Empfang:Ehre, wem Ehre gebührt

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Zum dritten Mal veranstaltet der Landkreis einen Empfang für engagierte Bürger. Diese machen ihre Gemeinden "lebenswert und liebenswert", lobt Landrat Robert Niedergesäß

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Manchmal ist ein Ehrenamt ganz schön anstrengend. So wie am Montagabend für Bernhard Nowotny, Marianne Pecher, Therese Bauer, Alexandra Gibis, Oliver Hoppe und Wolfgang Bauer. Während die übrigen gut 200 Gäste im Alten Speicher schon in Richtung Bar und Buffet stürmten, mussten sie sich noch etwas in Geduld üben. Denn stellvertretend für alle, denen im vergangenen Jahr eine neue Ehrenamtskarte verliehen wurde, bekamen sie die ihre samt Urkunde von Landrat Robert Niedergesäß überreicht, und, damit es auch fotografisch passt, gleich zweimal. Danach begann dann aber der gesellige Teil des Abends, und den hatten sich die Anwesenden auch redlich verdient.

Denn, wie es der Landrat bei seiner Begrüßung betonte, die Ehrenamtlichen im Landkreis tragen wesentlich dazu bei, diesen "lebenswert und liebenswert" zu machen. Als Dankeschön für alle, die in ihrer Freizeit für andere da sind, hatte der Landkreis vor drei Jahren die Ehrenamtskarte eingeführt. Damit gibt es bei teilnehmenden Kooperationspartnern Vergünstigungen. Insgesamt 33 Partner gibt es derzeit im Landkreis, darunter sind kommunale Einrichtungen wie Büchereien und Hallenbäder genau wie Geschäfte oder Vereine. Etwa der TSV Grafing; der Leiter der Volleyballabteilung, Franz Jungbauer, hatte ein besonderes Angebot mitgebracht: Beim nächsten Heimspiel der Grafinger Volleyballer am 9. Dezember haben Zuschauer mit Ehrenamtskarte freien Eintritt.

Ein Empfang ohne Blasmusik sei nur eine halbe Sache, merkten Besucher bei einer vorangegangenen Veranstaltung an. Der Landkreis hat daraus seine Lehre gezogen - und die Glonner Musi engagiert. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Da könnte es ganz schön voll werden auf den Tribünen, aktuell haben 955 Landkreisbürger eine Ehrenamtskarte, davon sind alleine in den vergangenen zwölf Monaten 400 neue dazugekommen. Beantragen kann die Karte, wer sich seit mehr als zwei Jahren mindestens fünf Stunden pro Woche ehrenamtlich engagiert. Wer mindestens 25 Jahre unentgeltlich für andere im Einsatz ist, bekommt sogar eine goldene Ehrenamtskarte, so wie aktuell 170 Personen im Landkreis, darunter die sechs nun vom Landrat persönlich ausgezeichneten. Bernhard Nowotny, Therese Bauer und Alexandra Gibis engagieren sich beim Bayerischen Roten Kreuz, Oliver Hoppe und Wolfgang Bauer sind bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv und Marianne Pecher beim Pflegekinderdienst.

Wie wichtig das Ehrenamt für eine Gesellschaft ist, betonte auch der diesjährige Gastredner, Rainer Koch. Der Präsident des Bayerischen Fußballverbandes und Vizepräsident des DFB ist selbst Ehrenamtler, er sitzt für die SPD im Gemeinderat Poing. Eine Aufgabe, "die man nicht wegen Geld macht, sondern um die Heimat und das Miteinander zu gestalten", offenbar erfolgreich: "Ich lebe schon seit Jahren gerne in Poing, obwohl man dort die Berge nicht sieht und ab und zu die Erde bebt." Eine Anspielung, die im Publikum durchaus belustigt zur Kenntnis genommen wurde, vielleicht auch, weil sich viele der Anwesenden bei Rettungskräften engagieren und den einen oder anderen Erdbeben-Notruf aus Poing schon erlebt haben.

Sechs Engagierte freuen sich über die goldene Ehrenamtskarte - ein Grund zum Anstoßen auch für das Landratsamts-Team und die Akzeptanzpartner. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Dass es Menschen gibt, die sich einbringen, bei der Feuerwehr, im Sportverein, beim Roten Kreuz, beim Verschönerungsverein "und alle anderen", ist für Koch die Voraussetzung, dass in den Kommunen das gesellschaftliche Miteinander funktioniert. Oder, um einen Satz von Theodor Fontane zu zitieren: "Das Leben hat mich gelehrt: Es kommt auf die Menschen an." Gerade "in dieser verrückten Welt", in der es vor allem um Effizienz und Profit gehe - was er in seiner Arbeit als Sportfunktionär dauernd erlebe, etwa wenn Millionensummen für Ablösen bezahlt werden - sei ehrenamtliches Engagement um so wichtiger: "Der Staat kann nicht alles leisten. Sie sorgen dafür, dass das Leben in unseren Kommunen funktioniert", lobte Koch.

Er mahnte aber auch an, das Ehrenamt selbst fit für die Zukunft zu machen. Viele Vereine hätten Nachwuchsprobleme, "das Ehrenamt wird immer älter". Die Aufgabe müsse daher sein, das Ehrenamt so zu gestalten, "dass sich junge Menschen dafür begeistern". Etwa durch flexiblere Angebote, damit in einer immer schnelleren Arbeitswelt noch Platz für Engagement bleibt. Und auch die Politik sei gefragt, etwa durch weniger Bürokratie und Auflagen, "wer sich engagiert sollte nicht immer mit einem Bein im Gefängnis stehen".

Neben so vielen ernsten Worten gab es auch Zerstreuung, etwa durch den Auftritt des Zauberers Florian Otto und die Glonner Musi - die man heuer übrigens auf ausdrücklichen Wunsch der Gäste engagiert hatte, sagte der Landrat, er sei beim Empfang voriges Jahr nämlich gefragt worden, warum es keine Blasmusik gab. Manchmal ist es eben auch richtig gemütlich, wenn man ein Ehrenamt hat.

© SZ vom 29.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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