Klimaschutz:Mit Emotionen gute Geschichten erzählen

Klimaschutz: Austausch und Lernen in Umbrien: Das Projekt beinhaltet auch ein Treffen von Schülerinnen und Schülern in der italienischen Provinz.

Austausch und Lernen in Umbrien: Das Projekt beinhaltet auch ein Treffen von Schülerinnen und Schülern in der italienischen Provinz.

(Foto: privat)

Die Energieagentur Ebersberg-München hat mit Partnern aus Europa ein Erasmus-gefördertes Projekt über den Klimawandel entwickelt. In "Clim@venture 1,5" werden Jugendliche dazu befähigt, umweltbezogene Themen und Ideen ansprechend zu vermitteln.

Von Alexander Karam, Kirchseeon

Endlich mal Veränderung. Das ist die Devise beim neuen Klimaprojekt, das die Energieagentur Ebersberg-München mitentwickelt hat. Gemeinsam mit Projektpartnern aus Italien, Österreich und Schweden entstand die Idee für "Clim@venture 1,5." Handlungsorientierte Klimabildung, so heißt es dazu auf der Website, soll im dreijährigen Projektzeitraum an Jugendliche vermittelt werden: "Das ist eine Chance für uns, neue Perspektiven kennenzulernen", sagt die 16-jährige Teilnehmerin Leonie vom Gymnasium Kirchseeon.

Mit 16 Teilnehmern der Q11 ist das Gymnasium Kirchseeon auch am Projekt beteiligt. Im Kurs "English Conversation" geht es neben Dingen wie Freizeitaktivitäten und Haustieren eben auch um Klimabildung - alles auf Englisch: "In der Schule wird das Thema Klimawandel nicht ausreichend behandelt - da könnte man ruhig mehr tun", sagt die 17-jährige Antonia. Sie selbst war vor drei Jahren bei "Fridays for Future" aktiv und vertritt eine Meinung, die viele der Schülerinnen und Schüler des Kurses haben.

Doch was ist das Besondere am Projekt?

In insgesamt fünf Modulen werden Kompetenzen im Bereich Umweltbildung und Kommunikation vermittelt: Wie ist Klimaschutz im Alltag möglich? Was ist Umweltjournalismus? Das sind nur zwei von vielen der "grünen" Fragen, die gemeinsam mit anderen Jugendlichen beantwortet werden. Ziel ist es, ein multimediales Bildungskonzept zu entwickeln, in dem Ideen und Möglichkeiten zum Thema Klimawandel diskutiert werden.

In Umbrien geht es unter anderem um Storytelling

Die Europäische Union hilft bei der Umsetzung, finanziert das Vorhaben durch das Erasmus-Programm. Damit werden europaweit Projekte an der Schnittstelle von Jugend, Bildung und Europa gefördert. Im Kirchseeoner Klassenzimmer hilft die "Klima-Scout-Box" bei der Inspiration. Entwickelt von der Energieagentur, soll die "verleihbare Energiewende in der Box", so die Website der Agentur, Wissen mittels Experimenten anschaulich vermitteln.

"Der Austausch mit jungen Menschen aus anderen europäischen Ländern ist für eine umfassende Perspektive essenziell", sagt Angelika Bachmann, 62, die für die Ebersberger Institution arbeitet und an der Konzeption beteiligt war. Daher treffen sich die Schüler der Kirchseeoner Klasse mit Teilnehmern aus den anderen Ländern in der italienischen Provinz.

Die Jugendlichen verbringen im italienischen Umbrien, in der Nähe von Rom, intensive drei Tage: über eigene Ideen und Erfahrungen austauschen und kommunikative Fähigkeiten wie Videoschnitt oder Storytelling erlernen stehen hier auf dem Programm.

Beim Storytelling geht es darum, Informationen durch das Verpacken in eine Geschichte anschaulich zu machen. Der bewusst gewählte Aufbau der Geschichte soll dann die Leser, Hörer oder Zuschauer dazu bringen, sich für das Thema zu interessieren und im besten Falle sogar dafür einzusetzen.

Spannende grüne Ideen sind auch ganz in der Nähe zu finden

Angelika Bachmann ist von dieser Technik überzeugt: "Sich in einer Geschichte ansprechend auszudrücken, lernt man so nicht in der Schule." Dabei habe besonders das emotionale Storytelling großes Potenzial, "die Welt in Atem zu halten", sagt die 62-Jährige. Das kommt bei der Teilnehmerin Lena, 16, gut an: "Wie Emotionen für eine gute Geschichte verwendet werden können, ist für mich eine wichtige Erkenntnis."

Doch wie findet man Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden? Hier lieferten laut Bachmann die Erfahrungen aus der Zeit der pandemiebedingten Reisebeschränkungen eine Antwort: das eigene lokale Umfeld. Dort befänden sich oft Best-Practice-Beispiele, die es zu entdecken gilt. Das Erkunden der Umgebung auf der Suche nach spannenden grünen Ideen - "Mikroabenteuer", wie es Bachmann nennt - bringt Quellen für eine Vielzahl an Geschichten, die die Schüler mit Hilfe der erlernten Kompetenzen verfassen.

Über Social-Media-Kanäle, die Schulhomepage oder auf den Websites der Partnerorganisationen wirken die Teilnehmer dadurch als Multiplikatoren, um das erworbene Wissen in das eigene Umfeld und darüber hinaus zu tragen: "Dieser Ansatz verbindet wissenschaftliches Storytelling mit Ideen der transmedialen Bildung", heißt es auf der Website des Projekts.

Neben den menschlichen Begegnungen macht sich die Interkulturalität auch anders bemerkbar: Regionale Lebensmittel wurden landestypisch zubereitet, der Tagesplan laut Lena "italienisch entspannt" interpretiert. So wurde sich viel Zeit für gemeinsame Gespräche genommen, ohne strikt nach den Vorgaben des Zeitplans zu handeln.

Handlungsmöglichkeiten gegen den Klimawandel sollen besser erklärt werden

Für Leonie, 16, die ebenfalls bei der fünftägigen Seminarreise dabei war, ist die freie Konzeption der Seminare in Erinnerung geblieben: "Ohne Hierarchie war es ein Austausch auf Augenhöhe, und ich konnte mich gut austauschen und gemeinsam Ideen entwickeln."

Sowohl Leonie als auch Lena interessierten sich schon vor der Projektteilnahme für die Umweltthematik und sind der Meinung, dass jeder etwas beitragen kann: "Mit Kleinigkeiten kann man auch schon Gutes tun", sagt Lena und zählt Möglichkeiten auf: Bewusst wenig Plastik kaufen, Energie sparen, mit dem Fahrrad zur Schule oder beim Reisen den Zug statt das Flugzeug zu nehmen. Trotzdem sei es eine persönliche Entscheidung, wie man sich verhalten möchte - individuelle Handlungen anderer seien daher schwierig zu bewerten.

Gerade deshalb sei Aufklärung durch Bildung ein geeigneter Hebel, sagt Bachmann, denn dann könne jeder mit seinen Ideen etwas beitragen. Bachmann ist überzeugt, dass die Debatte um Umweltschutz mehr konstruktive Beiträge benötige: "Wissenschaft und die Handlungsmöglichkeiten gegen den Klimawandel sollten populär ansprechend erklärt werden", denn dafür bestehe noch ein großer Bedarf.

So füllten die Beiträge der Schüler eine Nische der klimapolitischen Aufklärungsarbeit: "In einiger Zeit wird sich zeigen, wie sich die erlernten Kompetenzen wie Storytelling oder das Nutzen von Social-Media auf die Debatte auswirken", sagt Bachmann.

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