Süddeutsche Zeitung

Gemeinderat:Auch Kirchseeon fordert Lärmschutz an der Zugstrecke

Die Bahn hatte entlang der Strecke zum Brenner-Basistunnel bereits Stegdämpfer versprochen. Das reicht der Marktgemeinde nicht.

Von Wieland Bögel, Kirchseeon

Die Marktgemeinde schließt sich ihren Nachbarn an und fordert bessere Lärmschutzmaßnahmen entlang der Bahn. Dies beschloss nun der Gemeinderat. Ohne Gegenstimmen und ohne Debatte wurde einem Antrag des Arbeitskreises Bahnlärm stattgegeben. Kern der Forderung ist, dass die Bahnstrecke im Gemeindegebiet wie eine Neubaustrecke behandelt wird, sollten dort einmal nach Fertigstellung des Brenner-Basistunnels deutlich mehr Züge rollen.

Dies hatten in den vergangenen Wochen bereits die Gemeinderäte in Zorneding und in Vaterstetten vom Schienenkonzern sowie von Land und Bund gefordert. Hintergrund ist, dass für bestehende Strecken andere Grenzwerte beim Lärmschutz gelten als bei neu gebauten. Letztere müssen sehr strenge Vorgaben erfüllen, erstere unter Umständen gar keine, da hier der Bestandsschutz greift. Dies gilt auch, wenn sich der Verkehr auf der Strecke deutlich erhöht.

Es sei doch nicht zu erklären, sagte nun Kirchseeons Bürgermeister Udo Ockel (CSU) im Gemeinderat, dass "wenn eine Strecke neu gebaut wird, andere Standards gelten als bei einer, die es schon gibt". Zumal bei einer, die ohnehin bereits ziemlich belastet ist, laut den Daten des AK Bahnlärm, liege der Lärmpegel derzeit schon beim Hundertfachen dessen, "was bei einer Neubaustrecke hinzunehmen ist", so Ockel.

Dies kritisiert auch der im Mai gegründete AK Bahnlärm, deren Vertreter trotz Biergartenwetters zahlreich den Weg in den Sitzungssaal gefunden hatten, wie der Bürgermeister anerkennend anmerkte. Hauptkritikpunkt des Arbeitskreises ist, dass sich spätestens in zehn Jahren, wenn der Brenner-Basistunnel benutzbar sein soll, der Bahnverkehr auf der Strecke München-Rosenheim nahezu verdoppeln könnte.

Besonders der Anteil der Güterzüge würde dabei zunehmen, von dieser Entwicklung geht auch die Bahn selbst aus. Wegen des Bestandsschutzes könnte die Strecke allerdings nahezu so bleiben, wie sie jetzt ist. Die Bahn hat lediglich sogenannte Schienenstegdämpfer versprochen, die das Gerumpel der Züge etwas leiser machen sollen, ein kleiner Teil davon wurde bereits auf Höhe Vaterstetten eingebaut.

Doch den Anliegern reicht das bei weitem nicht, weshalb sie den AK Bahnlärm gegründet und die Forderungen an die Bahn erarbeitet haben. Diese seien auf jeden Fall sehr sinnvoll, unterstrich nun der Bürgermeister, "das wäre eine extreme Verbesserung zu dem, was wir heute haben".

Eine Antwort könnte schon bald kommen

Und durchaus realistisch, befand Grünen-Gemeinderat Rüdiger Za. Wenn sich die Gemeinden entlang der Strecke zusammentäten, gebe es eine gute Chance, mehr Lärmschutz zu bekommen. Za verwies darauf, dass auch der Städtetag bereits die Forderung an die Bahn gestellt habe, bei steigendem Verkehrsaufkommen Altbaustrecken wie Neubaustrecken zu behandeln. Die übrigen Gemeinderäte sahen dies offenbar genauso, einstimmig wurde der Antrag des AK Bahnlärm angenommen.

Laut Ockel könnte es sogar einigermaßen bald eine Antwort geben. Schließlich gibt es schon etwas Vorlauf, da die Vaterstettener und die Zornedinger ihre Anträge bereits Mitte beziehungsweise Ende Juli verabschiedet haben. Damit haben nun drei der größten Gemeinden des Landkreises mehr Lärmschutz gefordert.

Insgesamt wohnen dort rund 43 000 Personen, fast ein Drittel der Landkreisbürger. Möglicherweise werden es bald noch mehr, denn auch in Grafing ist man unzufrieden mit der Bahn. Dies zeigte sich vergangene Woche bei einer Veranstaltung. Auch dort wurde die Forderung nach besserem Lärmschutz geäußert.

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SZ vom 08.08.2018/clli
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