Bürgermeister. "Ich sage doch nicht, jetzt bin ich verlobt, dann sehe ich eine Schönere und lasse die andere stehen. Das ist nicht mein Stil." Ihm geht es um Tengelmann, der 2011 für Rewe "in die Bresche gesprungen" war, als dieser den Standort nach einer großzügigen Erweiterung des Vermieters nicht mehr haben wollte. Ockel will Tengelmann nicht die Konkurrenz vors Haus setzen. "Ich finde es ja positiv, wenn Udo zu seinem Wort steht, aber mein Mitgefühl mit Großkonzernen hält sich in Grenzen", sagte hingegen Klaus Seidinger (FW). Maria Wollny (CSU) sprach von einer "sehr schweren Entscheidung", sieht auf dem Gelände aber lieber einen Markt als eine Spedition. Und folgt man CSU-Fraktionssprecherin Barbara Burgmayr-Weigt, dann fechten nicht nur Supermärkte Wettbewerbe aus. "Ich finde das positiv. In Ebersberg rüsten sie ja auch immens auf."

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