Süddeutsche Zeitung

Emmering:Guter Draht

Im Mediationsverfahren einigt sich die Gemeinde mit der Telekom. Die Kabel nach Boign kommen nun unter die Erde

Von Carolin Fries, Emmering

Im Sommer vergangenen Jahres noch war man bei der Deutschen Telekom felsenfest davon überzeugt, dass es "der beste Weg" sei, "die strittige Frage durch ein Gericht klären zu lassen", wie Presssprecher Markus Jodl sagte. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits viele Gespräche zwischen Gemeinde und Unternehmen geführt worden, sogar Ortsbesichtigungen hatten stattgefunden. Doch eine Lösung schien sich nicht finden zu lassen. Die Telekom wollte partout nicht von ihren Plänen abrücken, für die Versorgung zweier Anwesen in Boign eine oberirdische Leitung an Holzmasten entlang der Gemeindestraße zu errichten. Die Gemeinde wiederum wollte partout nicht ihr Einverständnis erteilen. Nun, nach etwa drei Jahren, haben sich die Beteiligten in einem Mediationsverfahren doch noch geeinigt.

Begonnen hatte damals alles damit, dass der Stromversorger Eon seine Kabel unter die Erde bringen wollte. Seitdem war klar, dass die Masten des Stromversorgers, die auch die Telekom nutze, nicht unnötig lange würden stehen bleiben. "Man hatte der Telekom damals sogar angeboten, ihre Kabel auch mit in die Erde zu verlegen, doch dieses Angebot wurde abgelehnt", erzählt Emmerings Bürgermeister Max Maier (Bürger für Emmering). Stattdessen beantragte die Telekom den Bau einer oberirdischen Leitung entlang der Gemeindestraße von Mühlbichl nach Boign. In den Augen des Bürgermeisters und des Gemeinderats wäre das allerdings eine unnötige Gefährdung des Straßenverkehrs. "Die Straße ist so eng, dass immer wieder Autofahrer von der Straße abkommen", sagt Maier. Vor allem das gerade Stück von Rettenbach hinunter in Richtung Mühlbichl verlaufe erst gerade, so dass viele Autofahrer ind er dann folgenden Kurve zu schnell unterwegs seien. "Kommt ihnen dann hier ein landwirtschaftliches Fahrzeug entgegen, können sie nicht mehr ausweichen", sagt Maier. Bislang seien die Unfälle allesamt glimpflich ausgegangen, "doch was, wenn so ein Auto gegen einen massiven Mast knallt?"

Um Kompromissbereitschaft zu signalisieren hatte die Gemeinde der Telekom angeboten, sich an den Kosten für die Verlegung von Erdkabeln zu beteiligen. Erfolglos. Das Kommunikationsunternehmen wandte sich an das Verwaltungsgericht. Dieses schickte die scheinbar unversöhnlichen Parteien in ein Mediationsverfahren. "Es stimmt, wir haben uns mit der Kommune geeinigt", schreibt nun Pressesprecher Markus Jodl zum Streitfall. Mehr Details will er indes nicht verraten, habe man doch über die Details Stillschweigen vereinbart.

Der Emmeringer Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung Kabelgrabarbeiten beauftragt, bereits in der kommenden Woche sollen die Bagger anrücken. Damit, so Maier, habe die Gemeinde ihren Teil der Vereinbarung erfüllt. Er ist erleichtert, die Angelegenheit endlich vom Tisch zu haben. "Die Kabel gehören unter die Erde, da stören sie nicht", sagt er. Zudem sei eine Leitung neben der anderen "keine Ortsverschönerung", wie er ergänzt. Die Gemeinde koste der Deal etwa 5000 Euro. Gut investiertes Geld, wie der Bürgermeister findet, gehe es doch "um die Sicherheit unserer Bürger".

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2687089
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 12.10.2015
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.