Engagement:Die Macher 

Mitglieder berichten, warum sie sich in Vereinen engagieren, von denen es in der Region 7000 gibt

Vom Notnagel zur Dauerlösung

Engagement: undefined

Freiwillig habe er das Amt nicht übernommen, sagt Engelbert Kupka (Foto: Claus Schunk), damals im Jahr 1973. "Ich war ja Bürgermeister von Unterhaching, aber die SpVgg hat partout keinen Vorstand gefunden, also bin ich eingesprungen." Aus dem Notnagel wurde die Dauerlösung - 39 Jahre lang blieb der heute 79-Jährige an der Spitze des Fußballvereins und führte den einstigen "Grattlerklub" (Kupka) aus der B-Klasse bis auf Rang zehn der Bundesliga (Saison 1999/2000). Er ist bis heute der am längsten amtierende Vorsitzende eines Profivereins in Deutschland. "Wenn du drin bist, kommst du nur schwer wieder raus", sagt Kupka, der nach seiner Amtszeit als Unterhachinger Bürgermeister 18 Jahre lang als CSU-Abgeordneter im Bayerischen Landtag saß. Dort hatte er als Vorsitzender im Untersuchungsausschuss Monika Hohlmeier weniger zu lachen als in seiner Vorstandsrolle: "Im Ehrenamt ist das, was man zurückbekommt, immer mehr als man reinsteckt." stga

Feste organisieren wie die Profis

Christoph Kammerlander

Er hat sie alle gekriegt: Erst "Haindling", dann die "EAV", schließlich "Die Prinzen" und in diesem Jahr "La Brass Banda". 1100 Menschen feierten am vergangenen Samstag in Perchting im Landkreis Starnberg die Kult-Band. Mittendrin Organisator Christoph Kammerlander (Foto: privat). Der 29 Jahre alte Projektmanager arbeitet für die Eventfabrik in München, "ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht", sagt er. Denn im Vorstand des Burschenvereins hat er schon während des Studiums jährlich das Stadlfest organisiert, aus welchem 2014 erstmals die Festtage wurden. In diesem Jahr zog sich das Spektakel erstmals über drei Abende, neben den 40 Vereinsmitgliedern waren knapp 130 Helfer im Einsatz. "So etwas funktioniert nur, wenn der Verein gut strukturiert ist und jeder seine Aufgaben kennt." Warum er wöchentlich knapp zehn Stunden in den Burschenverein investiert? "Wir wollen den Leuten in der Umgebung ein schönes Wochenende schenken." frie

Aus Liebe zur Briefmarke

Engagement: undefined

Es sind ambivalente Zeiten für Philatelisten, Briefmarkenkundler, die Postwertzeichen sammeln - gerne vor allem aus längst vergangenen Zeiten. Einerseits eröffnet das Internet großartige Recherchemöglichkeiten; andererseits schwindet das Interesse an Briefmarken und vor allem deren Nutzen in Zeiten von E-Mail und Whatsapp. Dennoch: Die Philatelistenvereine halten sich wacker, in München gibt es immer noch gut 20, einer davon ist der Briefmarken-Sammler- und Tauschverein München-Süd. "Es gibt eine lebendige Szene, doch die ist überaltert", sagt Vorsitzender Harald Steinig (Foto: A. Schellnegger). Zwischen 46 und 90 Jahren sind die zwei Dutzend Mitglieder alt. Sie teilen die Leidenschaft für diese Miniaturkunstwerke, die neben ästhetischen Reiz auch zeithistorischen Wert haben. Der Sammlerkreis richtet oft Ausstellungen aus, um die Schätze zu zeigen. Da gibt es etwa Motivsammlungen zu sehen, also Marken zu einem bestimmten Thema wie Autos oder den Olympischen Spielen. Nachwuchs-Sammler sind selten, doch es gibt sie noch. Bei der jüngsten Schau von Steinigs Verein präsentierte ein jugendliches Geschwisterpaar aus Dachau seine Kollektionen zu Pferden und Feuerwehren. smüh

Leben im Einklang mit der Tradition

Engagement: undefined

Wartenberg - Ein Eintrag in die Chronik wird wohl für immer mit dem Namen Josef Korber (Foto: privat) verbunden sein, auch wenn Korber betont, dass das nur zufällig so sei, dass unter seinem Vorsitz der Volkstrachtenverein Wartenberg nach fast 93 Jahren erstmals ein eigenes Vereinsheim hat - den "Trachtenstadl". Seit 1981 ist der 60-jährige Elektriker bei den Trachtlern und seitdem lebt er auch das Motto des Vereins: "Möge Gottes weises Walten uns die Heimat, Sitt, Tracht und Brauch erhalten". Man müsse nicht mehr in der alten Zeit leben, aber sollte sie in Ehren halten, sagt Korber. Und das gelingt ihm und seinen Vorstandskollegen gut, die Zahl der Mitglieder steigt - auch bei Jugendlichen. Das neue Heim soll helfen, das "Wir-Gefühl" noch mehr zu stärken, denn bisher sei man ja von Wirtshaus zu Wirtshaus vagabundiert. Er ist sich sicher, dass sich das mit sehr vielen Eigenleistungen errichtete Heim bald mit Leben fülle. Dann können er und seine Trachtler mit Recht sagen: "Do samma dahoam". wil

Ansprechpartnerin für alle

Engagement: undefined

Ihre Gabe ist es Kräfte zu bündeln, deshalb ist Gerda Rothhaupt (Foto: Peter Hinz-Rosin) nicht nur Mitglied in gut 15 Vereinen - von der Frauengemeinschaft über den Obst- und Gartenbauverein bis hin zur Asylhilfe - sondern eben auch Kirchseeoner Vereinskartellvorsitzende. In diesem Zusammenschluss der örtlichen Vereine organisiert sie, immer mit Unterstützung ihres Mannes, den Fasching, das Ferienprogramm oder den Familientag. "Wenn 50 Vereine an einem Strang ziehen, dann kann man für den Ort richtig viel erreichen", sagt die 65-Jährige. Zum Engagement kam sie durch ihren Vater, den sie als Kriegsversehrten zu vielen Veranstaltungen begleitete. Egal ob man einen Rasenmäher in der Eigenheimervereinigung ausleihen will, einen Stand beim Flohmarkt aufbauen will oder ein Gratulationsbesuch bei 80-jährigen Zwillingen ansteht: Rothhaupt ist immer die richtige Ansprechpartnerin: "Eine muss ja die Zügel in der Hand halten.". JESC

In drei Vorständen engagiert

Engagement: undefined

Stephan Bertsch ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich auch jüngere Menschen für Mitarbeit im Verein begeistern können. Seit zwanzig Jahren ist der heute 45-Jährige (Foto: privat) in verschiedenen ehrenamtlichen Rollen tätig. Er war aktiver Spieler bei den Fursty Razorbacks, wie sich die Abteilung American Football beim TuS Fürstenfeldbruck nennt, als man ihn fragte, ob er nicht für einen scheidenden Funktionär übernehmen wolle. Heute wird Bertsch, der auch einer der TuS-Vizepräsidenten ist und Vorstandsmitglied beim Kreisjugendring Fürstenfeldbruck, in der Football-Abteilung als "Kassenwart und Kontaktadresse für Gegner und Verband" geführt, aber "eigentlich manage ich alles", sagt er über sich selbst. Das Organisieren ist der Leiter zweier Druckereien von Berufs wegen gewohnt. Dass die Football-Abteilung sportlich mittlerweile viel erreicht hat, "darauf ist man schon stolz", sagt Bertsch. Allein das motiviere immer wieder von Neuem. baz

Die Jugend für das Ehrenamt begeistern

Ingrid Schuhbauer

In Freising wird Ingrid Schuhbauer (69) (Foto: Lukas Barth) nur als "die Mutter des Handballs" tituliert. Seit 1972 sei sie in der Handball-Abteilung des SC Freising "Mädchen für alles", sagt sie. Ein Blick in die Funktionärsliste des Vereins weist sie als Kassenwartin, Hallenkoordinatorin und Kinderbeauftragte aus. Im Bayerischen Handballverband fungiert sie als Vizepräsidentin des Spielbetriebs. Einst selbst Handballerin ließ sich Ingrid Schuhbauer von ihrem Mann dazu überreden, ein Funktionärsamt zu übernehmen. Als Vereinsmensch bezeichnet sie sich nicht. Sie schätzt aber bei den Freisinger Handballern die Zusammengehörigkeit. "Dass man füreinander da ist", sagt sie. Ihre Aufgabe als Kinderbeauftragte sieht sie darin, junge Menschen dazu zu bringen, sich zu engagieren und an das Ehrenamt heranzuführen. Außerdem haben Jugendliche beim SC Freising die Möglichkeit, ein Freiwilliges Soziales Jahr im Sport abzuleisten. beb

Seele des Stadtwald-Theaters

Theater am Stadtwald

Einmal hat er nachgezählt. Es waren mehr als tausend Stunden im Jahr, in denen sich Heinz Dietz ( Foto: Niels P. Joergensen) um das "Theater am Stadtwald" des ASV Dachau kümmerte. Seit 14 Jahren ist der 60-Jährige ehrenamtlich als Abteilungsleiter tätig, er ist für die Organisation der Aufführungen zuständig, vom Kartenvorverkauf bis zum "Ansprechpartner für alles". Er hat alle Termine bis zum Jahr 2024 vorgeplant. "So einen Job kann man nur machen, wenn er einem gefällt", sagt Dietz. Und wenn man mit Leidenschaft dabei ist. Vor einigen Jahren entwickelte er eine eigene Computer-Software, die alle Daten seit der Gründung der Theaterabteilung 1953 speichert. Dietz weiß so, welcher Schauspieler wann, wo auf der Bühne stand. Bei ihm zeigt das System 797 Aufführungen an, oft stand er auch selbst auf der Bühne. In Zukunft werden es bestimmt noch mehr werden. Denn: "Das Theater am Stadtwald ist das beste Hobby, das man haben kann." jari

Ein Herz für die Gebirgstracht

Bürgermeisterwahl  2014

Engagement war Brigitte Unterholzner (Foto: Hartmut Pöstges) in die Wiege gelegt: Schon Eltern und Großeltern brachten sich ehrenamtlich ein. Dass sie als waschechte Münchnerin aber einmal den oberbayerischen Gebirgstrachtenerhaltungsverein "Dürnstoana" leiten würde, hätte die Städterin nie gedacht. Doch durch die Hochzeit kam sie nach Deining (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen), und 1995 wollte ihre Tochter unbedingt in den örtlichen Trachtenverein, um dazuzugehören - und die Mutter kam mit. Die vergangenen neun Jahre übernahm sie den Vorsitz. Die Mitglieder hätten sie schnell akzeptiert - und ihr für ihr Engagement Respekt gezollt. "Man wird dadurch wahrgenommen", sagt sie. Am Vereinsleben gefalle ihr die Idee, "miteinander etwas Größeres zu schaffen". Das sei heute nötiger denn je: "Ohne Vereine würde etwas fehlen - mir im Leben genauso wie dem Dorfleben und unserer Gesellschaft allgemein: Zusammenhalt etwa, und das Gefühl von Zugehörigkeit." cjk

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: