Süddeutsche Zeitung

Energiewende:Pläne für zweites Windrad im Landkreis nehmen weitere Hürde

Die Anlage ist an der Gemeindegrenze zwischen Bruck und Moosach geplant. Läuft alles glatt, könnte sie schon 2024 Strom produzieren.

Von Barbara Mooser, Bruck/Moosach

Viele Bürgerinnen und Bürger wollen das Projekt, die Gemeinden auch, und es gibt erfahrene Partner, die das Ganze begleiten: So kann es auch laufen mit dem Windradbau, das zeigen die Pläne für ein Projekt, das ziemlich genau an der Gemeindegrenze zwischen Bruck und Moosach geplant ist. Der Brucker Gemeinderat hat nun die nötige Flächennutzungsplanänderung und Aufstellung eines Bebauungsplans für das Projekt angestoßen, die Moosacher Gemeinderätinnen und -räte befassen sich am 19. Oktober mit dem Thema - großen Widerspruch erwartet Bürgermeister Michael Eisenschmid (CSU) dabei nicht. Auch sein Brucker Amtskollege Josef Schwäbl (CSU) freut sich, dass bisher alles so glatt läuft.

Angesichts der lauten Proteste gegen das erste Windrad im Landkreis, das ebenfalls in Bruck entstanden ist, und gegen den geplanten Windpark im Forst mag das verwundern. Doch das Projekt wird schon seit Jahren ohne groß Aufhebens darum zu machen vorbereitet - und es ist eines, zu dem die Initiative von den Menschen selbst ausgegangen ist, die die Anlage vielleicht in einigen Jahren in Sichtnähe haben. So erzählt es Hans Zäuner, einer der Windradpioniere im Landkreis. Er und Gleichgesinnte haben gegen größere Widerstände das erste Windrad im Landkreis beim Weiler Hamberg errichtet. Seit Dezember 2016 produziert es inzwischen bereits Strom. Hans Zäuner und Werner Stinauer sind Geschäftsführer der Windenergie Osterkling GmbH & Co KG, der 16 Bürgerinnen und Bürger aus sechs Weilern angehören.

Ein Anliegen ist es Zäuner und Stinauer aber auch, dass andere von ihren Erfahrungen profitieren - deshalb haben sie gern ihre Unterstützung zugesagt, als Familien aus Taglaching (Gemeinde Bruck) und Fürmoosen (Gemeinde Moosach) mit der Idee zu ihnen kamen, gemeinsam ein Windrad zwischen den beiden Orten zu realisieren. "Wenn die Bürger vor Ort das wollen, kümmere ich mich gern", sagt Zäuner, der seitdem das Projekt begleitet.

Bereits vor knapp zwei Jahren hatten die Initiatoren bei den Gemeinden vorgefühlt, ob sie mit ihrer Idee überhaupt auf Gegenliebe stoßen - denn nur die Gemeindegremien können den Weg für solche Projekte unter Umgehung der umstrittenen 10-H-Regelung frei machen. Die ersten Signale waren positiv, seitdem gab es bereits mehrere Informationsveranstaltungen für die Bürgerinnen und Bürger in den beiden Orten. Diejenigen, die nicht hätten dabei sein können, habe man extra besucht, um möglichst viele Menschen ins Boot zu holen, sagt Zäuner. Wie vielen man letztlich die Möglichkeit geben kann, sich an dem Projekt zu beteiligen, muss erst noch geprüft werden und hängt auch von der Investitionssumme ab. 5,2 oder 5,3 Millionen Euro werden es wohl werden, so die Schätzung Zäuners. Dafür könnte ein Windrad mit 160 Metern Nabenhöhe gebaut werden, inklusive Rotoren käme es auf eine Höhe von knapp 230 Metern.

Einige offene Fragen gibt es noch, beispielsweise zur Zuwegung, andere sind schon geklärt worden: etwa, ob Artenschutz, Nähe zum Wetterradar oder zur Flugsicherung K.o.-Kriterien für die Anlage bedeuten könnten. Das ist laut Zäuner aber nicht der Fall. Sollte es mit dem Genehmigungsverfahren nach Plan vorangehen, könnte das neue Windrad schon 2024 Strom produzieren. Die Unterstützung der beiden Bürgermeister haben die Initiatoren jedenfalls für das Projekt. "Es ist eine gute Sache", sagt der Moosacher Gemeindechef Michael Eisenschmid. Der große Vorteil bei diesem Projekt sei eben, dass diejenigen, die selbst nicht weit vom möglichen Standort entfernt wohnen, es angeschoben hätten. "Das ist zukunftsfähiger, als wenn irgendein Investor daherkäme und so ein Projekt planen würde." Und wenn man die Energiewende im Landkreis schaffen wolle, "werden wir sowieso nicht drum rum kommen, uns auch mit dieser Thematik zu befassen", unterstreicht der Moosacher Bürgermeister.

"Dass etwas getan werden muss, ist für mich selbstverständlich", sagt auch Josef Schwäbl. Dies sei aber in Bruck auch keine neue Erkenntnis, so der Bürgermeister, schon seit langer Zeit gebe es hier Projekte für die Energiewende, beispielsweise versorge die Biogasanlage die Schule, das Kinderhaus, das Gemeindezentrum und das Feuerwehrhaus mit Wärme. Beim Windradprojekt sei auch ihm wichtig gewesen, dass es aus der Bürgerschaft heraus entstanden sei. Gegenwind gegen das Projekt ist beiden Bürgermeistern bisher jedenfalls nicht bekannt.

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Quelle:
SZ vom 08.10.2021/aju
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