Endspurt für schnelles Internet:Der Stichtag rückt näher

Will die Deutsche Glasfaser GmbH das Breitbandnetz in Zorneding ausbauen, muss sie bis zum 13. Februar 40 Prozent der Haushalte überzeugen. Davon ist das Unternehmen aber noch weit entfernt

Von Anselm Schindler, Zorneding

In vielen der Vorgärten im Franz-Krinninger-Weg sind kleine Plastikschilder in die Erde gesteckt. Die Aufschrift: "Wir sind bereit für die Zukunft. Und du?" In Zorneding ist die geplante Umstellung möglichst vieler Haushalte auf moderne Glasfaser-Technologie schon seit Wochen Gesprächsthema. "Da kommt man gar nicht aus", sagt eine junge Frau an der Haustür und lacht. "Das begegnet einem schon am Morgen, wenn Mitarbeiter von der Firma im Tunnel bei der S-Bahn Kaffee verteilen". Die "Firma" heißt Deutsche Glasfaser GmbH, sie hat es sich zum Ziel gesetzt, bis zum 13. Februar mit 40 Prozent der Haushalte in Zorneding einen Vertrag abgeschlossen zu haben. Nur wenn diese Quote erfüllt wird, dann können die Bagger für die Verlegung der Glasfaserkabel rollen. Wird die Quote am Stichtag verfehlt, dann ist das Projekt gescheitert.

Von der 40-Prozent-Marke ist der Konzern knapp zwei Wochen vor dem Stichtag allerdings noch weit entfernt, derzeit liege man bei rund 23 Prozent, erklärt Bürgermeister Piet Mayr (CSU). Der Rathauschef ist selbst einer der größten Verfechter des Glasfaserausbaus. "Klar wird es knapp", sagt Mayr, "aber ich bin immer noch zuversichtlich!". Denn viele Bürger würden sich erst sehr spät entscheiden, auch bei der Deutschen Glasfaser gehe man davon aus, dass das Ziel erreicht werde, so Mayr. Dieses Ziel lässt sich in drei Zahlen fassen: 35, 100, 24. Für knapp 35 Euro will die Glasfaser den Bürgern monatlich eine Übertragungsrate von 100 Megabit bieten. Der Vertrag läuft für 24 Monate. Wie die Konditionen danach aussehen ist aber noch unklar.

Das verunsichert viele potenzielle Kunden, informieren können sie sich in einem Büro im Birkenhof. Gleich neben der örtlichen Apotheke stehen Mitarbeiter der Deutschen Glasfaser den Zornedingern Rede und Antwort. Was passiert nach den zwei Jahren Vertragslaufzeit? Der monatliche Beitrag, in dem auch ein Telefonanschluss enthalten ist, könne dann auf bis zu 46,95 Euro steigen, erklärt die Mitarbeiterin am anderen Tischende. "Das ist aber der Höchstpreis, je nach Marktlage kann es auch weniger sein. Und natürlich können sie nach zwei Jahren ja auch kündigen und den Anbieter wechseln".

"Wenn hier im Haus alle gleichzeitig im Internet surfen, dann kann es schon mal echt langsam werden", sagt die junge Frau im Franz-Krinninger-Weg. Deshalb hat die Familie den Vertrag mit der Deutschen Glasfaser bereits unterschrieben. Auch in ihrem Vorgarten steckt jetzt eines der Werbeschilder der Firma. "Wir sind da schon froh drum, dass wir jetzt mit Glasfaser versorgt werden", sagt die Frau, "das ist halt die Zukunft".

So sehen das freilich nicht alle. Selbe Straße, zwei Häuser weiter: "Da wird jetzt seit Monaten ein riesen Brimborium drum gemacht", sagt eine Anwohnerin. "Klar, die Deutsche Glasfaser profitiert davon, aber wir haben bereits einen Vertrag, der ist kostengünstig und die Internetversorgung ist ja gerade wirklich nicht so schlecht".

Bürgermeister Mayr verweist auch auf die Zukunft, wenn er für den Glasfaserausbau argumentiert. Die Datenströme würden immer größer, "was vor ein paar Jahren eine hohe Übertragungsrate war, ist jetzt langsam. Und die Entwicklung wird ja genau so weitergehen." Mayr sieht die Versorgung mit schnellerem Internet auch als wichtigen Standortfaktor für Zorneding. Aktuell surfen alle Zornedinger über die Kupferdrähte der Telekom im Netz. Die Übertragungsraten sind von Ortsteil zu Ortsteil unterschiedlich. Besonders in Ingelsberg, Pöring und Wolfesing müssten sich die Bürger mit "unerträglich langsamen Internetanschlüssen" herumplagen, erklärt Mayr.

Wenn am 13. Februar die 40-Prozent-Quote nicht erfüllt wird, dann fällt die Gemeinde zurück ins staatliche Förderverfahren - und muss sich dann finanziell am Breitbandausbau beteiligen. Die Gemeinde könnte mit einem Zuschuss von rund einer halben Million Euro durch den Freistaat rechnen, müsste einen Teil der Finanzierung allerdings selbst übernehmen. In der Rathausverwaltung schätzt man diesen Anteil auf 600 000 bis 800 000 Euro.

Auch für die jeweiligen Haushalte, die sich Glasfaserkabel ins Haus legen lassen wollen, kostet das dann eine Gebühr, dabei gehe es um bis zu 750 Euro pro Anschluss. Das ist von Josef Ledermann aus dem gleichnamigen Ingenieurbüro in Freising zu erfahren. Ledermann berät die Gemeinden im Landkreis Ebersberg, wenn es um Fragen zum Glasfaserausbau geht. Ursprünglich hatte sich die Gemeinde Zorneding um staatliche Fördermittel bemüht und bei der Deutschen Telekom angefragt: Die Gemeinde wollte nur das Gewerbegebiet und den eigentlichen Dorfkern selbst mit Glasfaseranschlüssen versorgen.

Doch dann bot die Deutsche Glasfaser GmbH an, das gesamte Gemeindegebiet kostenlos mit der Technologie auszustatten, der Gemeinderat stimmte diesem Vorschlag zu. Nun bangt man in Rathaus um die Zustimmung der Bürger. Deshalb nutzt man in der Gemeinde jede Gelegenheit um zu werben. Erst am Wochenende gab es wieder eine Informationsveranstaltung der Gemeinde. Quer im Ort verteilt stehen große Aufstelltafeln, die für einen Vertragsabschluss mit der Deutschen Glasfaser werben. Sollte die Quote am Stichtag stimmen, dann könnte der Glasfaserausbau bald beginnen. Das Unternehmen rechnet mit einer Bauzeit von bis zu zwei Jahren.

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