Entlastung für Eltern:Tagespflege soll günstiger werden

Der Jugendhilfeausschuss will den Zuschuss des Jugendamts erhöhen, damit der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz erfüllt werden kann

Von Alexandra Leuthner

EbersbergDer Landkreis will mehr Geld für die Tagespflege von Kleinkindern ausgeben. Damit soll zum einen dem Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren Genüge getan werden, der von August an gilt. Zum anderen soll damit sicher gestellt werden, dass Eltern künftig nicht mehr für die Betreuung bei einer Tagesmutter bezahlen müssen als für eine gleichwertige Unterbringung in einer Krippe. Einem entsprechenden Beschlussvorschlag der Verwaltung hat der Jugendhilfeausschuss in seiner jüngsten Sitzung zugestimmt.

Wenn der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz von August an gilt, dann hätten Eltern, die keinen solchen Platz fänden, das Recht zu klagen. "Und wenn sie klagen, dann klagen sie gegen den Kreis", erklärte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) im Jagdsaal des Klosters Zinneberg, wo die wegen des Umbaus des Landratsamtes ausgelagerte Sitzung stattfand. Nicht überall, aber in einigen Gemeinden gebe es immer noch nicht ausreichend viele Betreuungsplätze in festen Einrichtungen.

Derzeit würde, erläuterte die zuständige Sachbearbeiterin im Landratsamt Barbara Jungwirth, für 60 Kinder Pflegegeld gewährt. Man gehe aber davon aus, so Jungwirth, dass die Nachfrage nach diesen Plätzen ansteige, und rechne daher künftig mit mindestens 70 Kindern. Die Tagespflegerinnen müssen vom Träger der öffentlichen Jugendhilfe, also dem Kreisjugendamt, mit einer angemessenen Geldleistung bezuschusst werden. Nach den Empfehlungen des Bayerischen Landkreis- und Städtetags ist ein Stundensatz von 2,88 Euro angemessen, den sie bisher im Landkreis auch bekommen. Doch diesen trägt das Jugendamt beileibe nicht allein: Die Eltern müssen dazu einen Beitrag in Höhe von etwa 1,90 Euro pro Stunde und Kind ans Amt zahlen, was für eine Betreuung von 40 Wochenstunden 317 Euro ausmacht. Der Zuschuss des Kreises beträgt also de facto nur rund einen Euro.

Weil die meisten Pflegemütter aber nicht mit diesem Betrag auskämen, forderten sie von den Eltern noch zusätzliche Zahlungen, erläuterte Jungwirth. Zwischen 3,50 und sechs Euro läge der übliche Stundensatz. Für die Differenz zwischen diesem und den 2,88 Euro müssen die Eltern selbst aufkommen. Damit sei die Unterbringung in der Tagespflege, so erklärte Jungwirth auf Nachfrage des Glonner Bürgermeisters und Kreisrats Martin Esterl (SPD), im Durchschnitt um die Hälfte teurer als ein Krippenplatz.

Von 2,88 auf 5,30 Euro soll nun der Zuschuss vom Jugendamt angehoben werden. Zugleich soll der Elternbeitrag auf den vom Bayerischen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz (BayKiBig) vorgegeben Wert von 302 Euro für 40 Wochenstunden limitiert werden. Das sind in diesem Fall 15 Euro im Monat weniger, als zuvor. Aber vor allem sollen nach der Erhöhung des Zuschusses seitens des Landkreises weitere Forderungen der Tagesmütter an Eltern ausgeschlossen sein, so der Verwaltungsvorschlag. Das bedeutet, dass die Eltern nurmehr etwa 1,90 Euro ans Amt zahlen müssen - und keinen Cent darüber hinaus.

Die Mehrkosten, die sich durch die Erhöhung der Förderung ergeben, liegen bei 82 016 Euro. Die Wohnsitzgemeinden der betreuten Kinder sollen in die Förderung entsprechend der BayKiBig-Vorgaben einbezogen werden. "Das bedeutet, dass sie für ein Kind in der Tagespflege das Gleiche zahlen sollen wie für einen Krippenplatz", erklärt Jungwirth.

Diese Regelung sei "eine gute Gemeinschaftsleistung", sagte Niedergesäß. Für die Kommunen dürfte sie auch wirtschaftlich interessant sein, weil sie nicht in eine feste Einrichtung investieren, sondern lediglich die Zuzahlung für das Tagespflegepersonal leisten müssten. Der Kreis wiederum sei zu einer angemessenen Zuzahlung verpflichtet. "Was angemessen ist, darüber kann man sich streiten", fügte er an. Aber mit den nun beschlossenen 5,30 Euro sei man noch nicht unter den Kreisen, die am meisten zahlen. "Wir sind auch nicht der erste Landkreis, der die Zuzahlung erhöht." Im Übrigen befürchte er nicht, dass durch ein vergrößertes Angebot an Plätzen in der Tagespflege, welches man möglicherweise durch höhere Stundenlöhne fördere, reihenweise Kinder aus den Krippen abgemeldet würden. Aus seiner elfjährigen Erfahrung als Bürgermeister von Vaterstetten könne er sagen, "Tagespflege ist für die meisten nur Alternative zwei." Die Kreisräte folgten seiner Ansicht. Nach Zustimmung durch die Kommunen wird der Beschluss von 1. August an wirksam.

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