Emmering:Trügerische Sicherheit

Emmering: Nicht alle glauben den Versprechungen der Politik. Darum gab es in Emmering am Wochenende ein Mahnfeuer gegen den B-15-Ausbau.

Nicht alle glauben den Versprechungen der Politik. Darum gab es in Emmering am Wochenende ein Mahnfeuer gegen den B-15-Ausbau.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mit der Entscheidung der Ministerkonferenz, die B 15 neu in Haag bei München enden zu lassen, scheint der Landkreis Ebersberg aus dem Schneider zu sein. Die Emmeringer Bürgerinitiative bezweifelt das

Von Anselm Schindler, Emmering

Im Landkreis haben die Proteste gegen den Bau der B 15 neu in den vergangenen Wochen spürbar nachgelassen. Auch als am vergangenen Samstag bayernweit Mahnfeuer entzündet wurden, kamen in Emmering gerade einmal 20 Menschen zusammen.

Nach dem neuesten Beschluss der Ministerkonferenz soll in Haag vorerst Schluss sein mit dem Bau der B 15 neu, damit würde sie den Landkreis nicht betreffen. Zwar steht die Abstimmung im Bundestag über den Fortschreibungsplan 2016, in dem auch diese Bauarbeiten geregelt sind, noch aus, doch die Entscheidung der Ministerkonferenz wird wohl den Bundestag passieren. Durch die Entscheidung "wiegen sich viele Menschen im Landkreis nun in Sicherheit", erklärt Max Maier, der neben seiner Tätigkeit als grüner Gemeinderat in Emmering gegen den Ausbau der B 15 neu aktiv ist. Bereits seit 30 Jahren ist der Kriminalhauptkommissar in der Protestbewegung involviert. Zwar sei die Lage im Landkreis wegen der neuen Entwicklungen nun nicht mehr "akut", sagt Maier. Aber ganz trauen will er der Situation nicht. Bis 2030 soll der Teilabschnitt bis Haag fertig gestellt sein. "Dann mündet die vierspurige B 15 neu in eine zweispurige Bundesstraße, das glaubt denen doch keiner". Maiers Vermutung: Die Bürger sollen sich südlich von Haag in Sicherheit wähnen und wenn die Teilstrecke Regensburg-München dann fertig gestellt ist, wird doch bis Rosenheim weitergebaut. Und damit durch das beschauliche Emmering im Süden des Landkreises. Zwar ist es bis dahin noch mindestens 15 Jahre hin, doch "die Protestbewegung darf jetzt nicht einschlafen", ist Maier überzeugt.

"Vermutlich fehlt momentan einfach das Geld, die B 15 neu als Ganzes bis Rosenheim durchzuziehen und jetzt hat man gesagt: Wir machen das Teilstück und dann danach weiter." Und selbst wenn die Pläne südlich von Haag wirklich der Vergangenheit angehören würden, sei es wichtig, bayernweit Druck zu machen, findet Polizist Maier. Schließlich werde woanders gerade gebaut, "wir sind heute auch aus Solidarität hier", erklärt Maier. Und schließlich könne man auch nicht wissen, wer bis 2030 an der Macht sei. "Auch wenn heute die Entscheidung so getroffen wird, kann es bis da hin ganz anders sein und die Politiker können sich umentscheiden."

Von Regensburg bis Ergoldsbach im Landkreis Landshut ist die neue autobahnähnliche Bundesstraße schon fertig gebaut, am nächste Abschnitt bis Essenbach an der A 92 rollen bereits die Bagger. Dort solle Schluss sein, fordern mehr als 30 Bürgerinitiativen. Schluss mit der Umweltzerstörung und einem Bauprojekt, dessen Kosten auf bis zu 20 Millionen Euro pro gebautem Kilometer Straße gestiegen sind. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, entzündeten die Bürgerinitiativen am Samstag in den Landkreisen Landshut, Mühldorf, Rosenheim, Erding und auch Ebersberg Mahnfeuer. In Ebersberg brannten die Flammen des Protestes im Landgasthof Bruckhof bei Emmering.

Angesetzt war das Treffen in Emmering auf 18 Uhr. Doch zu diesem Zeitpunkt sind gerade eine Handvoll Gegner der B 15 neu eingetrudelt. "Wir zünden das Feuer einfach später an, wenn ordentlich Leute da sind", sagt Maier. "Ordentlich Leute" werden an diesem Abend nicht mehr kommen. Aus den Augen aus dem Sinn könnte man sagen, der Protest gegen die B 15 neu ist auch ein klassischer Anlieger-Protest. Wer kein potenzieller Anlieger mehr ist, der geht auch nicht mehr protestieren.

Doch dann gibt es da die Hartgesottenen, die in Emmering in der abendlichen Kälte ausharren, weil sie sagen: "Wir glauben der Politik nicht." Die Staatsregierung scheint durch ihren Schlingerkurs in Sachen B 15 neu das Vertrauen in der Bevölkerung verspielt zu haben. Noch Mitte Januar hatte es so ausgesehen, als würde die B 15 neu bis auf weiteres auf Eis gelegt: Wirtschaftsminister Joachim Herrmann (CSU) verkündete, dass man keine Trasse für den neuen Bundesverkehrswegeplan anmelden werde. "Da haben wir schon die Protestschilder abgehängt und uns gefreut", berichtet Maier. Ende Januar dann die Kehrtwende: Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) entschied, sogar zwei mögliche Trassen in Berlin anzumelden.

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