Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr führen ein Doppelleben. Anders als ihre professionellen Kollegen sind sie die meiste Zeit über Landwirte, Lehrer oder Bankmitarbeiter. Nur wenn sie zu Einsätzen gerufen werden oder für den Ernstfall trainieren, dann sind sie Feuerwehrleute. Das ist eigentlich kein Geheimnis. Den Menschen müsse es aber immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden, sagt Manuel Sedlmaier von der Freiwilligen Feuerwehr in Emmering. Deshalb hat der 34-Jährige auf Facebook die Aktion "Ich bin dabei!" gestartet. Seit vergangener Woche posten die Emmeringer auf ihrer Facebookseite Fotos, auf denen ihre Mitglieder zu einer Hälfte in Feuerwehruniform und zu anderer Hälfte in ihrer alltäglichen Arbeitskleidung zu sehen sind.
Auf die Idee kam Sedlmaier durch eine ähnliche Aktion der Polizei. Das Ziel sei zum einen natürlich, neue Mitglieder zu gewinnen. "Wie überall im Landkreis haben wir tagsüber wenig Personal", sagt Sedlmaier. Mittlerweile würden viele Emmeringer im weit entfernten München arbeiten. Dabei habe die Feuerwehr hier aber noch Glück, da einige Landwirte unter den 40 aktiven Mitgliedern seien, die schnell zur Verfügung stünden, wenn der Piepser losgeht und sie von der Leitstelle in Erding zu einem Einsatz gerufen werden. Es sei also kein Problem, das Löschfahrzeug mit neun Plätzen vollzubekommen. Meistens sei dann auch noch eine Handvoll Leute für das zweite Auto übrig - ein Fahrzeug, das mit Pumpen und Notstromaggregat bei Hochwasser ausrücken kann. Vor zwei Jahren haben die Freiwilligen aus Emmering den Zuschlag für das Fahrzeug vom Freistaat erhalten. Seitdem sind sie für Hochwasserfälle im gesamten Landkreis Ebersberg zuständig. Tagsüber kämen sie meist auf 13, 14 Personen, so Sedlmaier. Abends seien es sogar rund 25 Feuerwehrleute, die auf Abruf bereit stünden. Hinzu kämen viele passive Mitglieder und zehn Jugendliche. Die Aktion ist also kein Hilferuf, es geht den Feuerwehrleuten nicht nur um neue Mitglieder.
Sedlmaier will mit der Aktion aber um mehr Anerkennung werben: "Es stecken normale Menschen dahinter, die mit Herzblut dabei sind und sich engagieren." Er selbst arbeitet in der Freien Schule Glonntal. Bei der Feuerwehr ist er Kassenwart und für den Artenschutz zuständig, außerdem ist er Mitglied des Vorstands. Es sei nicht immer leicht, Beruf und freiwilligen Dienst unter einen Hut zubringen. "Keiner steht nachts gerne auf, es ist immer noch ein Ehrenamt", sagt Sedlmaier. Zunehmend fehle aber das Verständnis dafür - und der Respekt. Auch im Landkreis komme es immer häufiger zu Diskussionen mit Bürgern, etwa wenn die Helfer eine Straße absperrten. Zwar sei die Situation noch nicht vergleichbar mit der von Rettungskräften oder Polizisten, die zum Teil stark angefeindet würden. Aber auch sie würden immer öfter einen Mangel an Respekt erleben.
Um die Fotos auf der Facebookseite herstellen zu können, haben die Mitglieder der Feuerwehr in ihrem Schulungsraum eine Greenwall für den Hintergrund aufgestellt, wie er auch beim Fernsehen verwendet wird. Dadurch lassen sich Personen aus einem Bild herausschneiden und zum Beispiel mit ihrem alter Ego in Uniform verschmelzen. Glücklicherweise sei ihr zweiter Kommandant IT-Experte. "Das ist gar nicht so einfach, es steckt viel Arbeit dahinter", erklärt Sedlmaier. Damit sich die beiden Bilder zusammenfügen lassen, sei es wichtig, dass die Personen zweimal genau aus dem gleichen Winkel aufgenommen werden und in dieselbe Richtung schauen. Dafür sind Markierungen auf dem Fußboden angebracht und ein Fixpunkt am Stativ montiert, auf den die Verdoppelten ihren Blick richten müssen. Mit der Resonanz ist Sedlmaier bisher zufrieden: "Das sieht man ja an den Likes, dass es den Leuten gefällt." Ein paar Fotos habe er auch noch in petto und jetzt, da die Mitglieder die Ergebnisse der Arbeit sehen, hätten auch schon wieder einige Interesse angemeldet, erzählt er.
Erwachsene können normalerweise dienstags um 19.30 Uhr im Emmeringer Feuerwehrhaus, Bruckhof 5, zur Übung vorbeischauen, Jugendliche montags um 19 Uhr. In welchem Rahmen die Übungen in der nächsten Zeit stattfinden werden, soll am Dienstag geklärt werden.