Energiewende in EbersbergZweifellos sinnvoll

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Im vergangenen Sommer ist das vom Eberwerk errichtete Solarkraftwerk in Betrieb gegangen. Die nun geplante Ausgliederung der PV-Anlage in eine Betreibergesellschaft soll dem Unternehmen etwa 850 000 Euro Liquidität bringen.
Im vergangenen Sommer ist das vom Eberwerk errichtete Solarkraftwerk in Betrieb gegangen. Die nun geplante Ausgliederung der PV-Anlage in eine Betreibergesellschaft soll dem Unternehmen etwa 850 000 Euro Liquidität bringen. (Foto: Christian Endt)

Das Eberwerk will seine größte Photovoltaikanlage in Markt Schwaben in eine Betreibergesellschaft auslagern. Nun hat das Vorhaben eine wichtige Hürde genommen, Mitte März soll der Schritt dann endgültig vollzogen werden

Von Wieland Bögel, Ebersberg/Markt Schwaben

Zwei neue Gesellschaften sollen künftig die Energiewende im Landkreis voranbringen. Geplant ist, das im Sommer durch das Kommunalunternehmen Eberwerk in Markt Schwaben errichtete Solarkraftwerk in eine Betreibergesellschaft auszugliedern. Diese könnte später auch für weitere Photovoltaikanlagen zuständig sein. Außerdem soll eine Gesellschaft für den Bau und Betrieb eines großen Batteriespeichers gegründet werden.

Damit die beiden Gesellschaften, die "Bürgerkraftwerk Eberstrom GmbH & Co. KG" und die "Regionalstromspeicher Ebersberger Landkreis GmbH & Co. KG" gegründet werden können, ist die Zustimmung aller Anteilseigner des Eberwerks nötig. Dies sind 19 der 21 Landkreisgemeinden, daher ist das Thema derzeit in allen Stadt- und Gemeinderäten der am Unternehmen beteiligten Kommunen auf der Tagesordnung. Die meisten haben bereits zugestimmt, Eberwerk-Geschäftsführer Markus Henle hofft, dass bis März alle Gemeinden ein positives Votum abgegeben haben, damit man in die Gründung der Gesellschaften einsteigen kann.

Doch nicht überall läuft die Abstimmung so reibungslos, wie etwa in den vergangenen Wochen in Vaterstetten und Poing. In den Gremien der größten Anteilseigner ging die Zustimmung nach einigen kurzen Verständnisfragen der Gemeinderatsmitglieder ohne weiteres durch. Nicht so in der Kreisstadt, hier erreichten CSU und FW im Dezember eine Vertagung, aus den beiden Fraktionen hieß es, man brauche weitere Informationen.

Zwischenzeitlich hatte diese Vertagung sogar zu Gerüchten geführt, dass dem Eberwerk das Geld ausgehe. Offenbar war der Grund, dass das Kommunalunternehmen zusammen mit anderen Netzbetreibern einen offenen Brief ans Wirtschaftsministerium geschrieben hatte. Darin wurde vor den Folgen einer geplanten Novelle bei der Netz-Regulierung gewarnt. Im Zusammenhang mit der geplanten Ausgliederung der PV-Anlage in Markt Schwaben, die dem Eberwerk etwa 850 000 Euro Liquidität bringen soll, war von einigen gemutmaßt worden, das Kommunalunternehmen stehe vor der Pleite.

Was nicht der Fall sei, versicherte nun Henle im Ebersberger Stadtrat. Sein Unternehmen verfüge aktuell über eine Bilanzsumme von 22 Millionen Euro und sei in der Lage, den Anteilseignern, also den Kommunen, eine jährliche Rendite von zwei Prozent auf ihre Beteiligungen zu zahlen. Henle gab zwar zu, dass dies um bis zu zwei Prozentpunkte hinter den optimistischsten Prognosen bei der Gründung liege, "aber es ist besser, als auf dem Sparbuch." Dass die Novelle bei der Netzregulierung den Betreibern Sorgen mache, verhehlte der Eberwerk-Chef ebenso wenig.

Allerdings sei dies erstens kein alleiniges Problem des Kommunalunternehmens, sondern eines der gesamten Branche. Diese habe darum den gemeinsamen Appell ans Ministerium verfasst, dem man sich auch seitens des Eberwerks angeschlossen habe. Zum anderen würde das Problem - konkret geht es um eine geplante Senkung der Durchleitungsgebühren, gewissermaßen einer Maut für den Strom - wohl erst in etwa fünf Jahren akut. Jedenfalls, wenn die Novelle bis dahin beschlossen werden sollte.

Dass man aber beim Eberwerk gerne mehr flüssiges Kapital hätte, um neue Projekte umsetzen zu können, sei dennoch richtig. Laut Henle habe die 1,5 Megawatt-Anlage beim Ort Haus nahe Markt Schwaben rund eine Million Euro gekostet. Um die Energiewende-Ziele zu erreichen, sei im Solarstrom noch etwa das Hundertfache der dortigen Leistung nötig, also auch das Hundertfache an Investitionen. Bliebe das Kapital in der Anlage in Haus gebunden, könnten weitere Projekte nur langsam umgesetzt werden, so Henle. Er verwies auf die in Nettelkofen bei Grafing geplante Freiflächen-Anlage (diese solle heuer noch gebaut werden) und die in Ebersberg diskutierte Anlage bei Langwied.

Um die Investitionen aus der Markt Schwabener Anlage wieder ins Eberwerk zurückzuholen, soll diese in eine Betreibergesellschaft ausgelagert werden. An dieser würde sich die Bürger-Energiegenossenschaft (BEG) mit 150 000 Euro beteiligen, das Eberwerk würde Anteile in gleicher Höhe halten. Die fehlenden 700 000 Euro sollen über den Kapitalmarkt finanziert werden. Dies könne über einen Kredit aber auch über Bürgeranleihen möglich sein.

Was den Stromspeicher betrifft, habe man sich für die Auslagerung aus dem Eberwerk entschlossen, weil man selbst bislang keine Erfahrung mit Bau und Betrieb solcher Anlagen habe. Im Gegensatz zur Firma Vispiron aus München, die für das Eberwerk bereits die Solaranlage in Haus errichtet hat. Die Firma würde neben der Expertise auch den Großteil des Kapitals mitbringen, geplant ist bei der Speicher-Gesellschaft eine Aufteilung zwei Drittel Vispiron zu ein Drittel Eberwerk.

Im Stadtrat gab es dazu noch einige Fragen. Alexander Gressierer (CSU) wollte wissen, ob sich das Eberwerk bei der Gründung der Betreibergesellschaft auch für das Risiko entschädigen lasse, das man beim Bau der Anlage alleine getragen habe. In ähnlichen Fällen sei es üblich, von späteren Anteilseignern ein sogenanntes Aufgeld zu verlangen. Dies sei in der Tat geplant, so Henle, "weil wir in Vorleistung gegangen sind". Da die Vereinbarung aber noch nicht unterzeichnet sei, könne er öffentlich noch nichts über die Höhe sagen. Aber darüber, dass sich das Eberwerk von der Betreibergesellschaft sehr günstige Strompreise auf Dauer garantieren lassen werde, die dann unter dem Label Eberstrom verkauft werden. Zudem werde das Kommunalunternehmen weiter das Sagen haben, bei der Solaranlage, da man 51 Prozent der Anteile halten werde.

Florian Brilmayer (CSU) stellte die Frage nach der Zukunft der Betreibergesellschaft, also wie groß sie werden und wer alles dabei beteiligt werde. Geplant sei, dass es bei den beiden Anteilseignern Kommunalunternehmen und BEG bleibt, mittelfristig könnte die Gesellschaft etwa drei bis vier Anlagen betreuen. Neben Haus könnten das beispielsweise Nettelkofen und Oberlaufing sein. Dritte Bürgermeisterin Lakhena Leng (Grüne) regte eine bessere Information der kommunalen Gremien an. Dies sei geplant, so Henle, künftig wolle man alle halbes Jahr Geschäftsberichte vorlegen. Oder auch quartalsweise, meinte er auf Nachfrage Lengs.

Christoph Münch (SPD) fragte noch an einer möglichen Beteiligung an der im Aufbau befindlichen Pilotregion für Wasserstoff. In kleinerem Rahmen sei dies sicher möglich, also etwa als Lieferant von Ökostrom, so Henle. Eine Investition in die Infrastruktur, etwa eine Hydrolyse-Anlage sei indes nicht darstellbar, "das sind ganz andere Dimensionen".

Offenbar waren die Stadtratsmitglieder mit den Ausführungen zufrieden, ohne Gegenstimmen votierten sie für eine Gründung der beiden Gesellschaften.

© SZ vom 02.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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