Es geht gleich mit einem heftigen Krach los. Oder vielmehr einigen heftigen Krachern. Die Grafinger Böllerschützen haben sich vor dem Feuerwehrhaus positioniert und schießen ihren Salut, sehr zur Freude der vielen Männer und sehr wenigen Frauen auf der anderen Straßenseite. Ein Auftakt ganz nach dem Gusto der Bayernpartei, die sich an diesem sonnigen Sonntagmorgen im Gasthaus Bruckhof in Emmering zum Landesparteitag trifft.
Dass man einen Veranstaltungsort im Landkreis Ebersberg ausgesucht hat, hat einen Grund, wie Generalsekretär Hubert Dorn wenig später unterstreicht: Quasi im Alleingang habe die Bayernpartei - zusammen mit einigen Naturschutzverbänden - erreicht, dass 47 Prozent der Menschen im Landkreis im Bürgerentscheid gegen die fünf Windräder im Forst gestimmt hätten. So sieht es jedenfalls die Bayernpartei - und diese Leistung soll durch den Parteitag honoriert werden.
Etwa 60 der 6000 Mitglieder der Partei versammeln sich im dunkel getäfelten Saal des Wirtshauses, wo es Toiletten für "Madl" und "Buam" gibt, die Lampen an Wagenrädern von der Decke hängen und die Wände Lesestoff der speziellen Art bieten: "Der Bürgermeister gibt bekannt, dass am Mittwoch Bier gebraut wird und deshalb ab Dienstag nicht mehr in den Bach geschissen werden darf", steht da beispielsweise. Die Blasmusik spielt, bis sich alle gemütlich auf ihren Plätzen eingerichtet haben.
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Doch weniger gemütlich ist dann das Grußwort, das der Ebersberger Kreisvorsitzende Robert Böhnlein seinen Parteifreunden noch vor dem Mittagessen serviert. "Wir werden uns nicht mehr in unser bayerisches Schneckenhaus aus Brauchtum und Sprache zurückziehen können", ruft Böhnlein von der Bühne, man werde sich den sozialen Problemen stellen und sie zum Schwerpunkt der Arbeit machen müssen.
Davon gebe es genügend, Böhnlein zählt sie auf: vom Flächenfraß und dem überhitzten Wohnungsmarkt, über Zeit- und Leiharbeit bis hin zur Privatisierung von Bahn, Post und Gesundheitswesen. Man müsse den "Zwei-Prozent-Turm" verlassen, in dem man sich gerade befinde und endlich aufhören, Schlachten zu schlagen, die schon seit 50 Jahren verloren seien, fordert der Aßlinger - etwa die gegen Abtreibung oder gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften. "Zeigen wir doch endlich, dass bayerische Lebensart, vor allem ein Leben und Leben lassen ist."
Und dann wird der 51-Jährige auch noch ganz deutlich: "Wir müssen vom Landesvorstand mehr Professionalität einfordern", und es schaffen, die Ziele im Bündnis mit anderen Organisationen durchzudrücken, sagt er, während der Landesvorstand vor ihm sitzt.
Der scheint sich von den Spitzen ohnehin nicht allzu sehr beeindrucken zu lassen, zumindest geht Landesvorsitzender Florian Weber nicht darauf ein und skizziert lieber das, was er als Erfolge der Partei sieht, etwa die Petition gegen den "Gender-Unsinn", die große Zustimmung erfahren habe. Mit der Kampagne gegen das "unmögliche Sprachgewurstel" habe man viele Menschen erreicht, sagt Weber unter Applaus. Noch lauter ist die Zustimmung, als Weber die alte Forderung der Bayernpartei nach einem eigenständigen Bayern wiederholt: "Es lebe Bayern! Freiheit für Bayern!"