Süddeutsche Zeitung

Elf Kinder zuviel:Mathestunde im Gemeinderat

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In Markt Schwaben sind fürs kommende Schuljahr mehr Plätze in der Mittagsbetreuung vergeben worden, als es eigentlich gibt. Damit die Kinder nicht auf der Straße stehen, wird das Angebot nun ausgebaut

Von Konstantin Schätz, Markt Schwaben

Die einen denken an den letzten, die anderen schon an den ersten Schultag: Während die Kinder gedanklich längst in den Sommerferien waren, mussten die Gemeinderäte nun bereits ans kommende Schuljahr denken. Das Gremium diskutierte über kompliziertes Unterfangen - die Mittagsbetreuung der Grundschule.

Der Diskussion war vorausgegangen, dass zu vielen Kindern ein Platz in der Mittagsbetreuung zugesichert wurde. Nun musste darüber abgestimmt werden, ob die zusätzlichen Betreuungsstunden genehmigt werden. Der Gemeinderat hatte im Jahr zuvor eine Deckelung von 243 Kindern festgelegt. Für das kommende Schuljahr wurden allerdings 254 Plätze vergeben. Dass die Eltern von elf weiteren Schüler eine Zusage bekommen haben, stieß bei einigen auf Unverständnis: "Wir haben die Deckelung nicht grundlos festgelegt. Es wurden der Bewegungsbedarf der Kinder und die Räumlichkeiten angeschaut und gesagt, dass bei 243 Kindern Schluss ist", kritisierte Sascha Hertel (Zukunft Markt Schwaben).

Zur Not sollen die alten Schulcontainer genutzt werden

Die Leiterin für Bildung und Kultur im Rathaus, Angela Freise, führte den Fehler auf einen unübersichtlichen Wechsel zwischen Hortplätzen und der Betreuung in der Grundschule zurück: "Die Priorisierung der Eltern war nicht klar. Das hat dazu geführt, dass es Wechsel von den Horten in die Mittagsbetreuung gegeben hat - und umgekehrt", sagte Freise. Der Fehler habe sich herauskristallisiert, als die Anwesenheitsstunden der Kinder berechnet wurden.

Die Kritik, dass es nicht genug Platz geben würde, wies Freise allerdings zurück. Sie erinnerte an die Container vor der Grundschule, die im August fertiggestellt werden. Auf diese könnten die Kinder bei Bedarf ausweichen. Außerdem sicherte sie zu, zusammen mit der Schulleitung eine Lösung finden zu wollen.

Anja Zwittlinger-Fritz (CSU) reagierte mit wenig Verständnis auf die Forderung, die Betreuungsstunden zu erhöhen. Sie schlug vor, die Kinder auf die restlichen Hortplätze zu verteilen: "Das Leben ist kein Wunschkonzert. Die Eltern müssen das akzeptieren, was wir bieten", sagte sie. Freise erklärte daraufhin, dass auch bei den Hortplätzen nur noch "zwei, drei Plätze" frei wären.

Am Ende stimmte der Gemeinderat der Anpassung der Betreuungsstunden zu. Der zweite Bürgermeister Albert Hones (CSU) zeigte sich am nächsten Tag verständnisvoll: "Wir sind alle Menschen und es können immer wieder Mal Fehler passieren. Dass das mit den elf Kindern übersehen worden ist, ist halt so." Er versprach gleichzeitig, dass alle Kinder untergebracht werden.

Auch Sabrina Biertz, Pressesprecherin des Rathauses, zeigte sich optimistisch: "Nächstes Jahr wird es einen einheitlichen Priorisierungsschlüssel geben. Da tragen die Eltern ein, ob ihnen für ihre Kinder ein Hortplatz oder das Angebot der Grundschule lieber ist." Damit künftig Schüler, Eltern und Gemeinderäte entspannt in die Sommerferien starten können.

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Quelle:
SZ vom 28.07.2018
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